18
Jun
2007

Siamkater (5)

Sie waren ins Schlafzimmer geflohen und hatten den Kater ausgesperrt. Nachdem sie ihm so geschickt und elegant wie möglich ein Kondom übergezogen hatte – Julie war von Sinnen aber nicht wahnsinnig – überließ sie Özgür die Führung. Sie genoss sein Fordern. Sie ordnete sich ganz den harten Küssen und dem Drängen seiner Hüften unter. Er war geschickt und drang schnell in sie ein. Anfangs tat es fast ein wenig weh, aber schon wich der Schmerz der Lust. Sein Körper war fest, seine Muskeln aufregend und endlich verdrängte sein Geruch den Gestank des Rasierwassers. Kurz überlegte sie, ob es daran lag, dass sie schon längere Zeit keinen Sex gehabt hatte oder ob es mit Özgür zusammen hing, dass ihr der Liebesakt so neu erschien. Sie war die langen Vorspiele ihrer aufgeklärten Freunde gewohnt und das war purer Sex. Es war Akt, Rhythmus, Kampf und unendliche Lust. Dann überlegte sie nicht mehr. Dann gab sie sich nur mehr hin, teilte Akt, Rhythmus, Kampf und unendliche Lust.
Sie erwachte spät und allein. Nur langsam kehrte die Erinnerung an die Nacht wieder. Die Schlafzimmertür war offen und auch ein Fenster im Wohnzimmer. Der neue Ventilator lief. Sie streckte sich und spürte plötzlich das leichte Ziehen in ihren Beinen. Es war so lange Jahre her, dass sie einen Muskelkater vom Sex gehabt hatte. Sie musste grinsen und schnupperte an den Laken. Alles roch nach Sex und sie war zufrieden – befriedigt. Als sie endlich aufstand, stellte sie fest, dass Özgür die Wohnung durch das Fenster verlassen haben musste. Der Schlüssel steckte innen. Und noch etwas fiel ihr auf, während sie sich einen Kaffee aufstellte: Bhumipol war verschwunden. Sie durchsuchte die ganze Wohnung, aber alles war sie fand war ein übel riechende Würstchen in ihren Lieblingsschuhen. Sie rief ihn sogar, obwohl sie das als vollkommene zwecklos erachtete, denn auf seinen Namen hatte er nie gehört.
Özgür tauchte nicht mehr auf der Baustelle auf – sie wollte dort auch niemanden nach ihm fragen. Auch der Kater blieb verschwunden, obwohl sie einige Plakate aufgehängt hatte – mehr weil man das so machte, als aus Sehnsucht. Es war Zeit für sie endlich wieder einmal auf Urlaub zu fahren. Sie wusste nur noch nicht, ob nach Antalya oder nach Thailand.
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