14
Jan
2015

Aus dem Logbuch: 2014 revisited

Eine Woche ist das neue Jahr nun alt, das das besser sein soll als das letzte, das schwerste. Alles neu oder vieles, Weihnachten ohne Mutter, ohne Vater, nicht in Tirol. Bei einer anderen Familie mit anderen glänzenden Kinderaugen, in Gedanken an die vielen Kindertränen zu Weihnachten, an all das, was das Sehnsuchtsfest so schwer macht. Zurück ins Haus, die lieben Nachbarn, die Familie, der Onkel trauernd am Friedhof, das Leben geht weiter, sagen wir uns. Immer wieder. Viele Häfen und einmal untertauchen. Und es geht weiter.

2014-10-31-12-30-20

Eine Narbe am Hals erinnert, ein paar Aufnahmen, die Stimme der Mutter. Und wieder aus der Zeit gefallen, vieles vergessen; ein wenig schwerfällig bin ich, wenn es um Neues geht, wenn ich versuche mir mein Leben neu zusammenzuzimmern. Ein neues Schiff muss her und neue Karten, wir brechen auf zu neuen Ufern, der 1. Offizier und ich, ein sansibares Leben führen wir.

2014-10-12-16-26-01

Meine Weltkarte hat sich verändert, Kontinente haben sich verschoben, keine Eltern, keine ideologische Heimat mehr, keinen Arbeitsplatz im Großraumbüro. Es ist mein Leben und nur mehr ich entscheide, wo es lang geht. Das macht mir Angst, gibt mir auch immer wieder ein Gefühl der Verlorenheit. Ich will es gut machen. Das Erbe gut nutzen. Arbeiten. Helfen.

2015-01-09-13-20-47

Und doch stecke ich fest zwischen Projekten, Ideen, Wünschen, Träumen. Und nichts ist dringend, nur der nächste Tag zu leben. Das habe ich gelernt in jenen Wochen. Monaten. In diesem Jahr der ungestellten Fragen, weil es keine Antworten geben kann, der Verlorenheit in der Zeit, deren Endlichkeit abzusehen und doch wieder nicht abzusehen war. Das Leben mit dem Tod.

Das Leben nach dem Tod, das Leben ohne Rufbereitschaft, Tag und Nacht, ohne das einzige Ziel jeden Tag zu einem guten zu machen, denn es könnte der letzte gute sein oder einfach nur der beste in einer Reihe immer schlechter werdender guter. Jeden ihrer Tage. Nun sind es meine Tage, die ich mir gut mache und ich entscheide, was gut ist. Als letzte meiner Art, meiner Kernfamilie.

2014-12-13-13-17-19

Und während mir längst vergangene Ereignisse plötzlich klar vor Augen stehen, verschwimmt dieses Jahr der Tränen, Schmerzen und Abschiede. Jenseits des Blogs bleibt der Duft von Rosen im Garten, Früchteteller, der Atem der Mutter im Nebenzimmer, beim Kellerfenster hinausrauchen und auf den Freitag warten, der mir den Liebsten, uns den Mann im Haus brachte. All das ist vorbei – für immer.

2014-10-10-22-34-28

Noch wirkt das Haus, als würde die Mutter auf mich warten – und sie tut es auch. Und auch nicht mehr. Niemand mehr, den ich anrufen muss, ich muss keine Rechtfertigung mehr ablegen, ich trage die Haare oft offen und Kleider, die sie nicht so mochte. Aber auch Kleider, die sie mir gekauft hat.

2014-12-19-14-10-25

„Fehlen mir Kinder?“ fragt man mich. Frag ich mich, denn ich mich über den neu geborenen Menschen im Freundeskreis, in der Wahlverwandtschaft freue. Nein, auch jetzt nicht. Die Kernfamilie habe ich durch die erweiterte und durch Wahlverwandte ersetzt, Brüder und Schwestern im Geiste, Söhne und Töchter in Freundschaft und sogar schon „Enkel“ – zum Lieben und Leben ohne Stimme des Blutes, ohne zu große Erwartungen und eigenverantwortlich für das Leben bis zum Tod.

2015-01-14-12-28-47
(Tausend Dank Herr Schneck fürs 1. Geschenk)

Und das wird ein wunder-volles… die Segel sind gesetzt, der 1. Offizier zum Vizekönig ernannt.

So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
902 mal erzählt

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rosmarin - 15. Jan, 20:47

ach ja.... es muss so sein, liebe piratin.
gut, wenn sie die segel hissen und aufbrechen, langsam den hafen verlassen und das alte land verschwinden sehen.
ihr bild der wahlverwandschaften teile ich und halte es ebenso. die vermeintliche stimme des blutes wurde und wird eh immer überschätzt und schafft oft soviel leid.
ich setz mich mal an den strand und halte die hand über die augen, schaue in die ferne und frage mich, ob sie bald mal vorbeigesegelt kommen.

testsiegerin - 15. Jan, 21:36

ein wunderschöner text ist das.

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