Heirathen! Das heißt einen Ziehbrunnen leer trinken.
"Ich werde niemals heiraten", versicherte die Mock Turtel trotzig in dem kleinen Park in Paris.Ihre Freunde nahmen sie in den Arm. Alle weinten und es regnete. "Il pleut sur la ville comme il pleut dans mon coeur", zitierte sie Verlaine – wahrscheinlich laut, wie immer in diesen Tagen. Es war in den frühen 80ern. Mit dem Nachtzug waren sie nach Paris gefahren, die Schulfreundin, Bürgertochter wie die Mock Turtle selbst, ihr Freund, der Jusstudent aus der altösterreichischen Künstlerfamilie und die Turtle, mitgenommen als eine Art Gouvernante. Es waren die wilden Jahre der Mock Turtle und eben erst hatte sie am Grab von Jim Morrison das erste Mal an einem Joint gezogen. Seit drei Tagen waren sie also in Paris, fasziniert beobachtete die Turtle die Paarsamkeit der beiden. Sie wusste, dass sie viele Liebhaber haben wird, aber sie glaubte, dass ihr diese Art von Liebe verwehrt bleiben würde. Sie war unglücklich verliebt und Begierde Sex und Liebe mischten sich in Kopf und Bauch. Die beiden waren so sauber.
"Was wäre, wenn wir einfach hier in Paris heiraten würden?"
"Du hättest Erklärungsbedarf."
Ich, der Anstandswauwau, der mit dem Jusstudenten noch nachts in Bistros Pastis trank, wenn sie schon schlief. So sauber die beiden. So dreckig ich und mein Chaos.
The days are bright and filled with pain
Enclose me in your gentle rain
The time you ran was too insane
We'll meet again, we'll meet again
Oh tell me where your freedom lies
The streets are fields that never die
Deliver me from reasons why
Youd rather cry, Id rather fly
The crystal ship is being filled
A thousand girls, a thousand thrills
A million ways to spend your time
When we get back, I'll drop a line.
Heute vor zehn Jahren war der offizielle Teil meiner Hochzeit schon vorüber. Ich war seine Frau. Ich bin seine Frau. Ich habe eben meine alten Tagebücher gesucht aus dieser Zeit und sie nicht gefunden. Also reise ich in Gedanken, Bildern und Worten zurück. Das erste, was ich sehe, sind all die strahlenden Gesichter. Ich gehe durch den Garten und umarme die Menschen aus, seiner, meiner, unserer (Wahl-)Familie. Im Hintergrund die Volksmusikgruppe, die mein Schwiegervater als Überraschung engagiert hat mit dem Geiger, der immer schon auf Teufel komm raus mit mir geflirtet hat. Braustrauß werfen und Strumpfband. Sekt und Gras im Wald. Die Doppelconference der Väter und eine Hochzeit mit Soul-DJ. Meine beiden Kollegen und die Backgroundsängerinnen der bayrischen Band.
"This ist a perfect day, I'm glad I spent it with you."
Der Cousin, den ich hätte zum Trauzeugen machen wollen und der in dieser Nacht seine Liebe verlor. Die Cousine, die heute Brustkrebs hat und damals, wie so oft sehr oft bezaubernd lachte. Meine Mutter, glücklich, glänzend, klatschend, weinend. Der Vater, groß und gerührt. Die Sister, fern wie stets. Die Schwiegermutter gurrend, der Schwiegervater brummend. WegbegleiterInnen. FreundInnen.
Und er. "Ja, ich will Geliebter, Brudertier, Gefährte, Freund, Spielkamerad, Lover, Drug-Buddy, Heiler, Helfer, Mann, Gatte." Und ein Feuerwerk und Musik und Tanz und Glückseligkeit. Später im Orient – tausend und eine Nacht. Tausende Nächte mittlerweile.
"Heirathen! Das heißt einen Ziehbrunnen leer trinken", seufzt die Mock Turtle. Ich hab Durst.
"Was wäre, wenn wir einfach hier in Paris heiraten würden?"
"Du hättest Erklärungsbedarf."
Ich, der Anstandswauwau, der mit dem Jusstudenten noch nachts in Bistros Pastis trank, wenn sie schon schlief. So sauber die beiden. So dreckig ich und mein Chaos.
The days are bright and filled with pain
Enclose me in your gentle rain
The time you ran was too insane
We'll meet again, we'll meet again
Oh tell me where your freedom lies
The streets are fields that never die
Deliver me from reasons why
Youd rather cry, Id rather fly
The crystal ship is being filled
A thousand girls, a thousand thrills
A million ways to spend your time
When we get back, I'll drop a line.
Heute vor zehn Jahren war der offizielle Teil meiner Hochzeit schon vorüber. Ich war seine Frau. Ich bin seine Frau. Ich habe eben meine alten Tagebücher gesucht aus dieser Zeit und sie nicht gefunden. Also reise ich in Gedanken, Bildern und Worten zurück. Das erste, was ich sehe, sind all die strahlenden Gesichter. Ich gehe durch den Garten und umarme die Menschen aus, seiner, meiner, unserer (Wahl-)Familie. Im Hintergrund die Volksmusikgruppe, die mein Schwiegervater als Überraschung engagiert hat mit dem Geiger, der immer schon auf Teufel komm raus mit mir geflirtet hat. Braustrauß werfen und Strumpfband. Sekt und Gras im Wald. Die Doppelconference der Väter und eine Hochzeit mit Soul-DJ. Meine beiden Kollegen und die Backgroundsängerinnen der bayrischen Band.
"This ist a perfect day, I'm glad I spent it with you."
Der Cousin, den ich hätte zum Trauzeugen machen wollen und der in dieser Nacht seine Liebe verlor. Die Cousine, die heute Brustkrebs hat und damals, wie so oft sehr oft bezaubernd lachte. Meine Mutter, glücklich, glänzend, klatschend, weinend. Der Vater, groß und gerührt. Die Sister, fern wie stets. Die Schwiegermutter gurrend, der Schwiegervater brummend. WegbegleiterInnen. FreundInnen.
Und er. "Ja, ich will Geliebter, Brudertier, Gefährte, Freund, Spielkamerad, Lover, Drug-Buddy, Heiler, Helfer, Mann, Gatte." Und ein Feuerwerk und Musik und Tanz und Glückseligkeit. Später im Orient – tausend und eine Nacht. Tausende Nächte mittlerweile.
"Heirathen! Das heißt einen Ziehbrunnen leer trinken", seufzt die Mock Turtle. Ich hab Durst.
katiza - 30. Aug, 14:44
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