26
Apr
2007

Irish Setter (7. und letzter Teil)

Eva war drei, vier Tage zu ihren Eltern gefahren. Das machte sie regelmäßig. Sheila nahm sie mit. Ihre Eltern liebten Sheila. Charly blieb zu Hause. Eltern mögen keine Gitarrengötter – schon gar nicht als den Mann im Leben der einzigen Tochter. Der erste Tag war schön. Der zweite auch. Der dritte war mühsam. Da ging es um Charly. Und um sie. Dass sie nichts aus ihren Talenten mache. Und zu wenig aus ihrer Ausbildung. Dass er ihr nur auf der Tasche läge. Dass Gitarrist kein Beruf sei und er wohl kein Star mehr würde. Dass sie kein Teenager mehr sei. Dass er sie wahrscheinlich betröge. Noch mehr weh als all diese Anschuldigungen tat das Echo, das sie in Eva erzeugten. Da fuhr sie heim.
Der Parkplatz war ideal. Schräg gegenüber von ihrem Haus. Während sie ihre Sachen zusammenraffte und die winselnde Sheila an die Leine legte, sah sie Gretel aus dem Haus kommen. Sie stieg aus. Und Gretel sah Eva. Die beiden Frauen gingen aufeinander zu. Eva fühlt sich wie auf einer dieser gigantischen Hängebrücken, die sie in Dokumentationen über die Anden gesehen hatte. Schwankend doch ohne Ausweg. Dann standen sie sich gegenüber, ganz nah. Sie schauten sich noch immer in die Augen. Eva nahm Gretels Duft wahr. Sie roch nach Sex. Vertraut. Sie spürte die Wärme des Mädchens. Wie wenn sich der Körper ihr entgegenwölben würde – nur Duft und Wärme. Und Sex. Dann sah sie Gretels Lippen. Sie küssten sich. Erst mitten im Kuss, nahmen sie sich in die Arme. Der Kuss war so anders als all die Männerküsse bisher. Er war so weich, feucht und warm. Die Zungen tanzten einen zärtlichen Tanz miteinander. Erkundeten den Mund der anderen. Er schmeckte süß. Und Eva glaubte auch ein wenig Charly heraus zu schmecken. Die Hände gingen ihre eigenen Wege. Über den Kopf, das weiche Haar, den durchgebogenen Rücken nach vor zur Brust, zur Weiblichkeit. Oft wog Eva ihren eigenen Busen in ihrer Hand, heimlich und unbemerkt. Jetzt wog sie den der anderen. Gut fühlte er sich an. Rund und fest, nicht mehr als eine Handvoll und doch angenehm schwer. Sie waren hungrig aufeinander. Kurz lösten sie sich voneinander. Vorsichtig begegneten sich die Blicke. Sie lächelten, sie lachten. Sie küssten sich weiter. Unendlich lang. Sheila bellte, kratzte am Autofenster. Da trennten sie sich schließlich. Sanft strichen sie sich gegenseitig übers Haar. Es gab keine Worte. Gretel ging in Richtung Bushaltestelle. Eva holte ihre Sachen aus dem Auto. Gretel drehte sich um. Eva schaute ihr nach.
Wenig später ging Eva nach Wien. Nach der Matura verlies auch Gretel die Kleinstadt. Charly und Sheila zogen weiter gemeinsam durch die Lokale.
Er wusch ihre Haare noch lange mit Evas Henna-Spülung.
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