17
Jun
2007

Siamkater (4)

Natürlich war Julie klar, dass sie kein Rendezvous hatte, sondern auf die Lieferung eines Ventilators wartete. Trotzdem war sie kurz nach 18 Uhr auf alles vorbereitet. Sie hatte sich an den wichtigen Stellen noch einmal rasiert und schöne Wäsche an. Darüber trug Sarong und Hemd. Den guten Sarong zwar, aber Özgür kannte ja ihre Alltagskleidung und alles andere hätte seltsam gewirkt. Für alle Fälle hatte sie ein Kondom in der Nachtischlade und ein Zitronenhuhn im Backrohr – vielleicht wollte er ja doch zum Essen bleiben. Sie hatte schon länger keinen Mann gehabt. Sie war nervös. Der Kater spürte das, strich durch die Wohnung. Kurz vor halb sieben rechnete sie nicht mehr damit, dass er kam. Sie übergoss gerade das Huhn als es läutete. Er stand vor der Tür, neben sich einen Standventilator. Das schwarze T-Shirt passte ihm gut und Julie überlegte, ob er sich für sie angezogen hatte, oder ob an diesem Freitagabend noch mit Freunden in irgendeine Disko wollte. "Hallo", sagte sie und da war wieder dieses selbstbewusste Grinsen. "Der Ventilator", erklärte er. Er wirkte anders als am Baugerüst vor ihrem Fenster: kleiner und frisch gewaschen. Sie roch ein Rasierwasser, als er die Wohnung betrat und wollte ihn trotzdem noch.
Er saß am Küchentisch und nagte am Hühnerbein. Irgendwie hungrig, gierig und doch ganz konzentriert. Er war zum Essen geblieben, er würde weiter bleiben. Als sie den Teller abräumen wollte, griff er nach ihrem Handgelenk. "Du, komm her", seine Stimme klang heiser. Er zog sie auf seinen Schoß. Der Kuss schmeckte nach Zitronenhuhn, nach hungrig, gierig und doch ganz konzentriert. Er drückte ihren Busen fest, fast schmerzhaft. Sie glitt auf den Küchenboden zwischen seine Beine. Er beobachtete sie. Sie streifte das T-Shirt hoch, auf der Suche nach dem Hosenknopf. Sie freute sich über die feine dunkle Linie aus Haaren, die von seinem Nabel aus den Weg weiter nach unten wies. Er beobachtete sie, sie betrachtete ihn und schloss die Augen, als sie ihn endlich in den Mund nahm. Özgür stöhnte leise. Glatte zarte, harte Haut, mit der ihre Lippen und ihre Zunge das Spiel aufnahmen. Plötzlich durchfuhr sie Schmerz. Bhumipol hatte seine Krallen in ihre Zehen versenkt. (Fortsetzung folgt)
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