Die p.t. Gäste
Eben sind sie abgereist. Die Wohnung ist leer ohne sie. Schon jetzt fehlt mir die sanfte schweizerische Sprache von Frau Frogg und dem Kulturflanuer. Ich höre uns noch lachen am Frühstückstisch, ich schmecke noch das „Hendl“ – „wieder ein neues österreichisches Wort gelernt, Poulet heißt das bei uns“ -, das die beiden für mich in meiner Küche zubereitet haben. Und den Zweigelt, den „Naziwein“, und den Veltliner.
Wir sind ein Jahrgang, Berufskolleginnen mit sehr verwandten Werten und Idealen, wilde, linke Herzen; eine ideale Kollegin, so wie das Wort „Kolleg‘“ in meiner Heimat für Freund, Kumpel steht. Wie ein junges Mädchen wirkt sie mit dem Struppelhaar, wenn sie morgens leise durch die Wohnung schlurft, wie ein Lausbub, wenn sie lacht, irgendwie wie George aus den fünf Freunde Büchern meiner Kindheit, erwachsen geworden, meistens. Und der Kulturflaneur, ein ruhiger Navigator, ein weises Lächeln scheint seinen Mund zu umspielen, das manchmal zum trocken verwunderten Lachen wird, z.B. in der Begegnung mit dem Wienerischen. „Die p.T. Gäste werden darauf hingewiesen“ liest der Herr Flaneur im Cafe Hummel halblaut mit großen Augen ein Schild an der Wand. „Pleno titulo“, erklärt der Ober: „mit vollem Titel, so dass sich alle Betitelten angesprochen fühlen.“ Und ich bin so stolz auf mein Wien, wo die Ober Latein sprechen.
Schnell werden wir eine gemütlich kleine Wohngemeinschaft auf Zeit und ich freu mich schon, wenn die beiden von ihren Streifzügen heim kommen und ergänze ihre Reiseführerinformationen mit Einheimischenwissen und Anekdoten. Manchmal flanieren wir auch gemeinsam und ich zeige und erkläre und weise hin. „Dort hat Oskar Werner gewohnt, da isst man gut, hier werden oft Filme gedreht, dort war einst ein Bordell.“ Irgendwann fotografiere ich ein Graffity mit meinem Handy. „So also“, lächelt die Fröschin.
In der Küche steht noch der große rote Topf, in dem ich den Tafelspitz, das weißer Scherzerl für die beiden zubereitet habe. Er begeister meine Gäste, die auch erfreut sind, dass sich eine Salatschleuder und eine Geflügelschere (und gar ein Käsehobel) in meinem Besitz befinden. Den Tafelspitz wollten sie ursprünglich im Rindfleischtempel essen. Selbst gekocht sei aber immer besser, freuen sie sich. Und ich freu mich aufs Kochen.
Ab dem Spätnachmittag war die Wohnung von wohligem Suppenduft erfüllt. Semmelkren gibt’s, selbstgebackene alte Semmeln wurden darin verwertet und bei Schnittlausauce, Apfelkren und Röstkerdäpfel helfen die beiden eifrig mit. Und dann tafelen wir, geben uns ganz dem Genuss hin, politisiereen, tauschten Berufserfahrungen aus und philosophiereen. Alte Freundinnen, ein guter Freund. Das hast du damals vielleicht gelesen; Oh, das war da; ach, der;vieles ist nicht mehr erklärungsbedürftig, vieles erklärt sich erst jetzt, die Stimme zu den Worten, die Blicke, die Körpersprache. Es wird spät und unsere Köpfe werden schwer, aber wir können kaum voneinander lass und machen am nächsten Morgen dort weiter, wo wir am Vorabend aufgehört haben. So vieles hätte ich den beiden Stadtwanderern noch so gerne gezeigt; es wird ein nächstes Mal geben.
„Schani trag den Garten aussi“, kichert der Kutlurflaneur zum Abschied.
Die p.t. Gäste können wieder kommen und statt eines Titels erhalten sie ein Prädikat – besonders wertvoll.
Schön, dass ihr da wart.
Wir sind ein Jahrgang, Berufskolleginnen mit sehr verwandten Werten und Idealen, wilde, linke Herzen; eine ideale Kollegin, so wie das Wort „Kolleg‘“ in meiner Heimat für Freund, Kumpel steht. Wie ein junges Mädchen wirkt sie mit dem Struppelhaar, wenn sie morgens leise durch die Wohnung schlurft, wie ein Lausbub, wenn sie lacht, irgendwie wie George aus den fünf Freunde Büchern meiner Kindheit, erwachsen geworden, meistens. Und der Kulturflaneur, ein ruhiger Navigator, ein weises Lächeln scheint seinen Mund zu umspielen, das manchmal zum trocken verwunderten Lachen wird, z.B. in der Begegnung mit dem Wienerischen. „Die p.T. Gäste werden darauf hingewiesen“ liest der Herr Flaneur im Cafe Hummel halblaut mit großen Augen ein Schild an der Wand. „Pleno titulo“, erklärt der Ober: „mit vollem Titel, so dass sich alle Betitelten angesprochen fühlen.“ Und ich bin so stolz auf mein Wien, wo die Ober Latein sprechen.
Schnell werden wir eine gemütlich kleine Wohngemeinschaft auf Zeit und ich freu mich schon, wenn die beiden von ihren Streifzügen heim kommen und ergänze ihre Reiseführerinformationen mit Einheimischenwissen und Anekdoten. Manchmal flanieren wir auch gemeinsam und ich zeige und erkläre und weise hin. „Dort hat Oskar Werner gewohnt, da isst man gut, hier werden oft Filme gedreht, dort war einst ein Bordell.“ Irgendwann fotografiere ich ein Graffity mit meinem Handy. „So also“, lächelt die Fröschin.
In der Küche steht noch der große rote Topf, in dem ich den Tafelspitz, das weißer Scherzerl für die beiden zubereitet habe. Er begeister meine Gäste, die auch erfreut sind, dass sich eine Salatschleuder und eine Geflügelschere (und gar ein Käsehobel) in meinem Besitz befinden. Den Tafelspitz wollten sie ursprünglich im Rindfleischtempel essen. Selbst gekocht sei aber immer besser, freuen sie sich. Und ich freu mich aufs Kochen.
Ab dem Spätnachmittag war die Wohnung von wohligem Suppenduft erfüllt. Semmelkren gibt’s, selbstgebackene alte Semmeln wurden darin verwertet und bei Schnittlausauce, Apfelkren und Röstkerdäpfel helfen die beiden eifrig mit. Und dann tafelen wir, geben uns ganz dem Genuss hin, politisiereen, tauschten Berufserfahrungen aus und philosophiereen. Alte Freundinnen, ein guter Freund. Das hast du damals vielleicht gelesen; Oh, das war da; ach, der;vieles ist nicht mehr erklärungsbedürftig, vieles erklärt sich erst jetzt, die Stimme zu den Worten, die Blicke, die Körpersprache. Es wird spät und unsere Köpfe werden schwer, aber wir können kaum voneinander lass und machen am nächsten Morgen dort weiter, wo wir am Vorabend aufgehört haben. So vieles hätte ich den beiden Stadtwanderern noch so gerne gezeigt; es wird ein nächstes Mal geben.
„Schani trag den Garten aussi“, kichert der Kutlurflaneur zum Abschied.
Die p.t. Gäste können wieder kommen und statt eines Titels erhalten sie ein Prädikat – besonders wertvoll.
Schön, dass ihr da wart.
katiza - 14. Apr, 16:51
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
1899 mal erzählt