Herbst-Zeit-Los
Und plötzlich findet sich die Mock Turtle auf der Mad Tea Party. Die Zeit, meine alte Vertraute, scheint mir fremd geworden. Dabei verstanden wir uns gut, seit mir mein Vater als Kind meine erste Armbanduhr geschenkt hatte. Die Zeit war immer auf meiner Seite. Und ich respektierte sie. Bemühte mich, sie niemandem zu stehlen und sie auch nicht totzuschlagen. Manchmal ließ ich sie ungenutzt verstreichen, manchmal sogar verfliegen. Aber nie hatte ich den Eindruck, dass sie das stören könnte. Ich ging mit ihr. Und ich mochte ihre Töchter. Gerne spielte ich mit der Vergangenheit und der Zukunft, verkleiden meist und manchmal verstecken. Seltener mit der stillen Gegenwart, die oft blass um mich herumstrich. Doch ich mochte auch sie. Die vierte Tochter, die berühmte Wahrheit, kam nur selten zu Besuch, so dass ich sie nicht immer gleich erkannte. Ich mochte die Zeit, auch wenn sie manchmal verrückt schien. Ich lebte durch die Zeit.
Mit der Zeit aber geriet ich immer mehr in die Zeit. Die Armbanduhr legte ich ab, denn die Zeit war elektronisch geworden und allgegenwärtig – sie war digitalisiert und so vertraut und fremd zugleich. Vergangenheit und Zukunft erschienen mir plötzlich als eitel, oberflächlich und manchmal gar geschwätzig. Und so lernte ich die Gegenwart mit ihrer ruhigen Schönheit mehr und mehr zu schätzen. Sie brachte mir auch ihre Schwester Wahrheit näher, die ich jetzt viel öfter sah – wenn sie es war. Ich nahm mir Zeit für mich. Vielleicht hat sie mir ja das übel genommen.
Denn seit jenem Anruf spielt sie verrückt. Sie und ihre Töchter tanzen um mich. Manchmal schreien sie durcheinander, manchmal verstecken sie sich. Sie stoßen zusammen und laufen davon. Und doch bräuchte ich sie gerade jetzt so sehr – um alle Wunden zu heilen, um mit Rat zu kommen, um mich mit ihrem engen Korsett vor dem auseinander fallen zu beschützen. Wo sind die Zeiten hin?
Ich trage die letzte Armbanduhr meines Vaters. Ich habe Zeit.
Mit der Zeit aber geriet ich immer mehr in die Zeit. Die Armbanduhr legte ich ab, denn die Zeit war elektronisch geworden und allgegenwärtig – sie war digitalisiert und so vertraut und fremd zugleich. Vergangenheit und Zukunft erschienen mir plötzlich als eitel, oberflächlich und manchmal gar geschwätzig. Und so lernte ich die Gegenwart mit ihrer ruhigen Schönheit mehr und mehr zu schätzen. Sie brachte mir auch ihre Schwester Wahrheit näher, die ich jetzt viel öfter sah – wenn sie es war. Ich nahm mir Zeit für mich. Vielleicht hat sie mir ja das übel genommen.
Denn seit jenem Anruf spielt sie verrückt. Sie und ihre Töchter tanzen um mich. Manchmal schreien sie durcheinander, manchmal verstecken sie sich. Sie stoßen zusammen und laufen davon. Und doch bräuchte ich sie gerade jetzt so sehr – um alle Wunden zu heilen, um mit Rat zu kommen, um mich mit ihrem engen Korsett vor dem auseinander fallen zu beschützen. Wo sind die Zeiten hin?
Ich trage die letzte Armbanduhr meines Vaters. Ich habe Zeit.
katiza - 18. Okt, 09:54
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