Reisegepäck

5
Aug
2010

Ehrenwerte Besucherinnen, geschätzte Besucher,

Jetzt spielt's Granada:



In spätestens 12 Stunden wird mir so manches spanisch vorkommen - ich verabschiede mich in Richtung Siesta,

stets Ihre Mock Turtle

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989 mal erzählt

5
Jan
2010

Miss A. und ihr Chauffeur

Auch in Berlin verlässt man sonntags gerne die Stadt. Schon gar, wenn man von Miss A. und ihrem Chauffeur dazu ver- und entführt wird, das Umland des Hauptstadt zu entdecken, Brandenburg, das alte Preußen, um noch präziser zu werden Werder an der Havel. Und der Chauffeur kann nicht nur fahren, man kann auch einiges von ihm erfahren. Bestens werden wir von ihm und Miss A. liebevoll versorgt mit glühend heißen Kaffee und viel Information. Geschichte und Geschichten.

Was geblieben ist: Das Haus des Rundfunks, innen sternförmig angelegt. Ein Radiohaus. O-Töne klingen in meinem Kopf aus dem Jahrhundertprojekt des Erstgeborenen. Oft gehört, nun gesehen. Weiter an der AVUS-Tribüne vorbei, seit 10 Jahren wartet sie auf Publikum.Das literarische Colloquium am Wannsee, Geschichte und Geschichten unserer Gastgeber. Einsteins Segelboot in Caputh hieß Tümmler, das in Amerika Tinnef. Immer wieder Schinkel, Preußens Baumeister stand im Reiseführer. Später lese ich nach, blättere im Netz und entdecke beglückt, dass sich uns der Zaubernachmittag in Schinkel‘schem Licht präsentiert hat.

Schinkel

Karl Friedrich Schinkel: Blick auf Potsdam

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Der Liebste: Anfahrt auf Werder

SchinkelMorgen

Karl Friedrich Schinkel: Der Morgen

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Katiza: Traktort


Später dann wärmen wir uns im Galerie-Cafe mit der freundlichen Wirtin und der guten Küche. Wir füllen den Raum mit Heldensagen von hüben und drüben. Eine Art friedliche Lösung des zweiten Einigungskriegs. Geschichte und Geschichten.

Werder

Und dann Potsdam – unter den Eichen ergänzt mein Kopf selbstverständlich, wann immer mir der Name der Stadt begegnet. Straßenlaternen spiegeln sich im Schnee. Die Straßen menschenleer. Magische Bilder. Aneinander geduckte Institute im goldenen Licht. Golden wie der mächtige Atlas am Alten Rathaus am Alten Markt bei der mächtigen Nikaolaikirche. In der Universitätsstadt erzählt die Studentin Universitätsgeschichten. Von Dozenten und Podiumsdiskussionen und Liebe und Geist. Und meine Geister zwinkern mir zu. So viel Information. Geschichte und Geschichten.

Der Chauffeur fährt uns wieder ins nächtliche Berlin, zeigt uns, was wir verabsäumt haben zu sehen, weil es so gut war mit den Menschen hier in den Nächten und so wenig von den Tagen blieb. Ich freue mich, sauge die Information auf, und genieße die Einwürfe und Ergänzungen von Miss A.. Kontrapunkt, denke ich die musikalisch kaum Gebildete und Kunst der Fuge. Jetzt nach Recherche fühle ich mich bestätigt. Eine Zeit voll seltsamer Koinzidenzen. Geschichte und Geschichten.

Und dann noch ein Kreuzberg spezial mit dem Chauffeur. Das fand ich sehr schön, mit richtigem Einblick in sein Leben, seine Laufstrecke, sein Döner, sein Kiosk, sein CL-Lokal, verwoben mit den Lebensgeschichten der Menschen, die dort sind. Er schaut genau hin, der Chauffeur, und er hört gut zu. Beruf und Berufung. Geschichte und Geschichten. Beim Vietnamesen scherzt er mit der Kellnerin mit den schönene Lippen und den üppigen Hüften: „Letztlich sind wir alle Preußen.“
Miss A. lächelt leise. Irgendwo liegt immer ein Joker.

Schön!
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20
Aug
2009

Bali: Götterdämmerung

Es ist Mitternacht, als uns Silvana und Ketut vor unserem Hotel abholen. Den kleinen Samy haben sie mitgebracht, seine Mutter wird mit ihm im Auto beim Vulkan übernachten, während sein Vater uns hinaufführt. Jetzt dösen Vater und Sohn Brust an Brust. Ich bin aufgeregt, habe ein wenig vorgeschlafen und fürchte mich trotzdem vor dem nächtlichen Aufstieg auf den Gunung Agung. Fünf Stunden steht im Reiseführer, das will erst geschafft sein. Wir haben die Bergschuhe an, die uns bereits auf unseren ersten Vulkan, den Piton de la Fournaise begleitet haben, und die Regenjacken im Rucksack. Die Trekkinghose habe ich zu Haus vergessen. Jetzt hoffe ich, dass die Baumwollhose, die ich in Ubud gekauft habe auch gute Dienste leistet. Wir haben neue Batterien für die Taschenlampen und jede Menge Wasser in den Rucksäcken.

Fast zwei Stunden fahren wir durch die Nacht. Die Straßen sind oft schlecht und Silvana passt auf, um keines der Tiere, die unseren Weg kreuzen – Frösche, Ratten, Schlangen, Hunde – zu überfahren. Manchmal flimmert ein Fernseher durch die Nacht – auf einer Bale, einer jener offenen Plattformen, die hier zu jedem Haus gehören, die Häuser auch oft ersetzen. Irgendwann regnet es – bei Regen möchte ich nicht gehen. Aber bald zeigt der Mond wieder ein breites Grinsen. Der Tour steht nichts mehr im Weg, höchstens die Angst.

Am Parkplatz sind wir die ersten, knapp vor einem anderen Kleinbus. Die lokalen Guides kommen auf Mopeds. Neugierig nähern sie sich, unterhalten sich mit Ketut und bewundern seinen Sohn. Ketut bietet uns noch einen Schluck Jamu an – eine Art „Energy-Drink“, dessen Zubereitung aus viel Gelbwurzel, Limone und Palmzucker wir am Vortag von den Beiden gelernt haben. Dann steigen wir Stufen hinauf zum Tempel Pura Pasar Agung. Dort entzündet er Räucherwerk. In der Tempelküche brennt Licht. Hinter der Anlage beginnt der Dschungel – und unser Aufstieg.

Der schmale vom Regen ausgewaschene Weg führt fast senkrecht den Berg hinauf, der Gipfel ist dort im Dickicht nicht zu sehen. Manchmal lächelt der Mond durch die Bäume. Ich habe beileibe nicht annähernd so viel Kondition, wie ich geglaubt, erhofft habe. Meine Fußmärsche durch die Großstadt, die Wohnung im vierten Stock ohne Lift, das reicht nicht wirklich als Training für das Besteigen von Bergen. Bald schon bin ich nass vom Schweiß, ringe nach Luft und spüre mein Herz bis in die Schläfen schlagen. Ich verfluche mich, uns, diese blöde Idee. Zu stolz, um so früh schon um eine Pause zu bitten, verzögere ich, durch häufiges Trinken aus der warmen Wasserflasche. Irgendwann wird mir schlecht. Die Männer sorgen sich.

Eine Gruppe junger Franzosen – zwei Mädchen, ein ständig jammernder Bursch – zieht an uns vorbei. Am Weg hinauf werden wir sie immer wieder treffen, mal liegen wir vorne mal sie. Irgendwann geht es dann besser, ich finde einen Rhythmus und wir unterhalten uns mit Ketut. Ich erzähle, dass wir in meiner Kindheit immer auf den Berg gegangen sind und meine Tiroler Verwandtschaft das noch immer tut. Er stellt Fragen über Österreich und erzählt davon, wie er mit Silvanas Onkel in Rostock fischen war. Der hat ihm die Stirnlampe geschenkt, die uns jetzt den Weg leuchtet. Ob man die Krise bei uns spürt, will er wissen. Dass die Leute bei uns in Europa so viel arbeiten, stellt er fest: „In Bali also eight hours – but different“, grinst er. Er achtet gut auf uns.

Manchmal drehen wir uns um. Die Wolkendecke ist aufgerissen und unter uns liegt Bali. Denpasar zeigt uns Ketuk und Klunkung, die alte Königsstadt, wo einst die Holländer Männer, Frauen, Kinder hingemetzelt haben. Einmal legt er eine Zigarettenpause ein. Ich genieße den süßlichen Geruch der balinesischen Zigaretten und vor allem die Gelegenheit zu verschnaufen. Zwischendurch beschwöre ich meine Mantras. Ich denke an die Meditationsmärsche mit Josef, die meist genauso steil bergauf geführt haben, an die Familienausflüge meiner Kindheit. Ich denke: „Nie zum Gipfel schauen, immer nur an den nächsten Schritt denken.“ Und „Nami Amida Butsu“. Nur nicht aufgeben, immer weiter steigen.

Längst haben wir die Baumgrenze hinter uns gelassen und klettern über einen Lavastrom nach oben, manchmal die Taschenlampe im Mund, auf allen Vieren. Ein, zwei Mal verlier ich fast das Gleichgewicht. Andere Gruppen überholen uns. „How far is ist?“, frage ich Ketuk. „Fifteen minutes“, antwortet er – und ich weiß, dass es gelogen ist. Das hat mein Papa auch immer gesagt, wenn es ums Durchhalten ging. Der Wind singt, Ketuk weist uns darauf hin. Die Sterne sind zum Greifen nah. Und plötzlich ist die letzte Hürde überwunden.

Am Gipfel treffen wir auf eine bunte internationale Gesellschaft, ein schier babylonisches Sprachgewirr ist zu hören. Die einheimischen Guides schenken Kaffee aus. Die Menschen lachen und singen. Unter den Guides ist auch ein fröhliches einheimisches Mädchen mit Marienkäferhandschuhen. „My sister“, erläutert einer, der an diesem 15. August schon zum neunten Mal in diesem Monat auf dem Vulkan war. Beim Abstieg wird er die leeren Plastikflaschen einsammeln, die Touristen achtlos weggeworfen haben. So schöne Gesichter. Ketuk sitzt an einen Felsen gelehnt und raucht, stolz und zufrieden.

Der Himmel färbt sich rosa und die Vulkane von Lombok tauchen aus den Wolken auf. Und in mir wird es still. Tränen fließen. Ich spüre das Göttliche. Die Sonne geht auf. Mein Vater ist bei mir. Ich bin unendlich glücklich, dass ich all das erleben darf, kann. Ich küsse den Liebsten, der seit 20 Jahren bei mir ist an finsteren Tagen und in hellerleuchteten Nächten, der mit mir Vulkane besteigt und auf den Grund des Meeres taucht. Die Sonne geht auf. Im Krater wächst ein Bäumchen.

Der Weg hinunter ist fast noch härter als der Aufstieg. „It’s a hard way to the top and even harder to go down”, tönt es in meinem Kopf. Meine Füße schmerzen, ich habe wenig Kraft, kaum Trittsicherheit, mehr als einmal rutsche ich aus und falle auf meinen Hintern. Erst jetzt, am Morgen, offenbart sich die ganze Schönheit dieses Berges. Der Übergang von den Lavaströmen des letzten Ausbruchs zum Dschungel mit wunderbaren Blumen, Mimosenbäumen, Tamarinden. Eine Affenherde scheint sich über uns lustig zu machen. Und dann nach endlosen Stunden sind wir endlich wieder beim Tempel angekommen. Wir spenden dem Tempelwächter, werfen noch einen letzten Blick hinauf und steigen die Treppen zum Parkplatz hinunter. Der Liebste nimmt mich an der Hand. Jeder Schritt tut weh.

Die ersten Gläubigen kommen uns entgegen. Frauen in wunderschönen weißen Blusen, Blumen im Haar und viereckige Körbe am Kopf. Darin befindet sich alles, was sie für die Zeremonien im Tempel brauchen und Essen, das hier gemeinsam verzehrt wird und von dem ein Teil quasi geweiht nach Hause getragen wird. „Selamat pagi“, grüßen wir uns. Am Parkplatz stehen die Männer und rauchen.

Silvana hat uns erwartet. Sie ist stolz auf ihren Mann, beneidet uns um die Tour, das Erlebnis. Wir sitzen noch eine Weile auf den Stufen und reden. Ketut hat seine Zigarettenstummel wieder vom Berg herunter genommen, bemerkt sie und ist strahlt ihn an. Auf der Rückfahrt schläft er mit Samy auf der Brust im Auto, auch wir nicken immer wieder ein. Irgendwo hält Silvana und kauft uns Bakso – köstlich scharfe Suppe, wie sie hier überall auf den Straßen angeboten wird. Sie schmeckt und tut unendlich gut.

Wir sind sehr müde, als wir beim Hotel ankommen. Aber voll Glück und Dankbarkeit. Bergkameradschaft fällt mir ein, der arg strapazierte Begriff aus meiner Heimat. Wir sind Freunde geworden und werden uns wiedersehen.
Danke.

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16
Aug
2009

Bali: Liebe und Tod auf….

Was meine Reiselektüren angeht, bin ich ein wenig wie diese Studienräte in Sandalen mit Socken. Bildungsbürgerlich greife ich neben mindestens einem Reiseführer zum passenden Roman: Also Pompeji für Neapel und Amalfiküste, Il Gattopardo für Sizilien und eben die schon erwähnte Vicki Baum für Bali. Das Exemplar, das hier vor mir auf dem Tisch liegt, ist Hardcover, Buchgemeinschaft Donauland und ich habe es aus dem Bücherregal im Wohnzimmer meines Elternhauses. Dort ist es gestanden, seit ich denken kann. Ich muss es auch gelesen haben, damals als ich dort alles las, Simmel und Dostojewski, Francoise Sagan, Arthur Hailey. Dunkel kann ich mich an das Buch erinnern, es muss wohl irgendwann in den 1960ern erschienen sein, denn auf den letzten Seiten werden Bücher empfohlen mit Worten wie: „Dieser Roman überragt kilimandscharohoch alle Fachbücher über Afrika, weil er ein Aufbruch ins Innere nicht nur des schwarzen Kontinents, sondern der Neger selbst ist!“ Heute, wo ich mit Bekannten darüber diskutiere, ob man zu einer Süßspeise nach wie vor „Mohr im Hemd“ sagen darf, mutet so etwas doch ein wenig seltsam an.

Aber zurück zu „Liebe und Tod auf Bali“. Es ist verblüffend, wie viel vom Bali des Jahres 1906, nachempfunden von einer österreichischen Schriftstellerin 20 Jahre später im heutigen Bali noch vorhanden ist. Neben Internet-Cafes, Biomärkten, Dolce&Gabbano-Läden haben Hahnenkämpfe, Hexen, Familie, Glaube und Aberglaube ihren fixen Platz. Nicht einfach für Frauen wie Birgit und Silvana, beide mit Balinesen verheiratet, Mütter entzückender Kinder, die das Beste beider Welten in sich zu vereinen scheinen. Die beiden sind wohl auch irgendwie symptomatisch für das neue Bali.

Silvana, die große Blonde aus Mecklenburg, bietet mit ihrem Mann Ketut balinesische Kochkurse an. Wir sind ihre ersten Gäste und so ist sie ein wenig verlegen als sie uns mit leichter Verspätung um 7:15 Uhr morgens vor dem Hotel abholt. Längst sind wir von den Jungs aus dem Warung auf der anderen Straßenseite umzingelt. „Where you come from? How long in Bali? Where go to? Need Transport? Want cigarette? Want Kofi?” Wir fahren zu einem nahe gelegenen Markt, wo wir die einzigen Weißen sind. Wir bestaunen und werden bestaunt. Kleine Kinder werden verstohlen auf dieses seltsame Trio aufmerksam gemacht: Die große blonde Frau, der Mann mit Zopf und Sarong, die zweite Frau mit rotem Hut.

Wann immer wir mit dem Auto unterwegs sind, begegnen uns Gruppen marschierender Frauen und Kinder. Sie üben für den Nationalfeiertag, wird uns erklärt. Silvana erinnert das ein wenig an ihre Kindheit in der DDR. Dieses Aufeinanderprallen der Kulturen ist ihr vertraut - Traditionen und Riten treffen auf das dritte Jahrtausend, eine Gesellschaft in der die Gemeinschaft das höchste Gut ist trifft auf eine Welt der Egozentrik. Manches erinnert sie an Wendezeiten, erklärt sie, und auch sie selbst und Ketut lassen sich auf diese Gradwanderung ein.

Das Huhn für unsere balinesische Kochlektion kaufen wir im Supermarkt – am Markt waren wir zu spät dran, um noch für unsere Mägen verträgliches Fleisch zu kaufen. In den Regalen finden sich jede Menge Cremen und Duschbäder zur Hautaufhellung. Silvana bemerkt meine Verwunderung: „Jeder will eben, was er nicht hat. Leider gilt auch hier, je heller, desto besser.“ Tampons gibt’s keine, die sind tabu.

Ketuts Familie lebt in Seraya Tengah, einem langgezogenen Dorf im Osten von Bali. Silvanas Schwägerin hat einen Tag vorher ein Kind bekommen, sie stillt es auf der Terrasse ihrer Hütte. Ein Schwein für das Dreimonatsfest dieses Kindes wurde bereits ausgesucht, erklärt Silvana und zeigt uns ein schwarzes Ferkel. Die ersten Zeremonien fanden bereits während der Schwangerschaft statt. In sechs Hütten lebt hier die Familie. Ketut, seine Brüder und die Eltern. Nur ein Bruder sei weggezogen, die übrigen bei der Familie geblieben, wie es sich gehört. Deswegen sind hier – wie in vielen anderen Gesellschaften – Söhne so wichtig. Und Silvana hat einen Sohn geboren, ein blonder kleiner Bub mit karamellfarbener Haut, der Liebling seiner Großmutter, die uns neugierig beobachtet. Sie weiß wohl nicht, ob sie es gut heißen soll, was ihr die fremde Schwiegertochter da ins Haus gebracht hat: weitere Fremde. Irgendwann erwidert sie dann unser Lächeln.

Die Familie hält Schweine und Hühner, zwei Hunde streunen am Hof herum, sie bauen Mais an, Ingwer und Chili. Ketut besteigt eine Kokospalme und offeriert uns frische Nüsse zum Trinken. Später dürfen wir auch vom Tuak, dem Palmenwein, den der Vater selbst aus einer Palme zapft, probieren. Er schmeckt wie Sturm und steigt schnell zu Kopf.

Samy heißt der kleine Sohn der beiden, Samy Wayan, denn die Kinder werden in Bali nach der Reihenfolge ihres Kommens benannt: Wayan heißt der/die Erstgeborenen, auch Pudu oder Gede, Made, Kadek oder Nengah heißt das zweite Kind, Nyoman oder Koman das Dritte und das Vierte Ketut – dann fängt man wieder von vorne an. Geboren wurde der kleine Bub in Deutschland, Ketut, sein Vater, war dabei.

Gemeinsam bereiten wir ein köstliches Menü zu, ein großer Teil der Zutaten stammt aus dem eigenen Garten. Silvana zeigt uns das Guesthouse, das die beiden zu bauen begonnen haben und voll Stolz auch den Kompromiss mit ihrer deutschen Herkunft: Ein richtiges Klo. „Das musst sein“, grinst sie: „Ein Thron.“ Und irgendwie kann ich sie verstehen.

Umringt von Hühnern und Hunden, die auf einen Bissen warten, verspeisen wir auf einer Bale sitzend das mit vereinten Kräften Gekochte. Als wir am Ende dieses Tages auseinander gehen sind wir fast schon Freunde. Und wir vereinbaren, dass Ketut uns am nächsten Tag um Mitternacht auf den Vulkan führen wird. Silvana bringt uns zurück in unser Hotel. Auf der Speisekarte in dem von einem Deutschen gemeinsam mit einer Balinesin geführten Haus steht etwas von „originally balinese food“, davon und vom Leben auf Bali haben wir an diesem Tag wirklich kosten dürfen.

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13
Aug
2009

Bali: Another Day in Paradise

Viele kleine Spas säumen die Straßen von Ubud und auch wir verspüren Lust uns verwöhnen zu lassen. Birgit empfiehlt uns „Ubud Wellness“ und wir gönnen uns „Kumkuman Body Wellness, eine Art Ritualbad zu Geburtstagen und Hochzeiten. Agun und Wayan heißen die beiden Frauen, die uns zwei Stunden lang verwöhnen – und es ist wirklich ein Ritual. Über eine Stunde lang finden Aguns kundige Hände all die Stellen, an denen meine Dämonen ihre schmerzhaften Spuren hinterlassen hatten und mit festen Druck merzt sie sie aus, mein Körper wird mit Kaffee eingerubbelt, sie verteilt Honig und Tamarinde auf meiner Haut, hüllt mich in Tücher, massiert Gesicht und Stirn. Der liebste und ich liegen auf zwei Betten im selben kleinen Raum und die beiden Balinesen arbeiten schweigend, Seite an Seite. Sorgfältig waschen sie die wohlriechende Paste wieder ab, wie mütterliche Fürsorge fühlt sich dieses Gewaschen werden an, unendliche Geborgenheit und Sicherheit. In einer steinernen Wanne ist in der Zwischenzeit ein Bad für uns eingelassen worden, Blüten schwimmen im Wasser, Fruchtsaft steht bereit. Sie gießen heiliges – rauchig riechendes - Wasser über unsere Köpfe und es ist ein heiliger Akt. Wir fühlen uns gesegnet.

Und so gesegnet machen wir uns auf dem Weg zum Warung Bodag Maliah – einem kleinen Bio-Restaurant inmitten der Reisfelder. Weil Ubud ein bisschen eine Aussteigerstadt ist, wo sich die guten Kräfte sammeln, steht hier Bio hoch im Kurs. Die balinesische Wirtin – Geschäfte sind hier oft Frauensache – kocht hervorragend. Besucht wird das Lokal von Internationalen Weltenbummlern. Nach einem herrlichen Mahl, spazieren wir bei Mondschein über die Reisterassen zurück in die Stadt. Glühwürmchen weisen uns den Weg und unten wartete schon wieder ein Autobesitzer auf uns: „Transport? You walked long way, must be tired.“ Doch wir verweigern, marschieren noch einmal die Hauptstraße entlang und beenden den Abend bei den Bali Blues Brothers im Ubud Jazz-Cafe. Der Besitzer selbst spielt Bottleneck und bei frisch gezapftem Bier macht der eine oder andere Kellner dem Liebsten schöne Augen. Irgendwann – kurz nach Geogia on my Mind ertönt auch noch der Stray Cat Strut und Glück und Dankbarkeit umfassen mich. Die Götter meinen es gut mit uns und auch die Dämonen haben wir wohl nicht erzürnt.

Um Mitternacht sperrt der Klub und Hand in Hand gehen wir nach Hause. Immer wieder begleitet uns ein Hund ein Stück des Weges, da oder dort ertönt ein schwaches: „Transport?“ und im Hof eines Warungs sitzt eine Gruppe junger Balinesen und raucht Gewürznelkenzigaretten, Mädels und Jungs, irgendjemand spielt Gitarre. Dann sind wir daheim.

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1396 mal erzählt

11
Aug
2009

Bali: Götter und Dämonen

Das Meer ist eine Frau, eine Göttin. Das weiß ich schon lange und so war es für mich gar nicht verwunderlich, dass meine erste Begegnung mit dem Meer hier in Bali ausgerechnet an jenem Abschnitt des Strands von Seminyak statt findet, der religiösen Zeremonien gewidmet ist. Eine größere Gruppe weiß gekleideter Menschen hat sich dort unter Fahnen und Baldachinen versammelt. Musik und Trommeln weithin hörbar. Ganz vorne, dort, wo das Meer den Strand küsst kniet eine Frau mit Opfergaben, zwei weitere – Schwestern, Freundinnen? – stehen bei ihr. Alles ist richtig in diesem Augenblick.

Und das Meer, die See zeigt sich im Sonnenlicht in all ihrer Göttlichkeit. Sie glänzt silbern und mächtige Wellen rollen an den Strand zu und spielen zärtlich um unsere Füße, nur um sich wieder zurückzuziehen und mit neuer Wucht auf uns zu zu rasen. Ihre Kraft taucht alles in einen sanften Sprühnebel. Gefahr und Verführung ganz eng beieinander . An Schwimmen ist nicht zu denken, sie würde einen mitnehmen, die Meeresgöttin, einfach eine weitere Opfergabe neben den vielen kleinen mit Blumen gefüllten Palmkörbchen, die sie sich geholt und verschlungen hatte.

Am Strand stehen und sitzen schöne junge Balinesen, allein, selten nur zu zweit. Sie tragen Straßenkleidung, rauchen und schauen aufs Meer. Später sehen wir den einen oder anderen wieder – in Begleitung von Urlaubern, einsamen Männern. Einer davon hat sogar seine Hand um seine „Beute“ gelegt. Die Geste scheint dem jungen Mann unangenehm, nur die Geste.

Ich denke an Walter Spies, der in den 30er Jahren hierher gekommen war, voll Sehnsucht nach der Schönheit dieser Menschen, die er auf Fotografien gesehen hatte. Auf der Insel, auf der die Liebe zu Männern kein Tabu war – sondern „ein ganz normaler Zeitvertreib unter unverheirateten jungen Männern“, wie die Anthropologin Margaret Mead bestätigte -, lebte er 15 glückliche Jahre und prägte wie kaum ein anderer den Mythos Bali. Und wer es sich leisten konnte, machte sich auf, das Paradies mit eigenen Augen zu sehen: Charlie Chaplin, Noel Coward, Barbara Hutton oder Vicki Baum, die von Spies bei den Recherchen zu „Liebe und Tod auf Bali“ unterstützt wurde.

„Manchmal wird mir ein wenig schwindlig bei dem Gedanken, daß unsere kleine Insel, so alt, so einzigartig, so paradieshaft noch trotz aller Neuerungen, daß dieses unverdorbene Stück Erde durch Flugzeuge und große Dampfer und Touristenreklame so nah an all das übrige herangezogen worden ist,“ lässt Baum im 1937 erschienenen Roman Dr. Fabius sagen.70 Jahre später ist die Welt längst in Bali angekommen und Bali in der Welt. Immer mehr Reisfelder würden zugunsten von Bungalowanlagen weichen, erklärt Made, der uns von Seminyak nach Ubud fährt. Er ist mit Birgit verheiratet, einer Österreicherin, die unsere Reise hier organisiert. Seid auch Balinesen Kredite aufnehmen dürfen, würde sich jeder ein Moped kaufen, erklärt er den chaotischen Verkehr. Und so ein Moped bietet auch Vielen Hoffnung am Tourismuskuchen mitnaschen zu können. „Taxi, Driver, Transport“ bieten die Burschen und Männer lächelnd an, die auf den Straßen Ubuds sitzen, egal, ob man ihrem Nachbarn gerade mit No abgewinkt hat. Einer hat ein Schild: „You need transport?“ staht drauf in Großbuchstaben. Als ich den Kopf schüttle, dreht er es um „Maybe tomorrow?“ steht auf der anderen Seite. Er freut sich an unserem Lachen wie an einem gelungenem Streich.

Die Götter und Dämonen aber sind nach wie vor allgegenwärtig in Bali. Überall stehen Tempel und selbst vor den In-lokalen und Edelboutiquen in Seminyak liegen täglich Opferkörbchen. Immer gefüllt mit Blumen und kleinen Aufmerksamkeiten für die Dämonen: bunten Reis, Zigaretten, Crackern, Pfefferminzbonbons, sogar einem Gläschen Schnaps. Die Verkäuferin in der Boutique flicht kleine Kunstwerke aus Palmblättern – for my ceremony – während sie auf Kunden wartet. Weiter oben, auf kleinen Plattformen wird den Göttern geopfert. Täglich Göttern und Dämonen, dem Guten und Bösen, das in uns steckt, mit Opfern und Wertschätzung zu begegnen, gehört auch im modernen Bali zum Leben, erklärt uns Birgit und erzählt von Jenen, die auf der Suche nach dem Paradies hierherkamen und nicht dazu bereit waren: Sie würden krank, verrückt oder beginnen zu trinken. In ihrem Gästehaus sitzen wir abends auf der Terrasse und hören das Spiel der Gamelan-Orchester, die in dieser Vollmondnacht die Tänze im Hof des benachbarten Agung Rai Museum of Art begleiten.

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1365 mal erzählt

4
Aug
2009

Ehrenwerte Besucherinnen, geschätzte Besucher,

eigentlich, Herr Schneck, brauch ich kein Venedig, der Platz an der Theke würde reichen. Aber manchmal habe ich Sehnsucht – Sie verstehen, Dr. Schein - nach schwingenden Höhen. Manchmal liebe ich auch Venedig, Sie wissen das, liebe Conalma, z.B. im Februar, und Häfen an südlichen Meeren, verehrte Anousch haben mich stets fasziniert. Ich mag Bäche im verschwiegenen Tal, Nanou und ich richte gerne meinen Fokus auf Fremde, selbst wenn die mich nicht verstehen, Madame Gaga, geht es Ihnen nicht auch von Zeit zu Zeit so? Da verzichte ich dafür sogar auf Beichten, bei wem auch immer, Herr Direktor Alberti und auf meinen Hut mit nilgrüner Schleife, Frau Frogg, und lass mich vom Reisefieber mitreißen. Mit mir unterwegs, der, der verweilt, Frau Dr. Professor Faust.
Und so hat es mich und den Liebsten auf die Insel der Götter verschlagen. Ein Vulkan hat uns hergelockt. Götter und Dämonen begleiten uns.
Und WLan for free – Sie hören von mir
Ihre ergeben Mock Turtle
feeling like the world Turtle

girl
876 mal erzählt

4
Aug
2008

Urlaub zu 8

Anged8…
Abgem8!
Abflug mitten in der N8!
Unsere Villa, welche Pr8.
Morgens meistens spät erw8,
Schon zum Frühstück viel gel8.
Zusammenleben: immer s8,
und es hat auch nie gekr8.

In der Sonne liegen mal 8 - ∞ - hat Spaß gem8!


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1029 mal erzählt

18
Jul
2008

Ehrenwerte Besucherinnen, geschätzte Besucher,

und wieder einmal verabschiede ich mich für zwei Wochen ins richtige Leben.

Schauplatzwechsel vom Datenmeer ins Mittelmeer,14 Tage lang steht das Leben ganz oben auf meiner Abo-Liste:
Ich reise mit Soul aber ohne ConAlma, verlasse mich auf Sein statt Schein, im Gepäck books and not a lot more, das Ziel Terra Incognita statt Terra Poetica, wohl kussbereit, aber ohne Journal. Es ruft mich zuMuse und weg von SuMuze, und ich verlass mich auf zwei statt auf 500 Beine. Kein Counter zählt die Begegnungen – was zählt sind die Begegnungen.

Und wenn die Sonne untergeht dann sitze ich nicht vor dieser Kiste sondern halte Händchen mit dem Liebsten.

Wühlen Sie unterdessen getrost im Schatzkästchen der Mock Turtle, wagen Sie einen Blick zurück oder lassen Sie es bleiben, ich würde mich freuen, Sie nach meiner Rückkehr wieder hier anzutreffen. Ich genieße unterdessen den einen oder anderen Tag am Meer~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

el suyo

tortuga falsa

Psssst, ich lass jetzt mal den Rollladen runter

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1633 mal erzählt

4
Okt
2007

Gassho für Burma


Free Burma!
990 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Soundtrack

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testsiegerin - 14. Aug, 15:07
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