Sternstunden und der Franz
Ein Stern hat mir die Geschichte vom Franz erzählt. Ein trauriger, trunkener Stern, der am Verlöschen war. Außen schon erkaltetes Metall und innen voller Glut.
Ich höre seine Stimme, sein trockenes Lachen, den keuchenden Husten des starken Rauchers. Von einem jungen Hirten aus Vorarlberg, erzählt er, der zur Waffen-SS geht. 1945 flieht er heim, zurück nach Feldkirch, versteckt sich vor den französischen Besatzern, der Hirtenbub, grade 20, in den Wäldern, und wird doch gefasst. Zweimal hat versucht er aus dem Gefangenenlager zu fliehen, dann kommt er ins Gefängnis. Krank sei er geworden, schlechte Kartoffeln, die erste Vision: Engel und Teufel. Und der Stern blickt nach oben, die Hobby in der Hand, den Gspritztn am Tisch und ich sehe es auch. Dann kommt er ins Irrenhaus, der Franz. Elektroschocks und noch mehr Engel und Teufel. Er verlässt seinen Körper und die wunderschönen Erzengel helfen ihm dabei. Der Stern lacht. Franzens schöne Erzengel. Hirte und SS-Mann. Irgendwann ist er dann zurück, der Franz. Im Bahnwärterhäuschen haust er, ein Sonderling, und schnitzt. Das hat er dort gelernt. Aber er schnitzt nicht, er befreit nur, was da ist. Eines Nachts - und der Stern malt eine Winternacht in die Kantine – eines Nachts geht er durch den Wald. Zu einer Kirche. Und er hört seinen Namen. Franz, Franz, ruft die Kirche. Und in der Kirche, die wundersam erleuchtet ist, des Nachts, sieht er ein Fresco, das er noch nie gesehen hat, so schön. Und der Franz spricht mit dem Pfarrer über das Bild, will es befreien, um Gott zu preisen und die Engel. Aber der Pfarrer sieht nur einen Wasserfleck. Der Franz redet und schildert. Und der Pfarrer sagt Ja. Und als der Franz dann kommt, hat der Pfarrer den Wasserfleck übermalen lassen. Der Stern trinkt noch an Gspritztn.
Der Franz, den ich kennen lernen durfte, Franz Huemer, hat mir diese Geschichte nicht erzählt. Er hat mir die vielen Bilder im Turiner Leichentuch gezeigt. Aus dem Stern - der Zeitung - hatte er es ausgeschnitten und die Bilder hervor geholt. Manchmal rufen ihn Wurzeln am Weg und dann muss er die Figuren herausholen. Feengesichter und Zauberer, Engel und Teufel in Haus und Garten. Und meine Freunde: der Stern und der Teufel. Das Mädchen mit den großen Augen. Mein Mann. Der Franz. Und Himmel und Hölle in ihren Manifestationen und Spiegelungen. Ganz leise und trocken höre ich in weiter Ferne einen Stern lachen. Und dankend grüße ich zurück. Wenn ich ihm grad noch an Gspritztn holen könnte.
Vom Franz zur Hochzeit
Ich höre seine Stimme, sein trockenes Lachen, den keuchenden Husten des starken Rauchers. Von einem jungen Hirten aus Vorarlberg, erzählt er, der zur Waffen-SS geht. 1945 flieht er heim, zurück nach Feldkirch, versteckt sich vor den französischen Besatzern, der Hirtenbub, grade 20, in den Wäldern, und wird doch gefasst. Zweimal hat versucht er aus dem Gefangenenlager zu fliehen, dann kommt er ins Gefängnis. Krank sei er geworden, schlechte Kartoffeln, die erste Vision: Engel und Teufel. Und der Stern blickt nach oben, die Hobby in der Hand, den Gspritztn am Tisch und ich sehe es auch. Dann kommt er ins Irrenhaus, der Franz. Elektroschocks und noch mehr Engel und Teufel. Er verlässt seinen Körper und die wunderschönen Erzengel helfen ihm dabei. Der Stern lacht. Franzens schöne Erzengel. Hirte und SS-Mann. Irgendwann ist er dann zurück, der Franz. Im Bahnwärterhäuschen haust er, ein Sonderling, und schnitzt. Das hat er dort gelernt. Aber er schnitzt nicht, er befreit nur, was da ist. Eines Nachts - und der Stern malt eine Winternacht in die Kantine – eines Nachts geht er durch den Wald. Zu einer Kirche. Und er hört seinen Namen. Franz, Franz, ruft die Kirche. Und in der Kirche, die wundersam erleuchtet ist, des Nachts, sieht er ein Fresco, das er noch nie gesehen hat, so schön. Und der Franz spricht mit dem Pfarrer über das Bild, will es befreien, um Gott zu preisen und die Engel. Aber der Pfarrer sieht nur einen Wasserfleck. Der Franz redet und schildert. Und der Pfarrer sagt Ja. Und als der Franz dann kommt, hat der Pfarrer den Wasserfleck übermalen lassen. Der Stern trinkt noch an Gspritztn.
Der Franz, den ich kennen lernen durfte, Franz Huemer, hat mir diese Geschichte nicht erzählt. Er hat mir die vielen Bilder im Turiner Leichentuch gezeigt. Aus dem Stern - der Zeitung - hatte er es ausgeschnitten und die Bilder hervor geholt. Manchmal rufen ihn Wurzeln am Weg und dann muss er die Figuren herausholen. Feengesichter und Zauberer, Engel und Teufel in Haus und Garten. Und meine Freunde: der Stern und der Teufel. Das Mädchen mit den großen Augen. Mein Mann. Der Franz. Und Himmel und Hölle in ihren Manifestationen und Spiegelungen. Ganz leise und trocken höre ich in weiter Ferne einen Stern lachen. Und dankend grüße ich zurück. Wenn ich ihm grad noch an Gspritztn holen könnte.
Vom Franz zur Hochzeit
katiza - 29. Jun, 17:57
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