26
Jan
2010

Friseurtermin

„Die Märkte haben wieder offen und seltsamerweise die Friseure“, antwortete die ORF-Korrespondentin Nadja Bernhard heute nach Mitternacht auf die Frage ihrer Kollegin hier in Wien, ob es knapp zwei Wochen nach dem Erdbeben in Haiti Zeichen gäbe, dass die Normalität wieder einkehre. „Es ist schon sehr seltsam, wenn sich hier mitten im Chaos die Menschen die Haare machen oder rasieren lassen.“

Der Versuch sich irgendwie wieder herzustellen. So wie man nach der großen Beziehungskrise die Frisur ändert, fällt mir ein und ich denke auch daran wie banal dieser Vergleich ist und wie banal die kleinen Erdbeben, die momentan meine Seele erschüttern, sind im Vergleich zu jener Katastrophe weit weg. Dort haben die Menschen alles verloren, ich nur ein wenig die Orientierung, die Sicherheit, die Hoffnung.

Und dann schäme ich mich.

Und überlege trotzdem, ob ich nicht meinen Friseur anrufen soll.

So oder so ist das Leben.

FriedhofHall1
1491 mal erzählt

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testsiegerin - 26. Jan, 15:57

Ja, ruf ihn an. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen.
Es ist ja nicht so, dass das eigene kleine Leid verschwindet, nur weil es anderswo großes Leid gibt. Vielleicht relativiert es sich ein bisschen, lässt uns wieder wahrnehmen, was wir trotzdem noch alles haben, aber das Leid lässt uns einfach leiden, das große und das kleine auch.
Und auch der Verlust der Hoffnung, der Orientierung und der Sicherheit tut verdammt weh, und die Kosten für die Autoreparatur auch. Sie lassen einen halt spüren, wie verletzbar und leicht erschütterbar man auch durch kleine und große Widrigkeiten ist, nicht nur durch große Erdbeben.

*sagt eine, die am Samstag nach einem Jahr wieder beim Friseur war* (wenn schon ein kaputtes Auto, dann wenigstens schön zu Fuß)

katiza - 26. Jan, 22:35

JA - mach ich, Frau Testsiegerin - Sie haben die Haare schön?
testsiegerin - 27. Jan, 14:33

Ja. Ich hab die Haare wieder schön. Nachdem ich mich die letzten Monate mit Stirnbändern über die Zeit gerettet habe.
steppenhund - 26. Jan, 21:30

Ich muss das hier loswerden: zumindest in Südkorea, vermutlich auch in einigen anderen asiatischen Ländern, beinhaltet der Besuch eines Friseurs (eines Herrenfriseurs) einen Handjob, möglicherweise eines Blowjobs, der preislich nicht höher als der Haarschnitt selbst angesiedelt ist.
Diese Erkenntnis geschah beim ersten Mal rein zufällig und ich dachte daran, dass es am Shop gelegen war. Doch selbst der Friseurladen in einem 5-Sternehotel wies das gleiche Angebot auf.
Seither denke ich, dass Männer einfacher seelisch ins Gleichgewicht zu bringen sind als Frauen.
-
Im Gegensatz dazu werden allerdings die Friseure und Frseusen in Douglas Adam's "Hitchhiker's Guide to the Galaxy" als eine der drei Berufsgruppen aufgelistet, welche die geringste Bedeutung für eine Zivilisation aufweisen, warum man sich eine Zivilisation ihrer auch mit einem Trick entledigt hat.

katiza - 26. Jan, 22:39

Ja, ersteres vielleicht in Asien ( waschen, legen föhnen mal ganz anders), letzteres vielleicht auf Golgafrincham, Herr Steppenhund, aber lassen Sie uns unsere Vorfahren ehren und wären die in Golgafrincham nicht an dieser Telefonseuche gestorben, dann an Haarfraß!
steppenhund - 26. Jan, 22:45

Eine fürchterliche Vorstellung: meine Haare fangen an, mich aufzufressen. Das erinnert mich jetzt an "das Leben des Pi" von Yann Martel, bei dem der Bewuchs einer Insel fleischfressend ist.
schneck08 - 26. Jan, 22:17

wär ich nochmal achtzehn, dann würd ich zunächst friseur lernen. das dachte ich schon mit 26. werde das dem kirschkern beizeiten nahelegen. und sie, liebe katiza, gehen sie einfach hin!

katiza - 26. Jan, 22:41

Ach Herr Schneck, Haare und so...

Eugene Faust - 27. Jan, 01:39

wie kurz darf es denn werden?

katiza - 27. Jan, 09:11

Ich muss zugeben, vor allzu großen Veränderungen habe ich Angst...
rinpotsche - 27. Jan, 02:41

Im Umkehrschluss bedeutet ein Frisurwechsel eine bevorstehende Katastrophe? Ich rechne mal vorher wie nachher damit, und wünsche Ihnen das beste GAU aller Zeiten, denn alles muss aufmerksam und engagiert passiert werden, sonst wäre es sinnlos.

katiza - 27. Jan, 10:02

Mit Katastrophen ist IMMER zu rechnen, Madame Rinpotsche, und im Fall des Falles sollte man achtsam bleiben, da haben Sie recht!
Jossele - 27. Jan, 18:56

Liebwerte Katiza, warum nicht?
Abgeshen davon dass, warum nicht sie ihre Haare nicht in Form bringen lassen sollten (was jetzt ein Fettnäpfchen war in das ich sowas von voll hineingetreten bin, und da versuch ich gar nicht herauszukommen, weil sinnlos), warum nicht auch auf Haiti?

George Orwell hat einmal einen Roman geschrieben, "Down and out in Paris and London", ein gutes Buch über das Nichtsmehrhaben. Je weniger du hast umso mehr versuchst du zu scheinen (Jetzt nicht auf den Friseurbesuch von Katiza gemünzt).

walhalladada - 29. Jan, 07:55

Ach ja?
katiza - 29. Jan, 09:58

Ach Dr. Schein, das war wohl auch nicht auf Sie gemünzt.....Und lieber Herr Jossele et al., am Mittwoch geh ich dann Haare lassen und freu mich drauf!
Jossele - 30. Jan, 16:35

Oh Katiza, wertes Kleinod im Bloggerland, was nicht ein harmloser Friseurbesuch an Wellen schlägt.
Hinfurt mit den ausgefransten Spitzen und Wohlfühlen nachher!
Es schadet gewiß nicht dem Zustand unseres Planeten!
Anousch O. - 28. Jan, 23:20

Ich war heute beim Pony-Züchter und bin noch immer leicht euphorisiert.

Alles Liebe,
Anousch

katiza - 29. Jan, 10:08

Liebe Frau Anousch,

anderorten schreiben Sie über die Autorität der Friseurinnen - ich schäme mich noch heute, dass ich meine langjährige Friseurin des Vertrauens - sie hat auf meiner Hochzeit getanzt - zugunsten eines jungen Mannes verlassen habe. Schande - obwohl er gleich gut ist, mir nicht während der ganzen Prozedur SEIN Leben erzählt (gibt es bei Ihnen die Redewendung: Des kannst dein Frisör erzählen...) und ich mich bei ihm eher traue, meinen Willen kunzutun, aber jetzt reicht es auch schon wieder mit dem haarigen Thema

Ich sende Ihnen eine Schneeflocke, die erst den Pony runter rutscht und dann auf Ihrer Nasenspitze schmilzt...
Thomas Christopher - 29. Jan, 16:01

kleiner luxus

der friseur is in vielen 2./3. welt ländern der einzige "luxus", den sich normale menschen leisten können. bei uns is das ja ganz anders, für manche sogar nervig, wie für mich...^^
für deinen friseurbesuch wegen beziehungsturbulenzen musst du dich echt nich schämen, vielleicht für andere dinge, wie eu-agrarsubventionen oder ähnliches, das macht nämlich die armen erst wirklich erbärmlich. haiti war ja auch vor dem beben schon elend. und die leute gingen trotzdem zum friseur.

katiza - 9. Feb, 17:00

Herr Christopher, ich hab mich gar nicht artig für den Besuch bedankt - und hol das somit nach. Gut hat er getan, der Friseurbesuch, den Menschen in Haiti hoffentlich auch.
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