Logbuch

14
Jan
2015

Aus dem Logbuch: 2014 revisited

Eine Woche ist das neue Jahr nun alt, das das besser sein soll als das letzte, das schwerste. Alles neu oder vieles, Weihnachten ohne Mutter, ohne Vater, nicht in Tirol. Bei einer anderen Familie mit anderen glänzenden Kinderaugen, in Gedanken an die vielen Kindertränen zu Weihnachten, an all das, was das Sehnsuchtsfest so schwer macht. Zurück ins Haus, die lieben Nachbarn, die Familie, der Onkel trauernd am Friedhof, das Leben geht weiter, sagen wir uns. Immer wieder. Viele Häfen und einmal untertauchen. Und es geht weiter.

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Eine Narbe am Hals erinnert, ein paar Aufnahmen, die Stimme der Mutter. Und wieder aus der Zeit gefallen, vieles vergessen; ein wenig schwerfällig bin ich, wenn es um Neues geht, wenn ich versuche mir mein Leben neu zusammenzuzimmern. Ein neues Schiff muss her und neue Karten, wir brechen auf zu neuen Ufern, der 1. Offizier und ich, ein sansibares Leben führen wir.

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Meine Weltkarte hat sich verändert, Kontinente haben sich verschoben, keine Eltern, keine ideologische Heimat mehr, keinen Arbeitsplatz im Großraumbüro. Es ist mein Leben und nur mehr ich entscheide, wo es lang geht. Das macht mir Angst, gibt mir auch immer wieder ein Gefühl der Verlorenheit. Ich will es gut machen. Das Erbe gut nutzen. Arbeiten. Helfen.

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Und doch stecke ich fest zwischen Projekten, Ideen, Wünschen, Träumen. Und nichts ist dringend, nur der nächste Tag zu leben. Das habe ich gelernt in jenen Wochen. Monaten. In diesem Jahr der ungestellten Fragen, weil es keine Antworten geben kann, der Verlorenheit in der Zeit, deren Endlichkeit abzusehen und doch wieder nicht abzusehen war. Das Leben mit dem Tod.

Das Leben nach dem Tod, das Leben ohne Rufbereitschaft, Tag und Nacht, ohne das einzige Ziel jeden Tag zu einem guten zu machen, denn es könnte der letzte gute sein oder einfach nur der beste in einer Reihe immer schlechter werdender guter. Jeden ihrer Tage. Nun sind es meine Tage, die ich mir gut mache und ich entscheide, was gut ist. Als letzte meiner Art, meiner Kernfamilie.

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Und während mir längst vergangene Ereignisse plötzlich klar vor Augen stehen, verschwimmt dieses Jahr der Tränen, Schmerzen und Abschiede. Jenseits des Blogs bleibt der Duft von Rosen im Garten, Früchteteller, der Atem der Mutter im Nebenzimmer, beim Kellerfenster hinausrauchen und auf den Freitag warten, der mir den Liebsten, uns den Mann im Haus brachte. All das ist vorbei – für immer.

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Noch wirkt das Haus, als würde die Mutter auf mich warten – und sie tut es auch. Und auch nicht mehr. Niemand mehr, den ich anrufen muss, ich muss keine Rechtfertigung mehr ablegen, ich trage die Haare oft offen und Kleider, die sie nicht so mochte. Aber auch Kleider, die sie mir gekauft hat.

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„Fehlen mir Kinder?“ fragt man mich. Frag ich mich, denn ich mich über den neu geborenen Menschen im Freundeskreis, in der Wahlverwandtschaft freue. Nein, auch jetzt nicht. Die Kernfamilie habe ich durch die erweiterte und durch Wahlverwandte ersetzt, Brüder und Schwestern im Geiste, Söhne und Töchter in Freundschaft und sogar schon „Enkel“ – zum Lieben und Leben ohne Stimme des Blutes, ohne zu große Erwartungen und eigenverantwortlich für das Leben bis zum Tod.

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(Tausend Dank Herr Schneck fürs 1. Geschenk)

Und das wird ein wunder-volles… die Segel sind gesetzt, der 1. Offizier zum Vizekönig ernannt.

So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
902 mal erzählt

14
Dez
2013

Aus dem Logbuch: Freitag der 13., stürmisches Eismeer

Denn erstens kommt es schlimmer, zweitens als man denkt. Stürmische Seee beutelt uns nach schönen Nächten in freundschaftlichen Häfen. Geliebte Mütter und Großmütter kämpfen um ihr Leben.

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Mein Rücken schmerzt vom Widerstand, während ich mich an den Mast klammere, gestützt vom 1. Offizier. Und dann spritzt Gischt mein Gesicht salzig nass. Mama ist krank, schwerer als erwartet. Tapfer haben wir sie letztes Wochenende kämpfen gesehen, als ich nach Hause kam, die Tante zu begraben, die Mutter im Krankenhaus stützen. Mir zur Seite der 1. Offizier, im Gepäck jede Menge Arbeit, Druck und Wertschätzungsschmerzen. Enttäuschung über die Organisation, um deren Liebe – Solidarität, wie es bei uns heißt – ich fast die Hälfte meines Lebens buhle. Eine unglückliche Liebesgeschichte, nicht so schlimm angesichts der glücklichen.

Endlich erkenne ich in meiner Mutter auch die starke Frau, die sich in den Wogen des Lebens mit so viel Humor und Menschenliebe bewährt. Ich mag ihren rebellischen Geist ihren Lebenswillen und ihre schlaue Weisheit. Deswegen schätze ich das tägliche Telefonat mit ihr. Ich weiß, dass ich schon anders geklungen habe, ich bin mir bewusst, wieviele Tränene ich wegen ihr geweint habe. Aber es war/ist mein Kinderschmerz vermengt mit ihrem.

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Heute war es da, das kleine Kind, mitten im Großraumbüro, nachdem ich mit meinem Schulfreund dem Primar telefoniert habe. Sturzbäche von Tränen, die nicht mehr versiegen wollten zwischen Schlussredaktion und Editorial. Eine Tasse Tee von meiner Assistentin, der Seelen-Guten, und kein Schulterklopfen, kein Kopfnicken angesichts verweinter Augen. Das Wort hysterisch fällt, obwohl ich meine Arbeit zufriedenstellend im zeitlichen Rahmen erledige. Spuren der Weihnachtsfeier, verlegene Grüße. Die jahrelange Produktion von Mobbing-Broschüren zeitigt ihre Wirkung.

Solidarität ist eine Zeitschrift. Soziale Kälte hat mehrere Bedutungen. Der Mensch im Mittelpunkt ist Motto der Gespräche im RaucherInnenkammerl. Und nach wie vor gilt Groucho Marx: Ich möchte nie in einem Klub Mitglied sein, der Menschen wie mich als Mitglieder nimmt. Ich wollte Mitglied sein in eurem Klub. Weil die Ideen der Organisation meinen Werten entsprechen. Weil mir meine Eltern den Respekt vor Arbeit und Bildung mitgegeben haben. Und ich will Mitglied sein, wenn ich an all die Funktionärinnen und Funktionäre denke, die mir im Lauf meiner Tätigkeit für Euch begegnet sind. Sie sind und waren mir Vorbild und Ansporn von der Putzfrau im Betriebsrat bis hin zum Behindertenpfleger. Wow, ich mag eure/unsere Arbeit und halte sie für wichtig.

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Ich mag die Art, wie ihr feiern und arbeiten verbinden könnt, auch wenn ich das in letzter Zeit nur mehr an den Spuren eurer Feste ausmessen kann. Bei Verabschiedungen und Geburtstagen bin ich zumindest dabei, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Manchmal nasche ich die Reste in eurer Küche oder profitiere vom gemeinsamen Mittagessen. Dann lege ich meistens einen Zehner in die Kassa. Ich habe oft über Arbeitskräfteüberlassung geschrieben. , Ich überlass euch meine Arbeitskraft – per Werksvertrag. Mein Werksvertragsarbeitgeber ist nicht mein Betriebsrat (auch nicht mein Coach, kein Kollege, kein Freund) – auch in dem Fall nicht. Das habe ich erst lernen müssen. Ich bin mein Betriebsrat, ein guter Rat. Ich gehöre nicht zu euch – noch immer nicht.

Ich habe das Schiff Ariadne Wiktoria wieder einmal sicher in den Hafen gelenkt. Vielleicht ist es Zeit, diesen Kaperbrief zurück zu legen und neue Meere anzusteuern. Jetzt gilt es abzulegen in Richtung Heimathafen. Die Mutter braucht mich. Ich brauche meine Mama. Der 1. Offizier hält mir den Rücken frei.

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Und doch: So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
1097 mal erzählt

30
Aug
2013

Logbuch – Auf hoher See

Was für ein fahrtenreicher Sommer. Reisend waren der 1. Offizier und ich unterwegs und nahezu alle Arten von Fortbewegungsmitteln haben wir auf unseren Wegen benutzt. In erster Linie war es ein Sommer auf Schienen - Züge führten uns durch Österreich und bis hinauf zu einer Hochzeit am Rhein. Viele Stunden verbrachten wir, in Gesellschaft oder allein, rätselnd oder Backgammon spielend, essend, trinkend, schlafend. Und manchmal sogar stehend. Aber nicht einmal das bringt den 1. Offizier und mich aus der Ruhe, schmunzelnd betrachten wir das Schauspiel vor unseren Augen. Immer mit viel Gepäck, immer zu viel. Und doch so wichtig: Instrumente, Seifenblasenset, Bücher, Piratenfahne, Getränke, Speisen, leer und voll, Zeitschriften, alles, um auf alles gefasst zu sein und mehr. Mittlerweile sogar ein Drachen.

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Manchmal sind wir im Auto unterwegs. Meist mit den kleinen blauweißen Smarts der Auto2-Gehen-Firma. Sie sind unsere Beiboote im Stadtverkehr, sie geleiten uns zu Zug- und Flug- und E-Boot-Häfen. Hin nutzten wir den Ferienhaus-Fuhrpark und einmal fuhren wir im Soupshopmobil, gezeichnet von den Tourneen der Band und längst in den Händen einer Fan-Freundin., hinauf in die Heimatberge des Rockstars meines Vertrauens. Zu viert gondeln wir los im gelben Bandbus. Gitarrist und Schlagzeuger wechseln sich beim Fahren ab, bei der Burger-Kette wird halt gemacht, höchstens Radler getrunken. Schön ist die Landschaft dort draußen; die Jungs so angenehme Menschen. Im Aufbruch, Väter wollen sie werden, alle beide und ihre Mädchen wollen den Nestbau auch. Männer und Frauen und doch auch einsame Kinder scheinen sie mir. In den Bergen streut man uns Rosen aufs Bett im Nobelhotel und die Bande spielte beim Charity auf.
Ich mache Bubbles am Rand des Teichs, des Geliebtestens Mutter an meiner Seite und auch ihr lacht das kleine Mädchen, das sie einmal war aus den Augen. Und Schulter an Schulter himmeln wir später mit Teenager-Gesichtern die Band an.

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Wenn wir vom Bahnhof zu Unterkunft zu Spielstätte zu Unterkunft zu Einkäufen zum Baden zum Zeitvertreib zu Spielstätte zu Bahnhof zum Bahnhof pendeln, verwandelt sich die brave Familienkarosse in einen Zirkuswagen. Wir Mädchen sitzen fast immer auf der Rückbank. Der grandiose Geräuschemacher mit den langen Beinen vorne neben dem Fahrer, dem Kapitän, Regisseur, Autor. Gepäck, Requisiten, Getränke für die kleine Bar, geschenkte Schuhe und unsere Rucksäcke Koffer, Taschen füllten die hintere Hälfte des Kombis, Gelächter, Gesang, Geblödel, Gequatsche, Gedenken die vordere. Mal obszönes Gegröle, mal Nachhaltigkeits-Gestus mit der berühmtesten Flasche der Welt, in Plastik gegossen. Nicht immer alles eitel Wonne, aber immer Theater. Und all die Dramen, abseits der Bühne. Große Eifersucht im Burghof, kleine Eitelkeiten im Schulhof. Schmerzen im Rücken und in der Seele. Und vor und nach der Komödie finden die wirklich großen Tragödien im Foyer statt, oft geprobt und erschreckend, ergreifend. Katharsis.

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Und Schiff fahren, natürlich fahren wir Schiff, schließlich sind wir die Piratenkönigin und ihr 1. Offizier. Wann immer es dieser unser dritter Kinosommer erlaubt, stechen wir versehen mit „Jolly Roger“ und feinsten Spezereien auf der Alten Donau in See. Meist im Elektroboot. Und dann packt der 1. Offizier seine rote Bubble-Pfeife aus und ich strecke meine Hand in den Fahrtwind. „Hearst Oida, is des uargeil, pack I des, hearst. Gimme five.“ Was uns auch nach mehreren Anläufen mit der Horde betrunkener Teenager gelang.

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Am Rhein sind wir gefahren in einem, frühmorgens nach einer Hochzeit in Bad Honnef. Wir trafen auf Rentner, die unsere Heimat gut kennen und uns war die ihre doch so fremd, das Nachbarland.Ja und ann die große Fähre, die uns nach Chios brachte, trunken vor Urlaubsfreude und Ouzo. Herrliche Tage auf einer Insel, deren Schutzheilige Markela ein Inzestopfer ist und wo die Bäume kostbares Mastix weinen. Reisegefährten sind wir, nicht Urlauber. Volle Fahrt voraus.

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Soviel Glück ist mir beschieden! Und so viel Liebe!
Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
1088 mal erzählt

1
Jul
2013

Logbuch: Jungfernfahrt mit der Hurricane Katrina

Wie sich das Leben doch gleicht. Der 1. Offizier spielt wieder Theater. Zur Jungfernfahrt ging es in den Süden, eine eine Welt voll Trachtenmoden, Möbelgeschäften, BZÖ-Plakten, seltsamen Regional-Nationalstolz und Kunst, die tapfer dagegen ankämpft. Ich habe als Smutje angeheuert, eine Foccachia im Gepäck, als Groupie mit werbendem Begleitlärm und Fotoapparat und bin doch wieder als „Mutter der Nation“ erkannt worden.

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Maria Stewart, ich grüße dich, im Herzen der Burg warst du plötzlich, endlich wieder da Ich war ein bisschen du, als das junge Mädchen an meiner Schulter weinte, weil der Freund ein Eifersuchtsdrama abseits des Stücks inszenierte. Und immer wieder Theaterwelt, voll Dramenpotential und großer Gefühle. An die schöne Clownin Geza mit dem Mondgesicht muss ich denken, während ich der Veganerin mit bühnentauglichem Namen beim Predigen lausche. Wie sie da saß und dem Tod ins Auge sah – Tschernobyl.

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Ich erinnere mich an einen Abend, an dem wir darüber sprachen, welche Opfer wir für eine Rolle bringen würden: Zur Not auch die Liebe und gerne die Scham. An das Ausloten großer Gefühle in betrunkenen Nächten. Ganz große Liebe. Der Erste. An der Kassa sitzen, Bühne schrubben, Scheinwerfer aufhängen und Bretter, die die Welt bedeuten. Jedes Stück, jede Aufführung birgt so viele andere Dramen, Tragödien, Komödien, wie gegenüberliegende Spiegel die Unendlichkeit. Das stimmt schon mit dem Kaleidoskop

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Sieben Todsünden und alle großen Mythen vor und hinter der Bühne: das war das ist mir Theater. Schließe ich die Augen kann ich sogar den Geruch meiner ersten „richtigen“ Bühne wahrnehmen. Das Innsbrucker Kellertheater. Ich fühle den Raum, spüre das Licht der stilechten mit Glühbirnen umrandeten Spiegel. Die liebevollen Geschenke der anderen zur Premiere. Das kleine Paar Schuhe meiner Choreografin, der Elfe Ann. Ich sehe bekannte Gesichter im Publikum, spiele – lebe. Und dann Applaus. Das fällt mir in dem Keller ein, in dem die Hurricane Katrina zu ihrer Jungfernfahrt in See sticht. Es ist ein anderes Theater, nicht so wild und trunken wie damals. Aber das bin ich ja auch, eine andere, nicht mehr so wild und trunken.

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Wann ich aufgehört habe, den großen Bühnentraum zu träumen, weiß ich nicht. Vielleicht nachdem ich mir neue Bühnen geschaffen hatte; vielleicht auch nie. Aber irgendwann wollte ich nicht mehr Schauspielerin werden, nicht mehr Regisseurin. Nichts Dramatisches war passiert, es war nur vorbei mit Drama. Nicht im Leben, doch im Traum. Und es ist gut so.

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Und doch – mit Max Reinhard: „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.“ Solchen Menschen darf ich immer wieder begegnen: fröhlichen, traurigen, lustigen, zornigen, liebenden, einsamen, staunenden, zweifelnden, wissenden Kindern. Und für manche von ihnen darf ich meinen Bauchladen an Erfahrungen öffnen.

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Und dann stehe ich ja selbst auf der Bühne, leidenschaftlich gerne und bald wieder in ganz besonderem Rahmen: bei Nono auf Yppe

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Der wunderbaren Truppe von Sandy Shoeshine Rhapsody und mir ans Herz gelegt: Vorspiel auf dem Theater:

Laßt uns auch so ein Schauspiel geben!
Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
Und wo ihr's packt, da ist's interessant.
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
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25
Jul
2012

Logbuch: Ferienhaus-Vorderdeck - mit Katzencontent

Im Sommer wird der 1. Offizier immer zum Ferienhausman. Dann hütet er Katzen, Häuschen und Garten des Lehrercousins. Dieses Jahr hochoffiziell mit meiner Unterstützung und so pendeln wir zwischen der Vorstadt und dem Hauptschiff im Herzen der Stadt.Eine Stunde dauert die Reise im öffentlichen Verkehr. Ein seltsames Lingam schmückt die Bushaltestelle, erst später bemerken wir die Gipsmadonna auf seiner anderen Seite.

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Zwischen den Orten pendelt die Seele. Das Einfamilienhäuschen, das das herzliche Lehrerpaar mit den beiden Teenagerkindern bewohnt, liegt im Norden der Stadt. Vorortcharakter hat die kleine Welt voller Baukastenhäuschen aus den letzten vier Jahrzehnten des alten Jahrtausends – nichts von heute. Verschachtelt, die Häuser, die Gärten und die nachbarlichen Beziehungsgeflechte. Da gibt es Bungalows und Hütten, rustikales und Wintergärten. Wirklich gewagt ist nichts und fast überall könnte man den Nachbarn ins Fenster blicken, wären da nicht Jalousien und Vorhänge, mehr oder weniger gepflegte Bäume und hohe Büsche – les buches. Ineinander verwoben und doch so verschieden sind die Gärten. Da gibt es penibel gemähte Rasenflächen, neben blumenbunten-Gartenzwerg-Idyllen, Nutzgärten und halbwilde Paradiese. Da oder dort ein Pool vom Discounter, dort wo Hunde leben, liegen gemeuchelte Stofftiere in den Gärten. Regennass und unbeachtet.

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„Unser“ Garten hat ein bisschen was von allem, kaum genutzt der Pool, weil das Wetter nicht mitspielt. Die Stofftiere gehören dem Familienhund, einem Border-Weibchen, Ronja.

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Die wahren Regentinnen im Ferienhaus sind aber die beiden Katzen. Fritzl und Simsa. Ersterer ist grau getigert und macht sich einen Spaß daraus mich mitten in der Nacht mit einem kräftigem Miau aus dem Schlaf zu holen, wenn ich erschrocken die Augen aufreise, sitzt er auf meiner Brust nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Erwache ich, beginnt er zu schnurren.

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Die schwarze Simsa hingegen erkennt die Hexe und springt mir manchmal unvermittelt auf die Schulter, um Zärtlichkeit einzufordern. Nachts schleicht sie sich in unser Bett und legt sich zu unseren Füßen.

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Schulter an Schulter – wie üblich schwer bepackt, wechseln wir jeden zweiten, dritten Tag aufs Vorderdeck. Uns treibt Arbeit&Wirtschaft, denn neben den Brotberufen gilt es auch, Freundinnen und Freunde in diversesten Gastwirtschaften zu treffen. Reden, essen, trinken, Konzerte besuchen, als Paar, allein. Und es fühlt sich immer irgendwie richtig an.

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Und während der 1.Offizier sich an den Wochenenden als Stage-Hand ein Zubrot verdient, spiel ich Heimchen am Herd, ernte Früchte und Kräuter und verarbeite sie in Marmeladen und Chutneys. Dann und wann sitzen wir auch zu zweit da, um Kriecherl zu entkernen und Ketchup selbst zu brauen. Und so wecken wir mit den Ferienhausfrüchten und –erinnerungen auch unsere Liebe ein für die kalten Winternächte: Süß und pikant, wild und sanft, fruchtig, würzig cremig – ein Kinosommermonat eingelegt, als Vorrat für härtere Zeiten. Aber an die denke ich nicht, sondern genieße jeden Augenblick an Bord unserer Liebe.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…

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Noch mehr Katzencontent?
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21
Jun
2012

Logbuch: Kinomsommer. Die 2.

Es ist unser zweiter Sommer hier am Vorderdeck. Auf den Kinosommer der ersten Male folgt der Kinosommer der ersten Erinnerungen. Und weder Sehnsucht noch Eifersucht taumeln aus ihren Verstecken unter Deck, selbst die Angst übt sich in Gelassenheit Wir navigieren uns mit mittlerweile vertrauten Längen- und Breitengraden unseres Seins über die sieben Weltmeere. Koordinaten decken sich. Und entdecken sich.

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Anstelle gewagter Annäherungen – mit ausgestreckter offener Hand lieben, annehmend nicht fordernd, im hier und jetzt – sind Rituale getreten, Unsere Sprache aus Gesten, Worten, Blicken. Die Codes der Liebe, unsere Flaggensprache am Piratenschiff. Perfekt eingespielt Und so fahren wir wieder über das Balaton. Diesmal schon Fixpunkt, als anerkanntes Paar. „I, I could be queen and you, you could be king.” Wir feiern den Geburtstag der Seidenen, der letztes Jahr im Taumel der Liebe so schmählich vergessen ward.

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Wir salonieren aufs Vortrefflichste mit großer Liebe und Achtung und neuen TeilerInnen, demnächt auch Open Air.

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Und am Ärzte-Konzert in der Stadthalle – alte Freunde und neue und wir mittendrin und eine Nacht voll trunkenem Spaß…

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Und Bootfahren auf unserem kleinem Meer – dem Paradies, das in Gefahr ist…

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Und dann ein Abend bei Herrn Doppel-T, fast ein Freitag nur ohne den Erstgeborenen, dafür rosa Schaumwein und Schlallplatten,

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Schallplatten,

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Schallplatten

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und dann eine Musikassette

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– genial gemischt aus den 1970ern. Und während ich die Plattenwand betrachte, erzählt Herr Doppel-T von damals, als er Austauschschüler in England war und erstmals in die Disco ging und erst viel später als DJ wieder heraus kam. Und von einem Event in Innsbruck, das damals noch nicht Event hieß, wo die Menschen tanzten zu dieser Musik – wie Elfen, sagte Herr Doppel-T und erzählte von seiner Mutter in einem Rüschenhemd, zu der er und die Schwester geeilt waren, um ihr von all dem zu berichten. Sie habe aufgesehen – sie hat Patiencen gelegt – und gefragt: „Und was tut ihr dazu?“

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Und dann noch Leben auf der Gasse, bei einem 28er die Sommer-Frische geniessen, eingebetet in den allerwohligsten Mikrokosmos – mein Pier im Heimathafen.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
Und was tut ihr dazu?
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10
Apr
2012

Logbuch: Andocken im Lenz

Ahoj. Das turbulente Leben lässt kaum Platz fürs Netz. Im Lenz bläst frischer Wind in unsere Segel. Wir haben im Heimathafen des 1. Offiziers angelegt, wo uns die Seinen ganz inniglich willkommen geheißen haben. Ein fester, felsiger Boden unter den Füßen und Berggipfel statt wogenden Wellen. Das steinerne Meer und ein friedlicher See. Dort ist er aufgewachsen, als Bergmensch wie ich auch. Die Seinen stammen aus dem Hügelland, zugereist. Viel Familie erleben wir, manches ist mir vertraut wie die kernige Sprache der Menschen dort. Zwei kleine Mädchen zum verwöhnen und beschäftigen und abends Kräutertee und ein Blick zu Venus und Mars – der Bruder holt uns mit seinem Teleskop die Sterne vom Himmel. Die blitzen auch in unseren Augen, wenn wir Hand in Hand durch seine Welt spazieren, mit ihr zu Tisch sitzen und mit ihr lachen.

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Noch viel gilt es zu entdecken, die alten Plätze des ersten Kuss, der süßen Zigaretten, der vielen besonderen Stunden, deren Spuren ich bereits vorher in der Offizierskajüte abwandern durfte. Wenn sich die Leben, verweben und man dem anderen seine Bilderbücher zeigt, Trophäen und auch kleine Niederlagen. Zeig mir deins, ich zeig dir meins. Und plötzlich kennt man die Kinder, die einen manchmal aus dem Sein des Gegenübers entegenspringen, wenn das Jetzt besonders ist, besonders schön, besonders schmerzvoll. Man erkennt ihn wieder. Den kleinen Buben, den Musiker, den Schulsprecher, den guten Freund. Immer besser navigieren wir durch unsere Liebe. Ich erkenne ihn wieder. Ich erkenne mich wieder. Und weiß doch, dass das nur vorübergehend ist, kein ewiges Wissen, keine Gebrauchsanweisung. Schließlich habe ich auch schon den Einen oderAnderen erkannt – auch im biblischen Sinn – und dann nicht wieder erkannt – auch auch im biblischen Sinn.

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Wir besuchen meine andere Welt mitten in seiner, ich habe einen Job zu machen, ein wenig Zirkuspferd spielen, hervorragend betreut von meiner Hafenmann ( und –frau)-schaft. Der 1. Offizier hält sich vorerst im Hintergrund und sekundiert mir dann an meiner Seite. Wir navigieren gemeinsam über seven seas, Lunzer See, Zeller See, Meer der Wiener – gebt uns Wellen, wir teilen sie.

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Auch beim Salon, wo sich die Welten teilen und annähern in wundervollen Geschenken, Worten, Blicken, Gesten, Bildern, Einhörnern, Spiegelungen, Kieferorthopäden, Alk und grüner Tee, Bärlauch und Regenwald, Bandgeflüster und Gafferband und all das, wofür es sich zu leben lohnt. Sanfter Wellenschlag, spritzende Gischt und sich tragen lassen.

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Doch es gibt auch das alte Leben, Menschen, die einst näher waren und nun weiter weg sind. Eine Zeit lang ist man unter gleicher Flagge gesegelt, hat es manchmal vielleicht auch nur geglaubt, später verabredete man sich regelmäßig im Hafen, trank und erzählte einander von neuen Welten und bunten Abenteuern; doch auch das vergeht…und kommt auch wieder, wohl, im ewigen Rhythmus von Ebbe und Flut.

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Die angekündigte Osterkälte lässt auf sich warten. Ich lagere in meinem Ursprungshafen. Wie verändert die Kinderwelt doch ist. Häuser fehlen, neue schießen aus dem Boden, Busse haben längst ihre Route geändert, Kaffeehäuser ihren Namen, ihre Besitzer, ihr Aussehen. Ich auch, ich habe mich auch geändert, so oft in den vielen Lenzen meines Lebens. Lenz, poetisch für Frühling oder auch Lebensjahr. Wie schön, das Leben in Frühlingen zu messen, wie schön ist die Welt im Frühling, wie wundervoll mein Leben jetzt. Ein bisschen frostig ist es dann doch noch geworden, die Schneekönigin verteidigt ihr Reich, die Spiegelsplitter...

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Es ist Frühling. Die Sonne scheint. Endlich wieder angedockt.Und das Leben ist so gut zu mir. Danke.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
1678 mal erzählt

14
Feb
2012

Logbuch update

Ich gebe es zu – ich bin diesen Hafen viel zu lange nicht mehr angelaufen, um von meinen Abenteuern zu berichten und mir von Euren berichten zu lassen. Aber es gab so viel zu tun und zu erleben, dass mein Logbuch tief in seiner Schublade blieb und ich mich jede freie Minute am Voderdeck tummelte. Das Piratenschiff ist aufgrund der Außentemperaturen mittlerweile der reinste Eisbrecher mit Eisblumen an den Fenstern. Die Polarnacht ist das Element des 1. Offiziers, er weiß sie aufzuheizen und zeigt mir das Nordlicht in den sternenklaren Nächten.

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Achtern mache ich am Horizont noch meinen Geburtstag als buntes Feuerwerk aus. Zum Wechsel der Zeitzonen befand ich mich in einem Zeitloch. Nicht dass ich das Chelsea als Loch bezeichnen würde oder wenn dann nur in seiner vornehmsten Form, mit historischem Beigeschmack, denn das Lokal gibt es fast seit ich ihn Wien lebe – und es ist zu recht legendär. Und so war ich im mittlerweile unter die Gürtelbögen übersiedelten Rockschuppen sicher die Älteste, die zu den Klängen von Soupshop „abrockte“. Aber das dunkle Höhlenlicht, mein ekstatisches Tanzen, die Errungenschaften der Kosmetik und die Tatsache, dass man eine meines Alters nicht in derlei Veranstaltungsstätte bei derlei Konzert vermuten möchte, trugen mir erfreuliche Fehleinschätzungen, nur eines von vielen schönen Geburtstagsgeschenken. Und der 1. Offizier am Saxophon.

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Und dann das Mahl der 13 Frauen, voll Freude und Liebe ausgetüftelt und zubereitet. Einst, so sagen manche Frauen, habe der Mond, weiblich in den meisten Kulturen mit seinem, mit ihrem Zyklus das Jahr in 13 Monde geteilt. Erst der julianische Kalender habe uns die 12 beschert und die 13 somit in Verruf gebracht. Ich mag diese Geschichtslesart und ich mag die 13 und ich mag die Frauen, die mich begleiten. Und so habe ich auch heuer wieder 12 dieser Weggefährtinnen an eine große Tafel geladen und ein Fest für sie, für mich bereitet. Manche saßen schon vor einem Jahr mit mir an der Tafel, manche waren verhindert, manche sind dazu gekommen. Schön haben sie sich, haben wir uns gemacht und ihre Gaben und Wünsche waren reichlich wie die der Feen im Märchen von Dornröschen. Und es war kein Fluch dabei.

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So viel habe ich von ihnen bekommen im Laufe dieses letzten Jahres Die älteste ist mir Elfenmeisterin und teilt ein lautes Lachen und ihre Weisheit mit mir; die beiden anderen Toll3sten Madame LaMamme und die bezaubernde B. haben mich wieder auf die Planken, die mir einst die Welt bedeuteten gelockt (wir tun es wieder am 9. März!); die Chefin, das Mädel, persönliche, Wein&mehr-Consulentin; Black&Blond, die wiedergefundene Schulfreundin, Co-Cartoonautorin der Schulzeit mit schwarzem Humor und hellem Geist; die wilde Hummel, die im richtigen Moment da war, herzerfrischend; die Bärin, die gehalten hat, den Kontakt, mich aus in meinem Chaos; die Hippie-Kollegin, mit der ich nicht nur Laster teile und ein Lächeln im Großraumbüro; Fräulein Julie und die rote Frau R., die der 1. Offizier mit an Bord gebracht hat, schöne starke Frauen, die meinen Welt bereichern und die beiden Jüngsten, Reisegefährtinnen in die Welt des Einen, die fröhliche MM, Krankenschwester voll Herzlichkeit und Prinzessin Clooodia, die als letzte kam. Und sie alle brachten Geschenke voller Liebe und Herzlichkeit, bedacht ausgewählt voller Liebe.

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Ein anderes Geschenk flatterte an Bord oder flog vielmehr: ein kleiner roter Ball holperte die Hafentreppe hinunter und blieb dort liegen – ich habe ihn aufgehoben und freu mich im Sonnenlicht mit ihm zu spielen…Danke, Herr Jossele …..

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Und auch beim Erstgeborenen war ein Feier-Freitag, der 1. Offizier kam mit und voller Glücksouligkeit saß ich am Musenpodest und ließ meine Augen meine Lieblingsmänner streicheln. Ein Heimathafen und sich verknüpfende Welten, das Leitmotiv des vergangenen Jahres – was für ein wundervolles Integrationsprojekt, culture und auch (the)clash. Und dazu 100 Jahre – fast fertig naturgemäß. Wir sprechen von der Stimme, die uns durch die Jahrzehnte begleitet. Seit zwei Jahren steht der Erstgeborene in Kontakt mit dem Mann. Der 1. Offizier fügt sich gut ein, ich freue mich über seine Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und deren Räumen.

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Es ist schön, ihn in meinen Räumen, in meinem Leben zu haben, in dem unser Piratenschiff viel Raum einnimmt, stets gilt es neue Abenteuer zu erleben, fremde Häfen und Herzen einzunehmen, die Nacht zu erkunden und ihre Musik, Rätsel zu lösen und Schätze zu heben, die wir in unser beider Leben vergraben haben. Arrr!

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Wir leben die Liebe im dritten Jahrtausend und haben den Beziehungsstatus geändert. Alle sollen es wissen in unserer digitalen Welt. Seltsam und doch romantisch. Heute vor einem Jahr bin ich das erste Mal in seine Augen getaucht.

Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
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10
Jan
2012

Danksagung

Reich beschenkt vom Leben, beschenke ich mich. Man gönnt sich ja sonst nichts und so sitze ich irgendwann in den ersten Tagen des Jahres allein beim neuen, schicken Franzosen, ein Sackerl voll Bücher als Gegenüber, frischer Stoff zum Verschenken und Ecksteine fürs Vorderdeck. Um die Ecke denken, das machen Piratinnen und Piraten so, wenn sie bei Flaute in den Buchten dümpeln. Obwohl das Meer ja weder Balken noch Ecken hat, nur endlose Weiten, ein paar Inseln am Horizont.

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So eignet sich die offene See auch nicht wirklich für Rückblicke, nur für Umsicht, Rundumschau aus dem Krähennest. Und dort ist die Aussicht hervorragend, beim Klabautermann, wenn man keine Höhenangst hat. Am Meer zeigen sich keine Spuren, von den Stürmen, die ich im vergangenen Jahr durchsegelt bin. Das lecke Schiff ist gesunken, liegt tief am Grunde des Meeres. Nur manchmal kann man es als Schatten wahrnehmen, langsam werden es Muscheln überwuchern. Da und dort vermeine ich noch ein Stück Treibholz wahrzunehmen. Aber die Mannschaft hat überlebt.

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Die Sonne glitzert auf den Wellen, die letzten Tage, Wochen und Monate. Und manchmal glitzert es auch in unseren Augen, aber das ist bloß der Wind, der Tiefgang, die salzige Gischt. Und ne Buddel voll Rum. So pflügen wir die See und lachen mit den Möwen um die Wette. Und hin und wieder fangen wir uns einen Albatros. Und lassen ihn dann wieder fliegen. Wir lachen viel auf unserer Reise, wenn wir Seite an Seite in den Tauen aus Staben am Vorderdeck liegen. Und jede Nacht am Vorderdeck zeigt uns den sternenklaren Himmel.

Und Geschenke habe ich bekommen, ein wahrer Schatz liegt in der Truhe unter Deck: ein Ringlein für die toll3steste Zehe der Piratenkönigin, denn dort tragen diese ihre Kronen, von den geschätztesten Kumpaninnen, Madame LaMamme und der bezaubernden B.;

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eine Schleuder, die mich unbesiegbar macht, wenn ich es verstehe Papier zu kauen und zu einer Waffe zu machen. Niemanden verletzen, nur anstupsen wird die Piratenkönigin damit die GegnerInnen, versprochen Frau Meertau.

Und dann Musik, Termingut, der Belegschaftsmix.Und der läuft derzeit im Dauerdurchlauf in der Kombüse, wenn Smutje und ich Gemüse putzen. Jawoll meine Herren, so haben wir es gern. Ach Herr Schneck, vielen Dank, die Lieder waren toll. Ich hab auch noch was gelernt dabei – komm lass uns jetzt zur Koppel gehen und nach den Pferden sehen…

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Neue Menschen begleiten mich, ihr Lachen klingt durch die Wohnung. Auch sie ein Geschenk, jede, jeder Einzelne für sich. Was für ein Sternenhimmel: Feste, schöne, bunte Feste, da ein Konzert in der Roten Bar, daheim ein lachender Jahreswechsel voll Glitter, Federboas, Zitronenschweinchen und Jugend, Fräulein Julies Geburstag mit Robert Mitchum und Cafe Bendl. So schöne Menschen.

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Und dann der erste Freitag im neuen Jahr, die gute alte Dreieinigkeit, der Erstgeborene, Herr DoppelT und ich, die Zaungästin unter Kennern. Ein Stapel neuer alter Schallplatten wollte gehört werden, im Netz gefunden. Ich throne am gelben Sofa, dem besten Platz im Raum, was den Klang angeht. Mir gegenüber der Hochalter, Plattenspieler und Boxen und die Platten, ein kleiner Teil, die hier in der Großstadtwohnung unentbehrlich oder für die 100 Jahre gebraucht werden. „Schwabing zwischen Sex und sechs.“ „Ach“, meint Herr DoppelT: „So ein Foto von dir und drunter steht:…ich genieße es einfach…“ Oh ja, genauso geht es mir in diesen „parareligiösen Momenten“, wie sie der Erstgeborene nennt mit Champagner und Musik.

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Sicher gleite ich in der Takelage nach unten, als wenn ich fliegen könnte. Am Vorderdeck höre ich den 1. Offizier pfeifen.

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Danke, liebes Leben, sage ich leise und dann brülle ich gegen den Wind: „Segel setzen, Kurs auf 2012, ahoi!“
1385 mal erzählt

9
Dez
2011

Adventlogbuch

Wir kreuzen vor der Weihnachtsinsel; fleißig bestrebt die Herzen – und Mägen - unserer Freunde zu kapern. Wir lächeln uns zu bei der Arbeit und hissen die Segel. Ein warmer Wind füllt sie, nicht heiße Luft, mehr Atem der Liebe… ka Schaß, wie der Wiener sagt. Wir teilen voll gedeckte Tafeln und trinken bis wir taumeln wie auf hoher See. Manchmal haben wir Tränen in den Augen, die ineinander versinken, aber es könnte auch nur die Gischt sein.

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Umd dann stechen wir in See mit der Crew, der jungen, ins Weinviertel. Ich kenn da einen, geb ich an. Und dort schlagen wir auf, meine jungen Menschen und ich beim Herrn profiler und der schwarzen Katz in der Gastwirtschaft. Und sie staunen und freuen und schauen und ich freu mich über den Einen an meiner Seite. Und später tauchen wir in den Bauch der kleinen Stadt und trinken weißen Glühwein und kaufen einen Baum. Und dann kehren wir heim mit unserem Christbaum,kichernd und glücklich im öffentlichen Verkehr und schleppen ihn durchs Grätzel - Parole Emil etc, Cafe Lange, ein Löwe und eine Art Schwester im Geiste.

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Und jetzt will ein Weihnachtsfest vorbereitet sein mit den Besten aus zwei Welten. In ein paar Stunden kommen sie, seine Freundinnen und Freunde und meine. Weggefährten, Kollegas, Piratinnen und Piraten. Dann geht es rund auf hoher See und ein Christbaum steht am Vorderdeck...

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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Im Bilde

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