The Return of the Mock Turtle
Worte als Namen. Der Schmerz z.B. C5/6/7 nenne ich ihn, bläulich rot ist er in der Nacht, wenn er sich zu Wort meldet. Dumpf zischelnd ruft er zur Versammlung. Wo Schmerz ist, geht Schmerz zu. Da trifft dann der abgenutzte Körper die abgenutzte Seele. Alle sind sie da, das magere Selbstwertgefühl, die kränkelnde Eitelkeit, der verletzte Stolz und da hinten schleicht die alte Angst rum, Rädelsführerin im Schmerzensrudel. Und sie besprechen sich, erzählen sich Geschichten von früher, als sie hier viel mehr Platz hatten, von Tränenorgien und Selbstverletzung. Manchmal kommt ein neuer Schmerz dazu. Der eine drückt sich still und ein wenig schüchtern in der Ecke, der andere wird als alter Bekannter entdeckt und gleich mitaufgenommen. Da tauschen sie Bilder, Töne Worte, während ich versuche sie zu verjagen.
Und dann erinnere ich mich wieder an die Wertschätzung, um die sich alles dreht. Weil ich glaube, dass sie mir verweigert wird, verweigere ich sie meinem Körper. He, C5/6/7, du machst einen guten Job, du hältst mich gerade und das kann ich gerade sehr gut brauchen. Zu oft habe ich das Schwere auf die leichte Schulter genommen,die Liebe in Einkaufssäcken heimgeschleppt, um sie dann in die Menschen zu stopfen, sie damit abzufüllen. Ich sollte seltener nicken und öfter den Kopf schütteln, um dich zu entlasten, gerade nach vorne schauen statt zu Boden starren. Mich öfter beugen, aber auch öfter strecken.
Irgendwann schicken sie wieder die Mock Turtle raus, ihr Klagelied zu singen und versammeln sich alle zur Lobster-Quadrille. Ich kann sie hören, ihr hämen: „Narzissenkönigin“ nennen sich mich: „Sugar-Mami“, dumm und eitel. Der Alkohol tut sein Übriges, anstatt die Worte hinunter zu spülen, kotzt man sie aus – in einem mächtigen Schwall, der alles versaut, Unschuldige bekleckert und übel riecht, Halbverdautes, Wortbrocken, Herzeblut und Tränenspuren. „Aber“, sagt, das kleine Mädchen und „Ich wollte doch nur.“
Ein Danke wollte ich, nicht Dankbarkeit, fürs Tun, nicht fürs Geben, einen kurzen Scheinwerfer, der zeigt, dass ich dabei war, ein gut gemacht, ein Hebammenlob, ein Lob. Enttäuscht wird nur, wer sich täuscht, predige ich. Und wer von Narzissten Lob erwartet, ein Danke, der täuscht sich gewaltig Das ist wohl überhaupt so mit erwartetem Dank. Und so hülle ich mich in das Danke des 1. Offiziers, sein Lob, seine Wertschätzung und Anerkennung, steh auf, wisch die Tränen ab, richt mir die Krone, schau gerade aus und gehe weiter. Und dann sehe ich es wieder: Es ist eine gute Welt.
Ich höre das Spottgelächter der Schmerzen tief in mir drinnen und weiß, dass ich vielleicht morgen, wenn mich C5/6/7 weckt, in ihre dreckigen Witze miteinstimme. Und dem kleinen Mädchen flüstere ich zu: „Gut hast du das gemacht, damals und auch heute, ich weiß es, ich war dabei.“
Und doch: So viel Glück ist mir beschieden. Allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel…
dont forget please: du wirst geliebt.
leider kann ich hier keine musiken einfügen, um sie zu trösten *das gibt irgendwie der virenblocker nicht her*. und ich versteh ein bissi was von dem schmerz, des liebe in tüten packens.... nichts vom c567. sich mit narzissten zu umgeben ist ein hartes geschäft. nur gut, dass dann auch erste offiziere dabei sind. besonders kränkend ist ja, wenn wir narzissten zweiter klasse, uns mit narzissten erster klasse umgeben.... am besten wäre es, wir würden die liebe entdecken statt tüten voller liebe zu packen. und genau das haben sie ja offensichtlich.
umso ärger wenn die narzissten-gewöhnten knochen jetzt stöhnen. so sehr im falschen moment.
vielleicht stöhnen sie auch.... weil Sie jetzt mit Liebe leben.
die angst und das brav sein ... jedenfalls.... sind unser ärgster feind. so glaube ich das jedenfalls. und täglich müssen wir es mit ihm aufnehmen.
...
genial wäre es, wenn man nun ein liedchen gegen den schmerz einfügen könnte.....
liebe grüße ihre ro *die die schmerzen am liebsten wie fliegen verscheuchen tät*
lassen sie sich gesagt sein: sie sind ein liebenswerter, ein herzensmensch. ich mag keine menschen um mich, denen nichts mehr weh tut, weil sie hart geworden sind. ich mag die verletzlichen, die gekränkten, die, die spüren, so viel lieber. das ist vermutlich kein trost, aber es ist wie es ist.
und der text ist ein wahnsinn. und sie auch.
Ich weiß es nicht, Herr boMA, warum ich Dank erwarte.
Die bezaubernde B., die mich und den Hintergrund der Geschichte gut kennt, hat da wohl recht: Es geht um Wahrnehmung, Anerkennung und Wertschätzung. Um den Ausgleich von geben und nehmen. Vielleicht ist es aber auch nur das kleine Mädchen, dem man immer gepredigt hat, dass es dankbar sein muss, das das jetzt von anderen fordert. Es geht darum nicht vergessen zu werden, viel um die Eitelkeit. Ich habe in eine Sache, an die ich glaube Geld und vor allem viel Liebe, Zeit, Kreativität usw. investiert und die Sache ist gut geworden, gut genug, um stolz darauf zu sein, dass man da mitgemacht hat und das hätte ich gerne einfach nur gehört, dass es gut war, dass ich dabei war und nicht nur mit meinem Geld sondern mit meinen Fähigkeiten reden, kochen, vernetzen zum Gelingen beigetragen habe - und das hätte sich am Leichtesten mit Danke zusammenfassen lassen....
Die Bilder laufen mir, diese Fratzen finden sich auf einem Tisch in einem Wiener Kellerlokal...und wie das in solchen Lokalen und im Leben so ist, da liegen Himmel und Hölle eng nebeneinander...
Wir wiederum spielen ihnen in die Hände, so wir gebeugten Hauptes daherkommen.
Jetzt ist das natürlich als Trost nicht geeignet, weshalb ich auch eine handvoll Wünsche, namentlich solche von der besten Sorte, quasi "first flush", also erste Pflückung, beifüge.
Ach, frau katiza!
Nun habe ich ja Erfahrung im Umgang mit Zumutungen und erlaube mir mal, hier Ihnen einen gut gemeinten Rat-Schlag zu geben (wenn er unwillkommen ist, einfach mit einem kleinen Auswfallschritt ausweichen. Sicher sind Sie dafür wendig genug...): Sie schildern ja sehr eindringlich, wie die Schmerzen die Tür für viele andere unwillkommene Spiessgesellen öffnet: Ängsten, Verletztheit über die Unzulänglichkeit von von Mitmenschen, Selbstzweifeln. Es ist gut, wenn Sie diese ungemütlich Party als Folge des Schmerzes sehen und nicht als seine Ursache. Machen Sie sich keine Vorwürfe über Ihr Leben. Ihr Leben an sich ist wahrscheinlich ganz in Ordnung, und Sie sind gewiss ein guter Mensch - oder sehr wahrscheinlich nicht weniger gut und ihn Ordnung als Menschen ohne Rückenschmerzen.
Wir sind nun mal um die fünfzig. Wenn uns morgens beim Aufwachen nichts wehtut, sind wir wohl tot.
Die Kunst ist wohl, auf den Schmerz zu hören und dem Rücken ein paar Lasten abzunehmen, ohne den Spiessgesellen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken... Ich wünsche Ihnen darin Geschick und schicke Ihnen herzliche Grüsse nach Wien!
Oh, liebe Frau frogg, wie recht Sie haben - mir geht es wie dem Jesus, mir tut das Kreuz halt erst mit bald 50 weh...
Die Kunst ist es auf den Schmerz zu hören - daran muss man sich eben einfach oft genug erinnern...ganz liebe Grüße und eine innige Umarmung Ihnen, liebe Fröschin und dem Herrn Flaneur...
Und dann vor kurzem sahn Wir uns selbst gegenüber einer Dame in Weiß und schluckten doppeltschwer an der Verkündigung! Vorbei wars mit der Souverenität!
Bitte warum fallen Eine diese Schmerzen auch vorwiegend unter der dunklen Bettdecke an? Fast feig würd ich das nennen!!
Ich wünsch auf jeden Fall alles Liebe - an die drückenden C's! Ähm passt da ein "Kopf hoch"? ;)))
Sternverstaubte Grüße ...
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