27
Sep
2007

Mops (6)

Natürlich war Rudolf stinksauer: "Meine liebe Frau schickt meinen achtjährigen Sohn Tristan zum schwulen Nachbarn Geld verdienen, Bravo! Was ist, wenn etwas passiert mit dem Köter? Hastdudirdarüberjemalsgedankengemachtmachstdudirjemalsgedanken? Nein, bitte keine Erklärungen. Bitteverschonemich." Gequälter Gesichtsausdruck. Er nahm Blackberry und Vaio vom Tisch. "Du wirst ihm das wohl verbieten, nehmichan." "Werd ich nicht", sie fühlte sich wie sieben Jahre und kaputte Strumpfhose, allerhöchstens sieben Jahre, wenn sie von ihrer Mutter ausgeschimpft wurde: "Ich will ihm das nicht verbieten, ich halte das für äußerst lehrreich für ihn." Ihre Stimme kiekste. Keine Hysterie, nicht weinen. Er ging in sein Büro. Ins Internet. Sie setzte sich vor den Fernseher. Trotzig holte sie sich ein Glas Wein. Rudolf mochte nicht, wenn sie trank. Andreas hatte ihr eine Flasche Veltliner mitgegeben, "Zwillingslauser", lustiger Name für einen Wein. Sie zappte sich durch die Kanäle. Dann ging sie Zähne putzen – war das nicht ein Alkoholikersymptom? - und brach auf, um Tristan vom Klavierunterricht zu holen. "Ich hol jetzt Tristan", rief sie, sie knallte die Türe ein wenig zu laut. "Wir kommen gleich", erklärte sie Andreas, der den Kopf aus der Türe steckte. Tri durfte nach der Musikstunde mit Marcel Gassi gehen. Das hatte sie ihm versprochen. Im Auto drehte sie den CD-Player auf: Aretha forderte Respect. Sie sang mit.
"Wo ist Tristan?" Rudolf kam über die offene Treppe. Sein Handy vibrierte und blinkte in seiner Hand. Er drückte den Anruf weg, sah durch Erika hindurch und schlüpfte in seine Fliegerjacke: "Ich muss noch einmal weg, bis gleich." Rudolf hatte ihr Glas gewaschen und weg geräumt. Sie nahm sich ein neues. Eigenartig, dachte sie, als sie sich in ihren Sessel plumpsen ließ. Wohin war er mit dem Telefon. Wohlig nahm sie war, wie ein wenig Eifersucht ihren spiegelglatten Alltag ein wenig aufraute. Aber war sie wirklich eifersüchtig, war es nicht nur Andreas' Geschichte, die ihr im Kopf herum spann. Solidarische Sorge, der Wunsch nach ein wenig Dramatik in ihrem Leben. Sie war inzwischen vor Rudolfs Büro angekommen. Die Tür stand offen. Am Schreibtisch der Laptop. Klein, klar, sauber, elegant. Er lag im Zentrum des Tischs. Alles andere hätte Rudolf, der Zwängler, wohl nicht ausgehalten. Aber er war offen, das war ungewöhnlich. Sie näherte sich. Das durfte sie nicht und es ging sie nichts an. Sie dürfte nichts sichtbar verändern, das würde er sofort bemerken. Drei Finger hoch, es war ihr unangenehm, aber jetzt war sie schon dabei. Ein Flugfoto als Bildschirmhintergrund. In der Leiste erkannte sie, dass Skype offen war. Sie drückte auf das Symbol, las kurz etwas, Lohengrin, Schwan, Opernsachen. Als sie unten in Geräusch hörte, zuckte sie zusammen. Schnell brachte sie den vaio wieder in die Ausgangsposition und huschte ins Bad nebenan. "Mama", es war Tri. Sie war erleichtert. Aber wo blieb Rudolf?
(Fortsetzung folgt)
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Zwischenruf

Die EMMA bestellt beim Trafikanten des Vertrauens. Weil ja Frau Schwarzer heut in Wien ist. Gestern bekommen. Er, das PorNo Titelblatt musternd: "7,70 Euro, bitte." Ich: "Feminismus ist teuer!" Er: "Wie alles Überflüssige." Ich sprachlos - ihre Antwort, Frau Schwarzer?
Edit: Gut war sie, witzig und klug. Der Trafikant ist bestenfalls witzig. Manchmal!
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Wenn ich schon geahnt...
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Wenn ich schon geahnt...
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katiza - 22. Feb, 15:42
Alle Kraft für ihn!
Alle Kraft für ihn!
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datja - 18. Jul, 18:34
Lieber Yogi, ein bisschen...
Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
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