Mops (10)
"Darf ich, Mama, bitte", zum ersten Mal wollte Tri auswärts übernachten. Er hatte einen Freund gefunden. Beim Gassi gehen mit Marcel. Leo schien ein vernünftiger kleiner Junge zu sein. Er wohnte mit seiner allein erziehenden Mutter und seine Schwester in der Anlage und hatte ebenfalls einen Hund, um den er sich sehr verantwortungsvoll kümmerte. Ruth, die Mutter, war sehr sympathisch und sie trafen sich zum Kaffee. Auch sie verbrachte Stunden im Internet und so hielten sie sich, während die Buben bei einer von ihnen übernachteten übers Netz am Laufenden. Erika konnte es sich nicht mehr vorstellen, einsam zu sein, wenn sie alleine vor ihrem Computer saß.
Und sie saß dort oft. Das war auch Rudolf nicht entgangen, obwohl er es doch war der bisher - kaum zu Hause - mit dem Notebook nach oben entschwand. Und doch lag oft Frieden in den Dialogen neben- statt miteinander. Aber durfte das sein? Die Liebe in Worte, Blicke und Körper teilen und die Familie auf den Sohn konzentrieren? Denn Tristan schien von der Situation durchaus zu profitieren. Die gemeinsamen Essen verliefen harmonisch wie selten, Rudolf hatte auf Tris Wunsch hin sogar schon in der Küche geholfen und Gemüse geschnitzt. Nur manchmal wurde ihnen der Druck doch irgendwo zu groß und sie fauchten sich an. Sie trugen schwer an der Last ihrer Schuldgefühle. Es war ja nicht richtig, was sie da taten, sie und sicher auch er.
Erika verbrachte Nachmittage mit Tri und Andreas oder mit Ruth und den Buben. Die Vormittage und die Nächte lebte sie ihr anderes Leben im Netz. Sie frischte ihr Japanisch im Internet auf. Und sie trug sich sogar mit dem Gedanken einen Blog zu schreiben. Ein Pseudonym hatte sie schon: Murasaki Shikibu. An einem Nachmittag mit Andreas, hatten sie gemeinsam kichernd und trinkend diverse Konten eingerichtet. Nach und nach lernte sie die Spielregeln der virtuellen Wirklichkeit. Und sie lernte, wie sie ihre Spuren verwischen konnte.
Rudolf bekam noch immer Kurzmitteilungen – und nicht nur er, mittlerweile hatte auch sie ihr Handy auf lautlos gestellt. Sie sprachen trotzdem nicht darüber. Zweimal hatten sie Sex. Einmal hatte sie ihm einen geblasen, angeregt von einem Internet-Text und fast devot vor schlechtem Gewissen. Sex hatte sein Gesicht verändert, seit sie in jene andere Welt eingetaucht war.
Einmal war Skype offen, als er kurz das Zimmer verlassen hatte. Lohengrin und der Schwan unterhielten sich, sah sie, bevor sie seine Schritte auf der Treppe vernahm. Sie schnappte sich ein Buch aus dem Regal. Er schaute ängstlich, sagte aber nichts. Was für Namen…
Einmal, als er Samstagnachmittag mit Tri unterwegs war, schnappte sie sich seinen Laptop. Gut gesichert. Es gelang ihr nicht sein Passwort zu knacken. Sie bat Andreas um Hilfe. "Das willst du nicht", sagte er und sah sie dabei schrecklich ernst an: "Das willst du alles nicht wissen." Dann begann er zu kichern: "Aber vielleicht willst du Absinth trinken mit mir." Sie hatten Spaß und nur zwei SMS störten ihre Idylle an diesem Nachmittag.
(Fortsetzung folgt)
Und sie saß dort oft. Das war auch Rudolf nicht entgangen, obwohl er es doch war der bisher - kaum zu Hause - mit dem Notebook nach oben entschwand. Und doch lag oft Frieden in den Dialogen neben- statt miteinander. Aber durfte das sein? Die Liebe in Worte, Blicke und Körper teilen und die Familie auf den Sohn konzentrieren? Denn Tristan schien von der Situation durchaus zu profitieren. Die gemeinsamen Essen verliefen harmonisch wie selten, Rudolf hatte auf Tris Wunsch hin sogar schon in der Küche geholfen und Gemüse geschnitzt. Nur manchmal wurde ihnen der Druck doch irgendwo zu groß und sie fauchten sich an. Sie trugen schwer an der Last ihrer Schuldgefühle. Es war ja nicht richtig, was sie da taten, sie und sicher auch er.
Erika verbrachte Nachmittage mit Tri und Andreas oder mit Ruth und den Buben. Die Vormittage und die Nächte lebte sie ihr anderes Leben im Netz. Sie frischte ihr Japanisch im Internet auf. Und sie trug sich sogar mit dem Gedanken einen Blog zu schreiben. Ein Pseudonym hatte sie schon: Murasaki Shikibu. An einem Nachmittag mit Andreas, hatten sie gemeinsam kichernd und trinkend diverse Konten eingerichtet. Nach und nach lernte sie die Spielregeln der virtuellen Wirklichkeit. Und sie lernte, wie sie ihre Spuren verwischen konnte.
Rudolf bekam noch immer Kurzmitteilungen – und nicht nur er, mittlerweile hatte auch sie ihr Handy auf lautlos gestellt. Sie sprachen trotzdem nicht darüber. Zweimal hatten sie Sex. Einmal hatte sie ihm einen geblasen, angeregt von einem Internet-Text und fast devot vor schlechtem Gewissen. Sex hatte sein Gesicht verändert, seit sie in jene andere Welt eingetaucht war.
Einmal war Skype offen, als er kurz das Zimmer verlassen hatte. Lohengrin und der Schwan unterhielten sich, sah sie, bevor sie seine Schritte auf der Treppe vernahm. Sie schnappte sich ein Buch aus dem Regal. Er schaute ängstlich, sagte aber nichts. Was für Namen…
Einmal, als er Samstagnachmittag mit Tri unterwegs war, schnappte sie sich seinen Laptop. Gut gesichert. Es gelang ihr nicht sein Passwort zu knacken. Sie bat Andreas um Hilfe. "Das willst du nicht", sagte er und sah sie dabei schrecklich ernst an: "Das willst du alles nicht wissen." Dann begann er zu kichern: "Aber vielleicht willst du Absinth trinken mit mir." Sie hatten Spaß und nur zwei SMS störten ihre Idylle an diesem Nachmittag.
(Fortsetzung folgt)
katiza - 9. Okt, 20:40
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