To absent friends
Heute vor einer Woche vor dem Volksgarten-Pavillon um zwei Uhr früh war er plötzlich wieder da. Wir haben ihn wohl her gewinkt zu unserem Tisch, schließlich war er ja ein Freund. Er war keiner von den Freunden, die man anruft und denen man sein Herzeleid erzählt. Ich habe mich nie mit ihm verabredet und ihn oft getroffen. In verschleppten Mittagspausen im Schwarzmarkt bei einem kleinen Bier, in der winzigen Wohnung des Erstgeborenen, rauchend, am Fußboden zusammengekauert, Schallplatten hörend, über den Job lästernd oder trinkend nachts im Volksgarten. Wir haben uns geneckt, manchmal debattiert und vielleicht auch ein wenig geflirtet. Ich habe ihn ausgeschimpft, wenn er zu sehr über seine Freundinnen hergezogen ist und oft über seine Zynismen gelacht. Manchmal sehe ich ihn noch, da betrinkt er sich mit dem Erstgeborenen und mir am Freitagnachmittag oder er fährt im Auto mit auf der Süd mit uns. Auch die anderen treffen ihn hin und wieder. Unverbindlich wie immer. Man kann ihn nicht anrufen, sich nicht mit ihm verabreden, aber er ist verlässlich immer wieder da. Einmal hat er im Volksgarten sein T-Shirt hoch gerissen: er hatte sich ein Herz ins üppige Brusthaar rasiert. Es sah entzückend aus.
Und dann stand er plötzlich an einem Sonntag vor acht Jahren in der Kronenzeitung – er füllte eine Doppelseite.
Unser Freund, der Geisterfahrer, der gegangen ist, um nicht zu vergehen.
Und dann stand er plötzlich an einem Sonntag vor acht Jahren in der Kronenzeitung – er füllte eine Doppelseite.
Unser Freund, der Geisterfahrer, der gegangen ist, um nicht zu vergehen.
katiza - 19. Jun, 16:39
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