Aus dem Schatzkästchen der Mock Turtle

21
Apr
2007

Irish Setter (3.Teil)

Oh ja, Gretel wollte singen und sie wollte auch Charly und sie wusste nicht wirklich, was davon sie mehr wollte. Und so stand sie mit weichen Knien vor dem Proberaum. Furcht und Vorfreude mischten sich. Am Baggersee war sie heute nicht gewesen. Sie war zu früh da und so rannte sie eine halbe Stunde lang verwirrt durch das Stadtviertel. Immer in Angst irgendjemandem zu begegnen, dem sie ihren seltsamen Geisteszustand nicht erklären konnte. Sie war wohl einfach zu mutig gewesen und jetzt noch immer nicht feige genug, einfach wegzubleiben. Sie spürte einen Frosch im Hals und ein Ziehen zwischen ihren Beinen. Sie würde nicht singen können, nicht einmal sprechen. Niemand wusste, was sie vorhatte. Niemanden hatte sie eingeweiht. Wen auch? Dann klopfte sie. Charly öffnete. Sie schauten sich kurz in die Augen. Der Proberaum war im Souterrain, mit Sperrmüllmöbeln eingereichtet. Es gab eine kleine improvisierte Bühne. Sheila war nicht da. Eine Matratze lag im Eck, bedeckt mit indischen Tüchern. Einen Plattenspieler sah Gretel und eine Kaffeemaschine. Charly beobachtete sie. "Tee, Kaffee, Wein?", fragte er – irgendwie behutsam und sanft. Es roch süßlich. "Wein, bitte." Sie saßen auf der Matratze und tranken aus zwei verschiedenen Gläsern. Sie blickte sich immer wieder um, er redete und hin und wieder sahen sie sich in die Augen. Sie hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Er grinste und sie wollte gar nicht wissen, weshalb. Und fragte doch. "Nervös vor dem Vorsingen?" war die Gegenfrage und sie fand es irgendwie verletzend und doch nicht. Bis er sie küsste und ihr Kopf wieder aussetzte. Sie stürzten sich aufeinander, verschlangen ihre Zungen, verknoteten ihre Leiber. Zwischen ihren Beinen klopfte es. Sein Schwanz war hart. Seine Hand in ihren Jeans. Sie streckte sich ihm entgegen. Ein Glas fiel um. Er stand auf und schloss die Türe ab, er lächelte sie an und legte eine Schallplatte auf. Welche konnte sie nicht sehen. Dann küsste er sie wieder und begann sie auszuziehen.
599 mal erzählt

20
Apr
2007

Irish Setter (2.Teil)

Es war Gretels Sommer. Irgendwas war im vergangenen Herbst und Winter mit ihr passiert, das dazu führte, dass alle sie wollten: Franz, der Fotograf, Karl ,der Dichter, ihr Klassenvorstand, Professor Huber, die Buben in ihrer Schule und die im Wohnblock, die Gleichalten, die Älteren, sogar die Jüngeren. Gretel aber wollte Charly. Und so fuhr Tag für Tag allein zum Baggersee, breitete sie ihr Handtuch in Sichtweite von Charlys Bademeisterplatz aus und vertiefte sich in "gute Bücher". Charly konnte sie nicht übersehen und das wollte er auch nicht. Warum auch? Ihre lasziven Bewegungen, ihr knackiger Arsch, ihre verhurte Unschuld faszinierten ihn vom ersten Moment an. Schon am zweiten Tag leistete er ihr auf ihrem Handtuch Gesellschaft. Es gab nur ein Problem: Gretel hatte panische Angst vor Hunden. Die Narbe auf ihrer Schulter war kaum zu übersehen. Ein Schäferhund hatte sie angefallen, als sie vier war. Also musste Sheila weichen. "Platz" hieß es in sicherer Entfernung. Ein Umstand, der der Hündin gar nicht gefiel. Eifersüchtig belauerte sie, wie ihr Herrchen und das Mädchen sich immer näher kamen. Aus unabsichtlichen Berührungen wurden absichtliche. Die Sonne heizte sie noch zusätzlich auf. Und irgendwann einmal küssten sie sich, in den alten Holzumkleidekabinen, nach Badeschluss. Gretel schmeckte nach Eis und Sommer und Teenager. Sie presst ihren Unterleib an ihn und Charly wollte sie. Seine Hände rasten wie von selbst über ihre heiße Haut, er spürte die Narbe an ihrer Schulter. Die kleinen festen Brüste drängten sich an ihn. Den Rücken entlang bis zu den Zwillingshügeln ihres Hinterns, kaum vom Bikini bedeckt. Seine beiden Hände näherten sich ihrer Spalte. Draußen winselte Sheila. Er wollte Eva nicht unnötig verletzen. Sie gingen noch etwas trinken. Sängerin wollte Gretel werden. "Warum kommst du nicht einmal in unseren Proberaum und singst für mich?" "Warum nicht", antwortete Gretel und dann ganz leise als ihr Bus kam: "Ich bin noch Jungfrau." Sheila zerrte an der Leine.
522 mal erzählt

18
Apr
2007

Irish Setter (1.Teil) - für SuMuze

Jeder, der wie ich damals in dieser Kleinstadt in den 80ern aufwuchs, kannte Sheila und Charly. Sheila war ein Irish Setter Weibchen. Ihre wunderschöne rote Haarfarbe unterstützte Charly mit regelmäßigen Henna Spülungen. Es gab Lokale in der Kleinstadt, in denen Gäste ihren Platz für Sheila räumten. Das hing vielleicht mit der eleganten Ausstrahlung der Hündin zusammen, wahrscheinlicher aber damit, dass Charly als für provinzielle Begriffe erfolgreicher Rockmusiker und allgemein geschätzter Gitarrelehrer, so etwas wie eine Respektperson war. Und dann gab es noch Eva. Nicht alle kannten die Frau an Charlys Seite. Sie war Ärztin oder Psychotherapeutin oder beides. Sie wirkte fast eleganter als Sheila und fast cooler als Charly. Der engere Kreis um die beiden nannte sie Chefin – sogar manche der Frauen. Manchmal scherzten sie über die Ähnlichkeit von "Charlys Engeln". Eva benutzte dieselbe Henna Spülung wie Sheila, sie hatte ähnlich braune Augen und war ebenfalls sehr schlank. Es waren wie gesagt die 80er und damals war Henna noch cool. Sheila und Charly traten fast immer gemeinsam auf. Wenn er Gitarrenunterricht gab, lag sie zu seinen Füssen, wenn er sich im Sommer während der Ferien ein Zubrot als Bademeister verdiente, wich sie nicht von seiner Seite. Bei seinen nächtlichen Streiftouren begleite sie ihn. Nur wenn er und seine Band auftraten - alle sechs Wochen in einem der vier Klubs der Kleinstadt - war sie nicht live dabei. Gemeinsam mit Eva wartete sie in Vorraum, angrenzendem Lokal oder Hinterzimmer in Ohren schonender Entfernung und doch Hörweite von Charlys aufregenden Soli auf die After-Show-Party. An einem dieser Abende, das Konzert hatte schon längst begonnen, Eva war ganz in Ecos "Der Name der Rose vertieft" mit der rechten Hand die Hündin zärtlich kraulend, gab Sheila plötzlich Laut. Eva blickte auf und sah direkt in die Augen eines bezaubernden Geschöpfes, das gerade dabei war sich den Eintrittsstempel aufdrücken zu lassen. Kurz versank Eva in den grünblauen Augen des Mädchens. 15 schätzte sie sie, höchstens 16. Sie hatte volle sinnliche Lippen und einen bezaubernden Körper. Sie strahlte Jugend und Sex aus. Sheila stand noch immer angespannt neben Eva und das Mädchen warf dem Hund einen ängstlichen Blick zu. Eva griff fester nach dem Halsband. Dann lächelte sie die Kleine an. Voll Bewunderung für ihre eben erblühende Schönheit und ein wegen eifersüchtig deswegen. Gretel lächelte zurück und hüpfte die Treppe zum Konzertraum hinunter.
517 mal erzählt

12
Feb
2007

Huskie (6. und letzter Teil)

Sie kam oft – er dreimal. Einmal trank sie ihn. Später schenkte er Champagner nach und sie rauchten und sprachen. Sie bedankte sich für das Essen, es sei gerade recht gekommen, aber warum? „Mein Bruder hat mit einmal erklärt, ob sich eine Frau lohnt, erkennt man, wenn sie isst.“ Der Huskie – er hatte oft für sie gekocht – unendliche Kreationen aus tausenden Kochbüchern, phantastisch, puristisch eitel. Wie Witzigmann führt er sich auf, wenn er in der Küche werkte, wie ein 5-Hauben-Meister. Und dann nach dem Essen war er so sanft, so gut, so sinnlich geworden. Sie hatte sich gelohnt? Sie tauchte aus seinen Augen auf. Er grinste: „Das weiß er von dir. Das hat er an dir erforscht – ich musste dich essen sehen.“ „Und mit mir schlafen?“ “Auch..“ Er grinste breiter, er streichelte ihre Brust. Jetzt nur nicht Liebe, dachte sie, nur keine großen Gefühle. Nicht das Leben umstellen, das sich gerade eben erst ordnete. „Ich betrachte uns als verwandt“, sagte er. „Ich fahre morgen“, sagte sie. „Ich bleibe“, er hatte nie zu grinsen aufgehört und seine Stimme war leise und sanft und irgendwie cool. Es tat ihr ein bisschen leid, dass er sich nicht in sie verliebt hatte, aber so war alles gut. Sie tauchte in seine Augen: „Und er?“ „Er führt mit seinem Freund ein Restaurant.“ „Mit seinem Freund?“ Der Huskie war bi, dass er jetzt mit einem Mann lebte verwunderte sie. „Sein Hund?“ “Er hat einen neuen!“ „Welche Rasse?“ „Er hat sich nicht verändert. Willst du die Adresse?“ „Nein.“
Sie tauschten E-Mailadressen aus.
Sie verschlief ihren Termin.

Manchmal in anderen Städten sah sie auf der Straße einen Huskie und sie hielt inne und grinste. Manchmal stieg sie wieder in dem Hotel ab.
557 mal erzählt

11
Feb
2007

Huskie (5)

Erst jetzt sah sie den Teller am Tableau, dass er mitgebracht hatte. Er drückte ihr ein Glas in die Hand, sie stießen an, sahen sich in die Augen, auf den Mund und küssten sich. Er küsste gut und leidenschaftlich und sie spürte, wie ihr ihr Körper nicht mehr gehorchen wollte und in seine Arme entglitt. Er unterbrach den Kuss, lächelte wieder und lies sie los. „Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger..“ Er nahm den silbernen Deckel vom Teller und sie blickte auf einen Berg gegrillter Riesengarnelen ungeschält. Es roch herrlich, sie hatte Hunger, sie wusste nur nicht, ab auf die Garnelen oder ihn. Sie stand hilflos im Zimmer herum – er platzierte den Teller mitten im Bett. Keine Sekunde wandte er den Blick von ihr ab, was die Situation nicht unbedingt erleichterte. „Du musst sie schon selbst schälen.“ „Ich...“ Sie legte sich auf eine Betthälfte und nahm sich eine Garnele. Geschickt löste sie die rote Schale, immer wieder schleckte sie sich die Finger. Endlich ausgezogen versenkte sie den zartrosa Miniphallus in ihrem Mund. Es schmeckte grandios. Woher hatte er gewusst, dass sie hungrig war? Als sich ihre Augen wieder begegneten, lächelte er zufrieden. Sie verstand nichts mehr, musste aber weiter essen. Er aß nicht, er beobachte sie. Von Zeit zu Zeit brach er ein Stück Baguette ab und fütterte sie. Manchmal reichte er ihr das Champagnerglas. Sie redeten nicht bis der Teller leer war. Er räumte ab, kehrte zum Bett zurück und küsste sie. Er leckte den Garnelengeschmack von ihren Lippen und Fingern. Er war überall und sie zerrte an seinem Hemd. Endlich fühlte sie seine Haut, seine Rippen.

Langsam glitten ihre Finger an seinem Hosenbund entlang, ihre Hände mussten immer wieder seine Pobacken berühren. Sie spürte wie sich sein Schwanz gegen ihren Venushügel presste. Sie wollte ihn, sie wollte ihn, sie wollte ihn. Ungeduldig versuchte sie ihm nach dem Hemd auch die Hose auszuziehen, öffnete seinen Gürtel, den darunter liegenden Knopf und glitt mit ihrer Hand unter den Bund. Ihre Finger tauchten nach dem, was sich ihnen bereits entgegenstreckte – nach seinem harten, glatten Glied. Ihre Muschi rieb sich an dem Oberschenkel zwischen ihren Beinen. Sie wollte so dringend. Sie löste sich und zog ihm Hose und Slip aus. Oh ja – er war sein Bruder. Bevor sie seinen Schwanz mit ihren Lippen umschloss, glaubte sie, familiäre Ähnlichkeiten in Größe und Krümmung wahrzunehmen. Sie beschloss, es in ihrem Mund zu testen. Der Huskie hatte sie blasen gelehrt und sie bildet sich heute noch ein, dass sie ihm eine sehr gute Schülerin war. Fast alle ihrer Männer hatten ihr etwas in dieser Art bestätigt. Endlich hatte sie die Oberhand, endlich gab er sich hin. Er stöhnte leise, während sie zärtlich seine Eichel leckte. Eine Hand griff nach seinen Eiern. Er war rasiert, bestätigte ein vorsichtiger Blick. Ganz weich glitten ihre Lippen den Schaft entlang. Die zweite Hand suchte seine Brust. Zärtlich reizte sie den kleinen Knopf, der sich ihr hungrig entgegenstreckte. Er löste sich aus ihrem Bann und glitt zu ihr hinab. Er streifte den Morgenmantel ab und berührte sie überall, seine Lippen suchten immer wieder ihren Mund. Dann, später glitt er an ihr herab zwischen ihre Beine. Sie trug noch immer das nachtblaue Seidenhöschen. In ihrer Lust erschien es ihr wie ein Keuschheitsgürtel – ihre Muschi sehnte sich danach direkt berührt zu werden. Er atmete durch das Höschen in ihr Geschlecht. Sie glaubte vergehen zu müssen, so heiß war sein Atem und ihre Sehnsucht nach mehr. Sie war wütend, weil er sie warten lies, weil er spielte. Dann zog er das Höschen aus – unerträglich langsam und quälend. Ihre Beine zitterten. Endlich berührte sein Mund ihr Schamlippen. Als seine Zunge auf ihre Perle traf, war es wie ein Stromstoß. Unmittelbar danach kam sie zu ersten Mal, alles in und an ihr bebte, alles raste durch den Kopf den Körper. Ihre Hände griffen nach seinen Haaren. Sie öffnete kurz die Augen. Sie sah seinen Kopf zwischen ihren Beinen. Ihr Blick traf sich. Er beobachtet sie – wie einst der Huskie - sein Bruder – der Hund. Sie spürte die alte Unsicherheit, die Scham, das Wehrlossein und die Lust daran. Sie erschrak darüber wie ähnlich sich die beiden waren, denn dieser Orgasmus war wie heimkehren – genauso schön und schrecklich zugleich. Die alten Engel und die vergessenen Dämonen ritten auf den Wellen ihrer Lust. Sie zog ihn zu sich herauf und spürte wie sein Schwanz in ihr versank. Noch immer sprachen sie nicht, beide bemühten sich leise zu sein. Atem und Stöhnen und Haut auf Haut als Rhythmusmaschine. Wie in einer Choreographie wussten immer beide, wann es Zeit zum Stellungswechsel war und was zu tun war. Manchmal suchte sie den Blick des Hundes im Raum. Das stumme Zeugnis ihrer Wiederkehr. Er ist es nicht, er ist es nur beinahe, dachte sie dann. Sein Penis war lang, eher dünn und leicht nach rechts gekrümmt und wäre er nicht so geschickt damit umgegangen, hätte er ihr wohl auch wehtun können. Das dachte sie, als er sie von hinten nahm. Sie mochte seinen Atem und die Haar, die auf sie herabhingen, wenn er auf ihr war und die Augen. Auch wenn sie ihn ritt, von ihm weich auf seinen Hüften gewiegt, die glatte magere Brust greifend, versank sie im Blau. Ihre Gedanken und Gefühle waren in tausend Fetzen zersprengt. Der Huskie, der Termin morgen früh, die Garnelen, Petersilie und Küsse, seine Zunge seine Zunge, Robert, das Ganze war verrückt, der gleiche Schwanz. Sie beobachtete sich – aber nur im Kopf. Die Körper waren schön. Nie hatte der Hund Laut gegeben, wenn sie sich liebten. Chris, sie musste aufstehen, wie spät es wohl war, Peter, was macht der hier. Es war zum Sterben schön und ihr Leben glitt an ihr vorüber. Sie dachte Geigen und Rock'n Roll.
(Fortsetzung folgt)
816 mal erzählt

10
Feb
2007

Huskie (4)

Das Telefon weckte sie wieder. Sie wusste, dass er es war. Während sie den Hörer nahm, sah sie auf die Uhr. 03.15. Er war wahnsinnig, sie wütend. „Ja?“ „Du wusstest, dass ich es bin?“ Jetzt hätte sie toben müssen, den Hörer auflegen, irgendwas. „Ich dachte es mir.“ Seine Stimme klang am Telefon noch aufregender, sie war plötzlich munter und willenlos müde zugleich. „Ich könnte jetzt kommen...“ Sie war verblüfft über sein Selbstbewusstsein. Er klang als hätten sie sich bereits etwas ausgemacht, als würde sie auf ihn warten – was sie im Grunde wohl auch tat.

Sie sucht verschlafen nach ihrer Schminktasche und nahm frische Seidenwäsche aus ihrem Koffer – nachtblau. Sie wusste nicht warum sie das tat und überlegte ob sie die Wäsche mit oder ohne BH anziehen sollte. Es durfte nicht aussehen, als hätte sie sich für ihn schön gemacht – also ohne. Es klopfte – sie schlüpfte in den Morgenmantel – es klopfte noch einmal. Mit Herzklopfen öffnete sie die Türe. Sie fiel in seine Augen. Er grinste sie an. Er hatte Champagner mitgebracht, mit Tableau, Kübel, Gläsern und allem: „Madame haben Champagner bestellt?“ An ihr vorbei betrat er das Zimmer. Ihr fehlten die Worte und er schien amüsiert darüber. Geschickt und lautlos öffnete er die Flasche, dabei betrachtet er sie. Er wirkte plötzlich so überheblich und selbstgefällig, dass sie ihn gerne hinauskomplimentiert hätte, aber dazu war es zu spät und es war auch nicht wahr. Es war genau diese Selbstverständlichkeit, die sie beim Huskie erst geliebt und dann gehasst hatte. Und die sie geil machte.
(Fortsetzung folgt)
1046 mal erzählt

9
Feb
2007

Huskie (3)

Sie trank den Mojito zu schnell leer. Sie hätte doch essen sollen. Dann trank noch einen zweiten und einen dritten. Beim zweiten begannen sie sich zu unterhalten. Langsam fand sie sich wieder – die Unsicherheit wich. Beim dritten Mojito wusste sie, dass er der kleine Bruder des Huskie war. Er wusste nicht, dass sie seinen Bruder kannte. Sie hatte ihm ihren Vornamen verraten und er wusste, dass sie aus derselben Kleinstadt stammte. Als sie über die Lokale sprachen, die sie gerne besucht hatten, kam die unvermeidliche Fragen: „He, du könntest meinen Bruder kennen?“ Die Unsicherheit stieg wieder auf, sie versuchte das Zittern zu unterdrücken: „Nein, leider – kann schon sein ......ich kann mich nicht erinnern.“ Es war schon nach Mitternacht, ein paar angetrunkene Geschäftsmänner kamen auf einen „Schlummertrunk“ an die Bar. Sie quatschten sie an. Sie beschloss schlafen zu gehen – eine Sicherheitsmaßnahme und außerdem – es war schon nach Mitternacht. Sie ließ die Drinks auf ihr Zimmer schreiben – es knisterte kurz. Die Geschäftsmänner verlangten nach neuen Getränken und so wandte er sich ab. Als sie sich noch einmal vorsichtig in der Türe umdrehte sah er ihr nach. Sie lächelten beide.

Als sie auf ihrem Zimmer war, schien alle Müdigkeit weg zu sein. Sie war betrunken und erregt, wie sie sich eingestehen musste. Sein Bruder echote es in ihrem Kopf – er war sein Bruder. Es wäre interessant gewesen, dachte sie. Sie nahm ihr Handy und rief Robert an. Er hob nicht ab. Als sich seine Mobilbox einschaltete, legte sie auf. Sie drehte den Fernseher auf. In die Bar konnte sie nicht zurück – und das war besser so. Sie zog sich aus und richtete sich zum Schlafen. Die Erinnerungen verstummten nicht. Sie hatte Hunger, nach Essen, Sex, Alk. Sie dachte an seinen Geruch. An die Löcher in seiner Kleidung, Löcher in seinen Hosen, in seinen Hemden, in allem. Sie öffnete die Minibar. Er war Musiker und nicht sehr gepflegt. Sein Bruder hingegen wirkte wie frisch gebadet. Nüsse nahm sie und Schnitten, ein Mineral und nach einem Zögern noch einen Whiskey. Sie war geil, sentimental und betrunken. Sie schrieb Robert eine sms – ich liebe dich, gute Nacht, zappte durch die Kanäle und streichelte ein wenig an sich herum.
(Fortsetzung folgt)
563 mal erzählt

8
Feb
2007

Huskie (2)

Sie holte ihr elektronisches Notizbuch aus der Tasche und setzte es in Betrieb. Ablenken wollte sie sich – nur nicht in einer fremden Stadt aus nostalgischen Gründen einem Barkeeper verfallen. Sie war glücklich mit Robert, die Liebe war frisch und er ein Mann, mit dem sie sich vorstellen konnte, das Leben zu teilen. Nach der schwierigen Trennung von Michael schien ihr Robert alles zu verkörpern, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Auch im Bett. Er war zärtlich und leidenschaftlich und er ging auf sie ein. Wäre sie noch mit Michael zusammen – ja, vielleicht hätte sie sich die Sache überlegt, vielleicht wäre eine heiße Nacht mit dem Barmann mit den Huskie-Augen drinnen gewesen. Sie hätte es wohl auch gebraucht. Aber nicht bei Robert – Robert war perfekt. Und dann war er ja von seiner Ex so verletzt worden, die Schnalle war mit allen und jedem ins Bett gegangen, nie, ganz sicher nie, könnte sie ihm das antun. Ohne sie zu lesen, blätterte sie die Notizen des Tages noch einmal durch – nur die Augen nicht heben. Und doch glaubte sie seinen Blick fast körperlich zu spüren – gerne hätte sie aufgeschaut, um das zu überprüfen. Sie kam sich lächerlich vor, Nervosität hatte von ihr Besitz ergriffen, sie stand auf, um zur Toilette zu gehen. Und wieder begegneten sich die Blicke.

Sie starrte sich im Toilettespiegel an und versuchte ihre Beherrschung wieder zu finden. Niemals hätte sie gedacht, dass die Geschichte von damals noch so stark in ihr vorhanden war. Sie zog den Lippenstift nach. Er war niemals ohne seinen Hund. Und der Hund war – oh Wunder - ein Huskie. Erst jetzt war ihr die Eitelkeit und der narzistische Kick seines ständigen Begleiters bewusst. Damals hatte sie ihn auch dafür bewundert und die blauen Augen, die sie beim Sex beobachteten in Kauf genommen. Die Macht der Erinnerung – dachte sie und lächelte über die Klischees, die ihr in den Sinn kamen. Dann trug sie Puder auf – sie wusste nicht recht, ob sie sich gefiel oder nicht. Sie dachte auch an den Barmann und ertappte sich, wie sie versuchte sich seinen Körper vorzustellen, ihn in Gedanken schon zu berühren. Er war wahrscheinlich jünger als sie, er sah zumindest jünger aus. Sie hatte beim letzten Blick in den Spiegel das Gefühl, ziemlich alt auszusehen – sie kehrte an die Bar zurück.

Erst jetzt nahm sie den Pianisten war, der ein wenig gelangweilt ein Evergreen-Repertoire herunterspulte. In einer Nische saß ein Paar. Typisch Hotel: sie hübsch und jung, er Business. Vermutlich eine Geschäftsreisenaffäre. Der Barkeeper beobachtete sie, während sie sich ihrem Platz näherte. Sie atmete tief ein, um diese verfluchte Verlegenheit zu besiegen.
(Fortsetzung folgt)
704 mal erzählt

7
Feb
2007

Bevor sie komisch riecht…

stelle ich diese Geschichte lieber in meinen Blog – gefunden habe ich sie im Dachboden meiner Seele. Unter dem Staub der alten Kisten hat sie hervor geblinkt. Da und dort ist sie ein wenig klebrig und zugegeben, als sie neu war, war sie verführerischer…

Die Geschichte vom Huskie (1)

Es war fast ein wenig trotzig, dass sie statt zum Abendessen in die Hotelbar ging. Sie war allein in der Stadt und es entsprach ihr eher auf ihrem Zimmer noch einen Whiskey aus der Minibar zu trinken und ein wenig fernzusehen. Als sie sich an die Bar setzte, bedauerte sie ihren überflüssigen Übermut – jetzt gehen war unmöglich. Sie wühlte in ihrer Tasche nach Zigaretten. Als sie sich nach Feuer umsah, streckte ihr der Barkeeper sein Zippo entgegen: „Feuer?“. Sie erschrak als sie aufsah und ihr Blick sich begegnete – Huskie-Augen. „Danke“, sagte sie und konnte nicht anders, als ihn anzustarren.
„Was darf ich bringen?“ Seine Stimme war so anziehend wie sein Äußeres und beides löste ungeheure Anspannung in ihr aus: „Einen Mojito, Bitte.“ Sie zitterte ein wenig und sah, dass auch er es bemerkt hatte. Er grinste unverschämt und machte sich an die Zubereitung des Cocktails. Sie kannte diese Augen – darum zitterte sie. Ruckartig und sein Tempo ständig steigernd kam der Film in ihrem Hirn zum Laufen. Der erste Mann in ihrem Leben war ein Huskie – hellblaue Augen zum dunkelblond gefleckten Fell, ein sehniger Körper und die Seele eines Wolfes. Sie hatte von ihm geträumt, er war der „knight in shining armour“, gekommen zu ihrem „emotional rescue“, wie Mick Jagger sang, während sie sich liebten. Er war ein Arschloch – und ein Lügner in jedem Wort und jedem Kuss. Er wusste mehr über Sex als jeder, den sie je persönlich gekannt hatte und er war gewillt zu teilen. Sie war eine dankbare Schülerin, ewig hungrig, immer neugierig und bereit zum Rollenspiel.


Irgendwann war es sein Spiel und er modifizierte die Spielregeln, um zu gewinnen. Sex machte ihr noch immer Spaß – solange sie Träume weben konnten. Irgendwann war er dann weg – aus ihrem Leben verschwunden. Erst Jahre später hat sie aufgehört von ihm zu träumen und selbst damals ist er nie verblasst – es hat nur aufgehört.
Der Barkeeper stellte ihr den Mojito hin. Ohne ihn anzusehen, rührte sie die Eiswürfel mit dem Strohhalm um. Gierig saugte sie den ersten minzig-sauren Schluck Rum auf, erst jetzt sah sie wieder zu ihm hin. Es schien ihr, als hätte er den Blick nicht von ihr genommen. Das Blau berührte sie schon wieder, es nahm ihr den Atem. Bilder jagten durch ihren Kopf und sie glaubte zu fühlen, wie sie die Kontrolle über ihre Mimik verlor. Das verkrampfte Lächeln, das sie auf ihre Lippen zwang, strengte sie an. Er beantwortete es mit einem Grinsen, das sie noch mehr verunsicherte. Selbst das Grinsen schien das gleiche und machte ihre Knie weich. Sie rückte am Barhocker zurecht und versuchte die Beherrschung wiederzugewinnen. Als sie wieder aufblickte, polierte er am anderen Ende der Bar ein Glas.
(Fortsetzung folgt)
496 mal erzählt

20
Okt
2006

Zeitreise

Einer, den ich vor Jahren geliebt habe, feierte Geburtstag. Feret habe ich ihn genannt und ich freue mich noch immer, wenn ich ihn sehe, denn in der Zeit als wir unser Lager teilten, hat er mich reich beschenkt mit Musik und Literatur. Und so nötigte ich den Liebsten mitzugehen, obwohl er nicht sehr begeistert war vom Ausflug in meine Vergangenheit. Am Fest traf ich einen anderen Ex-Liebhaber, den ich damals wenig ruhmreich gegen Feret eingetauscht habe. Und dann war da noch einer, der wiederum ein Ex hätte sein können, aber ich war mir nicht sicher und es gelang mir nicht Augenkontakt herzustellen, geschweige denn ihn anzusprechen, denn als ich meinen Mut zusammen genommen hatte, war er im Getümmel verschwunden. Auch Ferets Eltern waren am Fest, extra aus der Tiroler Heimat gekommen. Der Vater filmte und ich dachte daran, dass mir Feret vor einem Jahr – oder waren es zwei – erzählt hat, dass ein Aktfoto von mir, das ein alter Freund gemacht hatte, bei seinem Vater in der Wohnung hänge. Es irritiere ihn schon etwas, meinte er damals im Zug zwischen Innsbruck und Wien, die nackte Exgeliebte mit vertrautem, fremden Körper dort hängen zu sehen. Mit dem Vater hatte ich Augenkontakt am Fest, er filmte auch mich. Das Aktmodell des Fotografen, der seine Augen vor fünf Jahren bewusst für immer geschlossen hat, das Mädchen, das er im Bett seines Sohnes angetroffen hat, als er eines Tages in dessen Wohnung ein Regal montierte, die altkluge Kaffeehausbekanntschaft, die sich am Tisch der Großen im Central tummelte, erkannte er nicht. Als wir noch vor Mitternacht nach Hause gingen, war die Mock Turtle ein wenig melancholisch. Später fiel ihr ein Gedicht in die Hände, das sie damals für Feret geschrieben hatte – am 16.10.1989 – fast genau sieben Jahre vor dem Fest:

An jenem Abend, es war nach neun,
als ich alleine in der Küche stand,
geschah es, dass ich unvermutet,
am blauen Stuhl dort deinen Schatten fand.

Zuerst wollt ich zum Fenster laufen,
dich rufen, ihn dir wieder geben,
dann dacht ich mir, behalt ihn doch,
er kann auch ohne Schatten leben.

Seitdem trag ich als Mantel ihn,
wenn ich des nächtens streunen geh,
du kannst mir glauben, dass ich darin,
wie eine Königin ausseh.

Und kehr ich heim im Morgengrauen,
deck ich mich manchmal mit ihm zu,
dann wärmt er nicht, dann frier ich bloß,
ist nur dein Schatten, ' s bist nicht du.

Happy Birthday, Feret!
887 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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