10
Apr
2012

Logbuch: Andocken im Lenz

Ahoj. Das turbulente Leben lässt kaum Platz fürs Netz. Im Lenz bläst frischer Wind in unsere Segel. Wir haben im Heimathafen des 1. Offiziers angelegt, wo uns die Seinen ganz inniglich willkommen geheißen haben. Ein fester, felsiger Boden unter den Füßen und Berggipfel statt wogenden Wellen. Das steinerne Meer und ein friedlicher See. Dort ist er aufgewachsen, als Bergmensch wie ich auch. Die Seinen stammen aus dem Hügelland, zugereist. Viel Familie erleben wir, manches ist mir vertraut wie die kernige Sprache der Menschen dort. Zwei kleine Mädchen zum verwöhnen und beschäftigen und abends Kräutertee und ein Blick zu Venus und Mars – der Bruder holt uns mit seinem Teleskop die Sterne vom Himmel. Die blitzen auch in unseren Augen, wenn wir Hand in Hand durch seine Welt spazieren, mit ihr zu Tisch sitzen und mit ihr lachen.

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Noch viel gilt es zu entdecken, die alten Plätze des ersten Kuss, der süßen Zigaretten, der vielen besonderen Stunden, deren Spuren ich bereits vorher in der Offizierskajüte abwandern durfte. Wenn sich die Leben, verweben und man dem anderen seine Bilderbücher zeigt, Trophäen und auch kleine Niederlagen. Zeig mir deins, ich zeig dir meins. Und plötzlich kennt man die Kinder, die einen manchmal aus dem Sein des Gegenübers entegenspringen, wenn das Jetzt besonders ist, besonders schön, besonders schmerzvoll. Man erkennt ihn wieder. Den kleinen Buben, den Musiker, den Schulsprecher, den guten Freund. Immer besser navigieren wir durch unsere Liebe. Ich erkenne ihn wieder. Ich erkenne mich wieder. Und weiß doch, dass das nur vorübergehend ist, kein ewiges Wissen, keine Gebrauchsanweisung. Schließlich habe ich auch schon den Einen oderAnderen erkannt – auch im biblischen Sinn – und dann nicht wieder erkannt – auch auch im biblischen Sinn.

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Wir besuchen meine andere Welt mitten in seiner, ich habe einen Job zu machen, ein wenig Zirkuspferd spielen, hervorragend betreut von meiner Hafenmann ( und –frau)-schaft. Der 1. Offizier hält sich vorerst im Hintergrund und sekundiert mir dann an meiner Seite. Wir navigieren gemeinsam über seven seas, Lunzer See, Zeller See, Meer der Wiener – gebt uns Wellen, wir teilen sie.

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Auch beim Salon, wo sich die Welten teilen und annähern in wundervollen Geschenken, Worten, Blicken, Gesten, Bildern, Einhörnern, Spiegelungen, Kieferorthopäden, Alk und grüner Tee, Bärlauch und Regenwald, Bandgeflüster und Gafferband und all das, wofür es sich zu leben lohnt. Sanfter Wellenschlag, spritzende Gischt und sich tragen lassen.

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Doch es gibt auch das alte Leben, Menschen, die einst näher waren und nun weiter weg sind. Eine Zeit lang ist man unter gleicher Flagge gesegelt, hat es manchmal vielleicht auch nur geglaubt, später verabredete man sich regelmäßig im Hafen, trank und erzählte einander von neuen Welten und bunten Abenteuern; doch auch das vergeht…und kommt auch wieder, wohl, im ewigen Rhythmus von Ebbe und Flut.

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Die angekündigte Osterkälte lässt auf sich warten. Ich lagere in meinem Ursprungshafen. Wie verändert die Kinderwelt doch ist. Häuser fehlen, neue schießen aus dem Boden, Busse haben längst ihre Route geändert, Kaffeehäuser ihren Namen, ihre Besitzer, ihr Aussehen. Ich auch, ich habe mich auch geändert, so oft in den vielen Lenzen meines Lebens. Lenz, poetisch für Frühling oder auch Lebensjahr. Wie schön, das Leben in Frühlingen zu messen, wie schön ist die Welt im Frühling, wie wundervoll mein Leben jetzt. Ein bisschen frostig ist es dann doch noch geworden, die Schneekönigin verteidigt ihr Reich, die Spiegelsplitter...

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Es ist Frühling. Die Sonne scheint. Endlich wieder angedockt.Und das Leben ist so gut zu mir. Danke.

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Soviel Glück ist mir beschieden!
Allzeit gute Fahrt und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel…
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