15
Nov
2008

Jenseits von gut und böse?

Da liegt sie nun auf meinem Schreibtisch. Seite 277 aus "Die Wohlgesinnten". Das Buch liegt neben dem Bett. Die Toccata habe ich gelesen. Und immer noch beschäftigt sie mich: die gut und böse Frage. Wer ist böse? Der Ackermann? Wer gut? Gutmenschen? Wie böse und wie gut? Und habe ich es tatsächlich geschafft, jenseits von gut und böse zu sein? Aus Liebe zu handeln? Und diese beiden Faktoren weitgehend aus meinem Wertungssystem auszuschließen? Das Wort Böse meide ich wie den Gottseibeiuns, mehr als bösartig kommt mir nicht über die Lippen.

"Aber einst warst du stolz darauf 'böse' zu sein",
erinnert mich die Mock Turtle. "Nicht wirklich", hoffe ich und weiß, dass es dennoch so war.

Und wie steht es mit Ihnen? Sind manche Menschen böse? Eine ganze Reihe meiner Landsleute bietet sich jetzt zur Aufzählung an. Sind Sie gut oder böse? Oder eben jenseits von? Und was ist das Gute daran?

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911 mal erzählt

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nanou - 15. Nov, 21:52

Um dem näher zu kommen, würde ich weggehen von der Alternativfrage - denn so sind wir nicht, gut oder böse. Und ist 'böse' für Sie mit 'schlecht' gleichzusetzen, was mir eher als Antipol zu 'gut' einfiele? ... Ich tu' mich schwer mit solchen Kategorisierungen.

katiza - 16. Nov, 10:19

Liebe nanou, schlecht ist für mich vor allem dann Antipode zu gut, wenn es Qualität geht. Mir geht es hier aber um die moralischen Kategorien gut und böse (und wohl ein bisschen auch um das Gewicht der Worte).
Gehen Sie doch einfach weg von der Alternativfrage und beantworten eine der vielen Alternativfragen, die ich sonst noch gestellt habe, es würde mich zumindest sehr interessieren,

voller Neugier
Ihre Katiza
nanou - 16. Nov, 20:27

Bei diesen beiden Begriffen fällt mir ein Kind ein, das von seiner Mutter 'Hänsel und Gretel' vorgelesen bekam - seitdem spricht die Kleine mit schaudernder Wonne in der Stimme von der "böööösen Frau" - die Welt der Märchen ist meist klar und sehr übersichtlich - schwarz oder weiß ... Mir wären Menschen suspekt, die sich als gut oder böse bezeichnen würden. Ich habe die verschiedensten Regungen in mir, auf die ich stolz bin oder auch nicht, verwende aber nicht diese Begriffe. Wohl habe ich ethische Grundsätze, aber es gibt Situationen, da fällt es mir verdammt schwer, aus Liebe zu handeln. Erst mal so weit.
diefrogg - 17. Nov, 19:19

Das Buch wird...

Ihnen die Antwort auch nicht geben. Es wird Ihnen überhaupt keine Antworten geben. Dennoch habe ich viel gelernt als ich es gelesen habe.

katiza - 22. Nov, 08:14

Mit Antworten aus dem Buch habe ich auch nicht wirklich gerechnet - je älter ich werde, desto älter auch die Bücher, in denen ich Antworten finde. Dieses Buch habe ich letztendlich nur gekauft, weil mir diese Seite am Judenplatz entgegengeflattert ist. Ich glaube auch zu lernen
ConAlma - 20. Nov, 21:26

- und -

Kein Oder, schon gar kein Jenseits. Ein Und vielmehr, Der Homo sapiens ist nämlich zu allem fähig, schreibt Adam Zielinski. Eine Diskussion um Moral, Gewalt, gut und böse findet sich grad auch hier.

katiza - 22. Nov, 08:18

Gewalt möcht ich da gar nicht ins Spiel bringen; liebe ConAlma, und wenn Sie gut und böse sind, was ist das Gute daran? Und was ist besser?
schneck08 - 20. Nov, 22:07

liebe katiza, 'böse' ist ja zunächst nur etwas, welchem man als solchem auch die tür öffnet. beim 'gut' ist das hereinbitten angenehmer. dennoch, in manier von "titten auf den tisch!" meine meinung: es gibt 'böses', und darüber zu reflektieren, das ist das eine. das andere, die bewirkungen und gestaltungen, die 'böses' zu inszenieren (manchmal sogar in höchster avantguarde) vermag, bedeuten macht, in schlimmen zeiten ja dann auch über leben und tod, in nicht-schlimmen zeiten über freude und leid. ich bin sehr wohl für den schutz der "täter", aber manchmal, beim weltgeschehen wie im kleinen privaten, interessieren mich dann - vorrübergehend - die hintergründe nicht mehr. 'gut-mittel-böse', so habe ich mal vor jahren eine arbeit verfasst. das "mittel", das ist der schutz. wie heißt es doch so schön: 'das dorf erzieht die kinder'. darin würde dann keiner umkommen.

katiza - 22. Nov, 08:23

Das "mittel" macht mich neugierig, Herr Schneck08. Ich hab mich in meiner Fragestellung wohl etwas unklar ausgedrückt, dum das Böse geht es mir weniger als um die Bösen, böse und gute Menschen, eventuelle von Grund auf....also im Dorf.
sumuze - 23. Nov, 13:06

Das sind viele Fragen:

"Und wie steht es mit Ihnen? Sind manche Menschen böse? Eine ganze Reihe meiner Landsleute bietet sich jetzt zur Aufzählung an. Sind Sie gut oder böse? Oder eben jenseits von? Und was ist das Gute daran?"

Die erste schließt wohl an Ihre Aussage an, daß Sie einmal stolz darauf waren, böse zu sein, dieses heute nicht mehr hoffen, jedoch befürchten. Meine Antwort ist: Ja. Ich war auch einmal stolz darauf, böse zu sein, weil ich anders nicht hätte Risse in eine Haut brechen können, in der ich gut zu sein gezwungen mich fühlte. Zumindest hätte ich weder Mut noch Kraft gefunden, und nur Wille oder Sehnsucht sind wie Kerosin ohne Jet-Turbine.

Die zweite und dritte kann ich nicht beantworten. Natürlich denke ich über einige Menschen, sie seien böse, und von einigen dieser Einigen sage ich das sogar, gelegentlich. Doch das hat keinerlei Bedeutung, ich könnte nur fallweise dafür argumentieren, aber das fragten Sie nicht.

Die vierte Frage ist eher spannend. Ich kenne Menschen, die sich reflektierend der Dimension Gut-Böse meinen enthoben zu haben. Und dergestalt jenseits zu sein glauben. Ich halte das für ziemlichen Unsinn, da es - wie für jede Bewertung - nur des Willens und der Fähigkeit zur Bewertung auch deren Gut-Böse-Seins bedarf, damit sie angewandt wird und somit ist.

Zur Letzten fällt mir nur ein, daß es gut ist, von gut (wie auch von böse) reden zu können. Es ordnet mein Denken und Fühlen und beruhigt. Nicht auf Dauer, hoffe ich, aber wer weiß? Ich mißtraue Urteilenden, die behaupten, ihre Urteile allzeit offen halten zu können. Urteile haben eine Funktion, für Alltag wie für Feiertag. Und würden dieser Funktion nicht genügen, wäre ihr Effekt zu flüchtig.

Und nun sei es gut damit!

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