8
Aug
2007

Ureigentliche Meditation Musik?

Am Freitagabend ist es wieder so weit – ich gehe ins große Schweigen. Naikan und Zen in BodingbachJujukinkai genauer gesagt, eine Reuemeditation. Und fast scheint es, als würden meine Geister und Dämonen gerade jetzt toben und wüten, damit ich nächste Woche auch was zu bereuen habe.

Gestern feierte ich wieder einmal einen falschen Freitag beim Erstgeborenen. Beschallung durch wunderbaren Soul, Raritäten und Kostbarkeiten aus den 50ern und 60ern, die sich seine Seele als Heimat ausgesucht haben, um weiter zu leben. Große Stimmen und Gespräche über andere große Stimmen, wie Ian Bostridge, den ich in Brittens Requiem hören durfte - Danke an meine (Ver-) FührerInnen. Dazwischen guter Rotwein und Schweigen, ein falscher Freitag mit dem richtigen Menschen.

ConAlma fällt mir ein und eine Passage aus ihrem Blog: "Ein mongolischer Schamane habe gesagt, dass er das Bestreben der Menschen im Westen, mit östlichen Methoden der Meditation weiterzukommen, seltsam und unpassend fände, wo sie doch selbst eine ureigene Meditation hätten – die der Musik." Ich spüre dem Gedanken schon seit zwei Wochen nach und langsam formt sich eine Antwort: Musik geht in die Weite, Meditation oder besser Zazen, die Meditation, die ich praktiziere, fokussiert, der Regenbogen und das weiße Licht, ein Symphonie gegen eine Silbe. Musik lenkt meine Gedanken ins Gestern, Heute, macht mich zur Beobachterin im Zeitenfluss. Zazen lenkt mich ins Hier und Jetzt und macht mich letztendlich im Sitzen zur Beobachterin im Augenblick, zur Achtsamen. Womit wir wohl bei einer Art der Eigentlichkeit wären, um die es im Dialog zwischen Steppenhund und ConAlma zu gehen scheint – wenn es eine Eigentlichkeit überhaupt anders gibt, als die uns allein eigene….

Zurück zum Jujukinkai – die Woche im Schweigen, wird keine Woche der absoluten Stille sein – Vögelgezwitscher, vereinzelte Stimmen aus der Außenwelt, seltener ein Auto und die Ötscherlandbahn werden meine Gedanken immer wieder entführen, mein Atem, der Atem der anderen, ein leises Schluchzen, ein Lachen und immer wieder Doksan, das ritualisierte Gespräch mit der Osho, die mit stahlharter Liebe die vielen sprachlichen Eitelkeiten aus meiner "Beichte" heraus hört und mich auf das Wesentliche beschränkt. Dazu das Rezitieren des Nembutsu – Namu Amida Butsu und das Herz Sutra.
Viel Klang, aber Musik?
Worte und wie viel Text?

Und noch ein Satz vom Naikan-Begründer Ishin Yoshimoto: Verführt von dem Gedanken, dass es ein Morgen gibt, lebe ich das Heute ohne Essenz.


Aus der Essenz des Gestern am falschen Freitag: Spät nachts als noch drei soulverseuchte Buben zu Gast waren, die sich in Clubs und mit Interpreten auskennen, hat der Erstgeborene die "Jazz und Lyrik"-Platte aufgelegt, die ich ihm zum digitalisieren gegeben habe: Gottfried Benn, gelesen von Gert Westphal, Jazz von Jay Jay Johnson und Dave Brubeck – das Saxophon verführt und dann plötzlich Westphals klare Stimme "In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs". Die Drei sind wie vom Blitz gerührt. Benn kannten sie nicht. Sie saugen die Worte auf. "Tristesse, die Schatten wandeln nicht nur in den Hainen" – sie notieren den Namen, sie wollen, müssen die Platte, die mich neben Doors und Clash durch die Pubertät getragen hat, haben. Eigentlich.
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ConAlma - 9. Aug, 10:05

Danke. Ich geb das dem Hirschen weiter.

katiza - 9. Aug, 11:42

Bitte, es kommt von Herzem.
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