Schneedorf
Es gibt wenige Orte auf der Erde, wo ich meinem Vater so nah bin, wie hier. Zöpfe haben wir geflochten über die Hänge dieses Schigebiets und dabei lauthals falsch gesungen.
Aufgeregt saß ich als kleines Mädchen an den Wirtshaustischen der Großen und hörte ihnen zu, wenn sie die Mythen dieses seltsamen Bergdorfes erzählten. Vom Bürgermeister mit den zwei Frauen, eine die Gattin, die andere, deren Schwester, die Mutter der einzigen Erbin. Eine starke Frau, der ich auch im Naikan begegnen durfte. Kinderfreundschaften, die nie wachsen konnten, weil wir ja doch wieder nach Hause fuhren. Jedes Mal von vorne beginnen und doch lachende Schiabfahrten, querwaldein und Silvesterfeiern im Dachgeschoß der britischen Millionärin, die Kinder schwer ertrug. So feierte ich mit der Hausmeisterfamilie, während die Eltern unten in Gesellschaft weilten. Mein Papa aber hat mir geholfen, Rußseifen zu verteilen - auch wenn er sie wohl kurz später wieder weg geräumt hat. Die reiche Britin hatte einen zarten Namen und war mit einem Verleger verheiratet, der Pilot im zweiten Weltkrieg war. Nie werde ich den Abend vergessen, als er und der Fremdenverkehrsmanager, der mir beigebracht hatte mit dem Daumen in der Backe zu ploppen, fest stellten, dass sie eine Luftschlacht gegeneinander geflogen waren. Das Grab des Nobelpreisträgers, der den Tausender zierte und dessen Katze mich erst Jahre später erreichte und nie mehr ganz losließ. Der Autor (und Klient), dessen Herren Call-Girls mir einst der Vater ans Herz gelegt hat. Briten und Bergmenschen. Und auch Altösterreich. Die Verlegerfamilie, die für den Ort so viel getan und deren einer Sohn war eine Zeit lang Teil unseres Lebens. Wir treffen uns eher in der Berggasthöfen hier als in der Stadt, in der wir alle wohnen. Noch immer ein Poet mit wunderbarer Frau und ebensolchen Kindern. Mit dem Moser war ich nie herinnen, obwohl er nicht weit von hier geboren und am Eingang des Tales begraben ist. Der Sepp ist von hier in die Welt aufgebrochen, um sie einzukochen. Auch wir waren nie gemeinsam da, aber dieser Ort war Teil unserer Verbindung.
Es ist schon ein besonderer Fleck hier. Nicht weit von unserem Zimmer im traditionsreichsten Haus am Platz hat mein Vater einen Kirschbaum gepflanzt, ein Monat vor seinem Tod. Noch immer flechte ich Zöpfe mit ihm auf unseren Lieblingspisten.
Aufgeregt saß ich als kleines Mädchen an den Wirtshaustischen der Großen und hörte ihnen zu, wenn sie die Mythen dieses seltsamen Bergdorfes erzählten. Vom Bürgermeister mit den zwei Frauen, eine die Gattin, die andere, deren Schwester, die Mutter der einzigen Erbin. Eine starke Frau, der ich auch im Naikan begegnen durfte. Kinderfreundschaften, die nie wachsen konnten, weil wir ja doch wieder nach Hause fuhren. Jedes Mal von vorne beginnen und doch lachende Schiabfahrten, querwaldein und Silvesterfeiern im Dachgeschoß der britischen Millionärin, die Kinder schwer ertrug. So feierte ich mit der Hausmeisterfamilie, während die Eltern unten in Gesellschaft weilten. Mein Papa aber hat mir geholfen, Rußseifen zu verteilen - auch wenn er sie wohl kurz später wieder weg geräumt hat. Die reiche Britin hatte einen zarten Namen und war mit einem Verleger verheiratet, der Pilot im zweiten Weltkrieg war. Nie werde ich den Abend vergessen, als er und der Fremdenverkehrsmanager, der mir beigebracht hatte mit dem Daumen in der Backe zu ploppen, fest stellten, dass sie eine Luftschlacht gegeneinander geflogen waren. Das Grab des Nobelpreisträgers, der den Tausender zierte und dessen Katze mich erst Jahre später erreichte und nie mehr ganz losließ. Der Autor (und Klient), dessen Herren Call-Girls mir einst der Vater ans Herz gelegt hat. Briten und Bergmenschen. Und auch Altösterreich. Die Verlegerfamilie, die für den Ort so viel getan und deren einer Sohn war eine Zeit lang Teil unseres Lebens. Wir treffen uns eher in der Berggasthöfen hier als in der Stadt, in der wir alle wohnen. Noch immer ein Poet mit wunderbarer Frau und ebensolchen Kindern. Mit dem Moser war ich nie herinnen, obwohl er nicht weit von hier geboren und am Eingang des Tales begraben ist. Der Sepp ist von hier in die Welt aufgebrochen, um sie einzukochen. Auch wir waren nie gemeinsam da, aber dieser Ort war Teil unserer Verbindung.
Es ist schon ein besonderer Fleck hier. Nicht weit von unserem Zimmer im traditionsreichsten Haus am Platz hat mein Vater einen Kirschbaum gepflanzt, ein Monat vor seinem Tod. Noch immer flechte ich Zöpfe mit ihm auf unseren Lieblingspisten.
katiza - 25. Feb, 17:03
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