Moritz
Das kann sich nicht ausgehen, nie und nimmer haben sie gesagt. Erst einzeln, dann beide zusammen, dann noch einmal einzeln. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Und so ging es mir gestern, als ich die beiden Horoskope in der Schublade fand. Sie haben beide dran herumgefuhrwerkt, das ist leicht zu erkennen, aber Mama war als erstes mit der Sprache raus gerückt. Schon allein deswegen, weil sich Papa sicher war, dass nur ein Blick von mir auf die Horoskope reichen würde. Doch Mama betonte noch einmal, dass Maike “nichts für mich sei“.“Pluto im 7. Haus, Moritz“, seufzte sie. Aber ich war so verliebt in die kecke junge Journalistin. Maike hielt nicht viel von Esoterik und selten mit ihrer Meinung hintan. Kein Wunder, dass das meinen Eltern nicht passte und sie daher gar nicht zu mir passen konnte. „Löwe und Steinbock, du weißt Moritz…“ – hätte ich ihr erklärt, dass ich schwul bin, hätte sie gelassener reagiert.
„Es gibt doch so viele nette Mädchen Moritz…“ Ja – und genau das gefiel mir an Maike, dass sie nicht so war, wie die netten Mädchen, die bewegt waren von Yoga und Tai Chi, vegetarisch bis vegan, in ihren Kleidern aus Indien und Nepal, mit den flachen Schuhen und Sandalen, eso- bis hysterisch. Mit manchen war ich aufgewachsen. Nachdem sich meine Eltern mit ihrem kleinen Lebenshilfeverlag zu einer Art Szene-Stars entwickelt hatten, trafen wir uns als Kleinkinder bei Goa-Raves und in Montessori-Kindergärten und später dann bei Aufstellungen und in Tantra-Seminaren. Das war meine Welt. Mystische Mädchen und Lonesome Bear, der alte Kiffer. Ich wurde zur Achtsamkeit mit Menschen mit Menstruationshintergrund erzogen, ich bin es: Moritz, der Frauenversteher.
Und dann Maike, die kesse Maike, die im Lederkleid blutige Steaks aß und Wodka aus großen Gebinden trank und dann auch noch Shakespeare zitierte und mir das Hirn aus der Birne blies - wow.
Sie werden ihre wahren Werte schon erkennen, dachte ich, natürlich stritten wir nicht über Maike. Wir redeten darüber und dann schließlich nicht mehr und ich weiß nicht mehr, was schlimmer war. Sie waren großartige Eltern, wirklich großartig. Sie sind niemals ohne präzise astrologische Berechnungen irgendwohin gefahren – ob Buchmesse oder Urlaub, alles war und wurde mit Sonne, Mond und Sternen abgeklärt. Sie wollten zur Palmblattbibliothek. Sie hatten schon einen Termin dort, den 27. Dezember 2004. Sie wurden nie mehr gefunden.
Und dann stand ich allein da mit dem Verlag und dem Leben, da hatte ich nur Maike. Sie half mir auch im Umgang mit den Medien, für die das einfach „a Gschicht“ war und hat einen Artikel über mich geschrieben. „Du musst den Schrott nicht verlegen“, sagte sie: „Den besseren Gründen müssen gute weichen.“
Maike war super, ich habe sie sehr geliebt. Wir hatten eine verdammt gute Zeit. Ein bisschen fürchtete ich meine Eltern könnten das sehen, ein bisschen hoffte ich. Bis sie mich plötzlich verlassen hat.
„Es gibt doch so viele nette Mädchen Moritz…“ Ja – und genau das gefiel mir an Maike, dass sie nicht so war, wie die netten Mädchen, die bewegt waren von Yoga und Tai Chi, vegetarisch bis vegan, in ihren Kleidern aus Indien und Nepal, mit den flachen Schuhen und Sandalen, eso- bis hysterisch. Mit manchen war ich aufgewachsen. Nachdem sich meine Eltern mit ihrem kleinen Lebenshilfeverlag zu einer Art Szene-Stars entwickelt hatten, trafen wir uns als Kleinkinder bei Goa-Raves und in Montessori-Kindergärten und später dann bei Aufstellungen und in Tantra-Seminaren. Das war meine Welt. Mystische Mädchen und Lonesome Bear, der alte Kiffer. Ich wurde zur Achtsamkeit mit Menschen mit Menstruationshintergrund erzogen, ich bin es: Moritz, der Frauenversteher.
Und dann Maike, die kesse Maike, die im Lederkleid blutige Steaks aß und Wodka aus großen Gebinden trank und dann auch noch Shakespeare zitierte und mir das Hirn aus der Birne blies - wow.
Sie werden ihre wahren Werte schon erkennen, dachte ich, natürlich stritten wir nicht über Maike. Wir redeten darüber und dann schließlich nicht mehr und ich weiß nicht mehr, was schlimmer war. Sie waren großartige Eltern, wirklich großartig. Sie sind niemals ohne präzise astrologische Berechnungen irgendwohin gefahren – ob Buchmesse oder Urlaub, alles war und wurde mit Sonne, Mond und Sternen abgeklärt. Sie wollten zur Palmblattbibliothek. Sie hatten schon einen Termin dort, den 27. Dezember 2004. Sie wurden nie mehr gefunden.
Und dann stand ich allein da mit dem Verlag und dem Leben, da hatte ich nur Maike. Sie half mir auch im Umgang mit den Medien, für die das einfach „a Gschicht“ war und hat einen Artikel über mich geschrieben. „Du musst den Schrott nicht verlegen“, sagte sie: „Den besseren Gründen müssen gute weichen.“
Maike war super, ich habe sie sehr geliebt. Wir hatten eine verdammt gute Zeit. Ein bisschen fürchtete ich meine Eltern könnten das sehen, ein bisschen hoffte ich. Bis sie mich plötzlich verlassen hat.
katiza - 12. Feb, 18:33
11 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
1707 mal erzählt