16
Mrz
2010

Und was sagt Jesus 2010?

Jesusu2010

Teufel auch, da wird man im Vatikan aber ganz schön staunen.



"Mehr kann ich im Nachhinein leider nicht tun...."
1309 mal erzählt

14
Mrz
2010

…sing nicht ihre Lieder…

Lachen mit dem Erstgeborenen und Herrn Doppel T - Herzeblut-Muffins und immer wieder die Schmuddelkinder. Die 1960er Jahre ergreifen uns drei stets besonders, die Zeit rund um das eigene Werden, die eigene Geburt. Wieviel von diesen Melodien und Stimmen, Songs und Reportagen haben wir damals schon gehört, unbewusst wahr genommen? Den Degenhardt habe ich jedenfalls viel später bewusst gehört, an einem besonderen Abend. Erst als mir der Erstgeborene seine Geschichte zu diesem Lied erzählt, entsinne ich mich meiner, die doch immer irgendwie da ist, da war, wenn der Song läuft.

Damals hatte ich zwei Adjudanten, Theaterfreunde, beste Freunde, Kommunist der eine, im Pfarrgemeinderat der andere. Eine Zeitlang waren wir unzertrennlich, ich war Publikum ihrer Diskussionen, war Versuchskaninchen für Psychologisches und Gruppendynamisches, das sie auf der Uni gerade gelernt hatten - Lehramt, der Kommunist, Jus der Katholik - und hab im Gegenzug meine sexuelle Anziehungskraft an ihnen ausprobiert – nicht ohne stetig zu betonen, dass ich um unser Freundschaft willen, keinen von beiden erhöhren könne, wolle.

An jenem Abend waren wir beim Kommunisten daheim, in der bürgerlichen Wohnung seiner Eltern, er, der Katholik und C, der ein paar Monate später, der erste Mann war mit dem ich geschlafen habe. Er war ein schöner Mann, androgyn, auch am Theater, Objekt der Begierde unseres Prinzipals. Sie hätten einmal eine Beziehung gehabt, wurde gemurmelt, verrieten mir meine Freunde. Er hatte die Dietrich gespielt. Jetzt war er Regieassistent bei dem Stück, in dem wir drei auftraten. Kassetten liefen mit Italienischem, Buona Notte, Fiorellina , Avanti Populi, Wolf Biermann und schließlich Degenhardt sangen für uns an diesem Abend, selbstgewuzelte, ein Hauch von Gras. Ich lag am Boden, ein wenig betrunken, die Beine weit über meinen Kopf an ein Bücherregal gelehnt. C. neben mir, seitlich auf seine Hand gestützt, er betrachtete mich, Schneewittchenwimpern über braunen Augen, wir sprachen über Theater, verstecktes Theater, glaub ich. Ich spielte mit einer großen Tixorolle, rollte sie über meinen Körper bis hinauf zu den Zehenspitzen und wieder retour, ich hob wohl das Becken dabei, im Rhythmus der Musik. Es muss gewirkt haben, denn C küsste mich und das hat gewirkt. Ich hab ihn dann, Monate später, gebeten mit mir zu schlafen. Wir hatten keine Beziehung, nicht mal ein richtiges Verhältnis, wir hatten Sex, hin und wieder...und ich liebte ihn lange Jahre dafür.

All das und mehr sehe ich, immer wenn die Schmuddelkinder laufen und mir der Erstgeborene Türen in meine Leben öffnet…Sie geben mir Trost die Kopffilme, die vom ungeheuren Reichtum an Erlebtem erzählen, den mein Leben über mir ausgegossen hat.

„Am Morgen noch Traube / am Mittag Rosine / am Abend schon Wein", singt Biermann in meinem Kopf.

AuW1003c
1790 mal erzählt

4
Mrz
2010

Blick zurück?

„Das ist ein alter Schmerz“, sagt die Metallbildhauerin, zu der ich vor ein paar Wochen zurück gekehrt bin, um mein Leben wieder in Form zu schmieden. Vor 20 Jahren stand sie am Anfang eines Weges aus der Angst. Immer wieder hat sie mich begleitet. Sturzbäche von Tränen habe ich in dem vertrauten Raum vergossen, den Blick oft aus dem Fenster gerichtet, habe mich von ihr halten und Halt geben lassen. Sie ist eine der weisen Frauen, der Meisterinnen, die mir zur Seite stehen. Die Stationen meines Weges sind ihr vertraut und meist, weiß sie bereits nach meinen ersten Worten, wo ich gerade stehe. Manche Ihrer Hilfestellungen wend ich selbst mittlerweile an, wenn ich Menschen begleiten darf, dass ich Menschen begleiten werde, war ihr von Anfang an klar.

Es ist das kleine Mädchen, das da weint und schluchzt und wimmert, es sind Kinderschmerz und Kinderangst, die wieder einmal wieder gekehrt sind, das bemerke auch ich an der veränderten Stimme, der Intensität, dem verheulten Gesicht, das mich aus dem Spiegel ansieht, ein Kindergeicht. Dieses kleine Mädchen gilt es zu trösten, es in mein Herz zu nehmen. Da ist aber auch noch der andere Schmerz, der körperliche. Geführt von ihr, spüre ich Ketten um den Hals, ein Beil, das den Kopf schon fast vom Körper getrennt hat – so fühlt es sich an. „Der kommt wohl aus einem anderem Leben und findet gerade Platz“, meint sie ruhig: „Das kommt vor. Ich konnte auch nach einer Rückführung Schmerzen als Pfeile von einst erkennen.“

Den Kopf haben wir wieder am Körper befestigt und der Schmerz dort hat sehr stark nach gelassen, meine Flügel konnte ich wieder ausbreiten und irgendwo hallen ihre Worte wieder. Rückführung - Eso-Alarm schreit die Skeptikerin in mir, Neugier empfindet die Suchende, denn egal wohin so etwas führt, ob Fantasie oder Erinnerung, die Geschichten wären in mir für mich…ich werd sie wohl um eine Adresse bitten….

Alpbach7
580 mal erzählt

25
Feb
2010

Schneedorf

Es gibt wenige Orte auf der Erde, wo ich meinem Vater so nah bin, wie hier. Zöpfe haben wir geflochten über die Hänge dieses Schigebiets und dabei lauthals falsch gesungen.

Aufgeregt saß ich als kleines Mädchen an den Wirtshaustischen der Großen und hörte ihnen zu, wenn sie die Mythen dieses seltsamen Bergdorfes erzählten. Vom Bürgermeister mit den zwei Frauen, eine die Gattin, die andere, deren Schwester, die Mutter der einzigen Erbin. Eine starke Frau, der ich auch im Naikan begegnen durfte. Kinderfreundschaften, die nie wachsen konnten, weil wir ja doch wieder nach Hause fuhren. Jedes Mal von vorne beginnen und doch lachende Schiabfahrten, querwaldein und Silvesterfeiern im Dachgeschoß der britischen Millionärin, die Kinder schwer ertrug. So feierte ich mit der Hausmeisterfamilie, während die Eltern unten in Gesellschaft weilten. Mein Papa aber hat mir geholfen, Rußseifen zu verteilen - auch wenn er sie wohl kurz später wieder weg geräumt hat. Die reiche Britin hatte einen zarten Namen und war mit einem Verleger verheiratet, der Pilot im zweiten Weltkrieg war. Nie werde ich den Abend vergessen, als er und der Fremdenverkehrsmanager, der mir beigebracht hatte mit dem Daumen in der Backe zu ploppen, fest stellten, dass sie eine Luftschlacht gegeneinander geflogen waren. Das Grab des Nobelpreisträgers, der den Tausender zierte und dessen Katze mich erst Jahre später erreichte und nie mehr ganz losließ. Der Autor (und Klient), dessen Herren Call-Girls mir einst der Vater ans Herz gelegt hat. Briten und Bergmenschen. Und auch Altösterreich. Die Verlegerfamilie, die für den Ort so viel getan und deren einer Sohn war eine Zeit lang Teil unseres Lebens. Wir treffen uns eher in der Berggasthöfen hier als in der Stadt, in der wir alle wohnen. Noch immer ein Poet mit wunderbarer Frau und ebensolchen Kindern. Mit dem Moser war ich nie herinnen, obwohl er nicht weit von hier geboren und am Eingang des Tales begraben ist. Der Sepp ist von hier in die Welt aufgebrochen, um sie einzukochen. Auch wir waren nie gemeinsam da, aber dieser Ort war Teil unserer Verbindung.

Es ist schon ein besonderer Fleck hier. Nicht weit von unserem Zimmer im traditionsreichsten Haus am Platz hat mein Vater einen Kirschbaum gepflanzt, ein Monat vor seinem Tod. Noch immer flechte ich Zöpfe mit ihm auf unseren Lieblingspisten.

img350
1924 mal erzählt

17
Feb
2010

Ich aber....

Als ich ein Teenager war, hatte ich einen Zettel in der Geldtasche mit einem Zitat von Oscar Wilde: "Ich aber liebte den Narziss, wenn er an meinem Ufer lag und auf mich niederschaute, denn in dem Spiegel seiner Augen sah ich immer meine eigene Schönheit.“

Das hatte ich vergessen.


Nimmich
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15
Feb
2010

Quellgemurmel

Sie war eine der Ersten. Seit zwei Jahren halte ich Seminare für Menschen aus den sozialen Diensten. Bezahlt von der Gewerkschaft, ArbeiterInnen, AltenhelferInnen, KindergartenhelferInnen, LiebesarbeiterInnen, irgendwie. Seelenvolle, gebende Menschen, schlecht bezahlt, unbedankt, aufgerieben zwischen Klientel, Angehörigen und Systemen. Extrem Burnout gefährdet. Wer dieses Seminar bucht, hat das Schlimmste hinter sich oder weit genug vor sich. Ein, zwei werden mit geschleppt, die Bedürtftigsten sind nur „wegen einer Freundin hier“.

Sie war im ersten Kurs. Sie hatte alles hinter sich. Renate, die Wiedergeborene. Wiedergeboren als starke, selbst bestimmte Frau, Betriebsrätin. Da, „weil ich alle Kurse besuche, lernen, lernen, lernen will, ausgebrannt war, andere schützen will.“ Sieben Leben, wie eine Katze, Tausend Tode. Mißbrauchtes Kind, Alkoholiker-Eltern, -Mann, Gewalt, Verletzungen und Vogel aus der Asche. Feuerladies heißt das Foto, dass wir damals geschossen haben und wir brennen …nicht aus sondern ewig.

Heute war wieder so ein Abschiedsabend mit Steinen, Murmeln und Gesprächen und den kleinen Mädchen, die wir einmal waren. Vier Abende zu drei Stunden hatten wir Leben und Lieben erkundet, wahr genommen, was Kraft gibt und raubt und uns ausgetauscht, Lebenswelten erschlossen, Strategien verglichen, geheime Zeichen vereinbart. Ich bin nur die Bergführerin, weiß, was zu tun, wenn das Wetter schlecht ist, weise auf Wunder hin und halte die Expedition bei Laune. Und wir sind wieder einmal weit gekommen: Die zukünftige Ex-Frau, die noch immer nicht von ihm lassen kann, die rumänischen Schwestern, so leidenschaftlich engagiert die Ältere, so lasziv gelassen die Jüngere, mein Sonnenschein, optisch fast geschlechstlos und little Buddah in der Simmeringer KiTa, die kleine Stille voll schlängelnder Schlauheit, die Abenteurerin, deren Mann unter Wasser und an der Theke als Buddy versagt. Gelacht, geweint und geschrien. Von Renate habe ich auch erzählt, irgendwann. Ohne Namensnennung, wie versprochen.

Die Frauen haben den Tisch reich gedeckt mit selbst gemachten Aufstrichen und Krapfen und Sekt. Kindergarten in der Vorstadt. Meine Auftragsgeberin, Betriebsrätin mit beeindruckender persönlicher Entwicklung und ebenfalls „Energiequellen-Erfahrung“ erzählt mir von Renates Tod, Lungenkrebs an einem Samstag im Jänner. Die Kolleginnen waren noch bei ihr. Da saß sie dann wieder neben mir, ein Gesicht voller Leben, viel weicher Körper, schön nur in der Gelebtheit nicht im herkömmlichen Sinn, aber umso mehr strahlten diese Augen voller Menschenliebe hinter den Brillengläsern, noch immer, eine rauchige Stimme und ein trockenes Lachen. Sie hat viel erreicht in ihrem Leben, ihrer Welt, ein paar Jahre der Ernte hätte ich ihr noch so gewünscht und ich werde die Augenblicke vermissen, in denen sie mich wahrlich willkommen an ihren weichen Busen gedrückt hat, ihre Stimme, ihr Lachen.Eine, die Renate heißt, kommt wieder. Bis dann.

FriedhofHall2
593 mal erzählt

13
Feb
2010

Blue Valentine

Ich fremdl in meinem Leben. Ich drück mich in den Ecken herum, wage es kaum Platz zu nehmen, bewege mich leise und vorsichtig, alle Sinne geschärft; ich finde mich in den Schränken nicht zurecht, stolpere über Dinge, die immer schon da waren. Ich finde den Lichtschalter nicht und die Fernbedienung. Wo werden hier die Gebrauchsanleitungen aufbewahrt? Wie sind die Programme gespeichert? Nichts berühren, verändern. Diskret.Und leise.

Dann lauf ich durch die Straßen auf der Suche nach mir. Vor dem Narrenturm bleibe ich stehen. Der Guglhupf.

Apropos: Morgen ist Valentinstag, sagen sie.

Mess1
545 mal erzählt

6
Feb
2010

Gehört sich das?

„Manche Lieder erreichen mich unweigerlich und obwohl ich es nicht will, kann ich gar nicht anders, als sie hinein zunehmen“, entschuldigt sich der Erstgeborene, als Cliff Richard ertönt – auf Deutsch. Wir hören uns die 1960er Jahre des Jahrhundertprojekts an. In einer Fiebernacht hat er sie umgeschnitten und war dem Dreijährigen begegnet, der er einmal war. In seinen Augen sehe ich den kleinen Buben, der „Man gratuliert mir“ und „The Birds & the Bees“ mitsingt und sich wohl damals schon in das Medium Schallplatte verliebt hat.

Stunden und Nächte schneidet er an den 100 Jahren, seit Jahren schon. Sie sind ihm Zwang und Therapie, Lebenswerk und Ziel. Immer wieder kurz vor dem Abschluss, erreichen ihn dann wieder Schallplatten und Tonschnipsel, die eine Neuordnung notwendig machen – manchmal aus tiefster Kindheit. „Eine Art Psychoanalyse per Revox“, mutmaße ich. Denn auch ich liebe die Bänder, die mir großes Kopfkino bescheren und immer neue Erinnerungsschichten frei legen. Die 1960er also, Zeit der Zeugung und Geburt, das kleine Mädchen entdeckt die Welt. Udo Jürgens - muss ja doch sein, auch patriotisch - und die junge Mireille Matthieu. O-Töne lassen vor meinem inneren Auge die mächtigen, alten Radiogeräte meiner Kindheit entstehen. Bei der Großmutter in Wolfsberg stand so eines und darauf ihre Glasmenagerie: Tierfamilien aus Murano-Glas, die ich nicht angreifen durfte, sollte und die doch so verlockend waren. Ich sehe sie und spüre meine Finger auf den kühlen, weißen Tasten des Radioapparats, zwischengeparkt, um sie von den begehrten Figürchen fern zu halten. Die Sonne scheint durchs Fenster herein. Wohnküchen tauchen auf, der fliegende Teppich und die Gesichter von Spielkameraden. Und dann ergreift uns Birgit Nilsson, das Fremde im Vertrauten, immer wieder Klassik in den 100 Jahren, der wir, der Erstgeborene und ich, uns ganz demütig nähern. Dazwischen Gespräche, Dialoge mit Ehrlichkeit, Witz und Sicherheit artverwandter Wesen, stets achtsam geführt, wissend um die Wunden des anderen.

Diese Stunden des gemeinsamen Hörens am gelben Sofa sind mir unendlich kostbar. Sie unterbechen sinnlose Gedankenkreisläufe und lösen Angst, Schmerz und Sehnsucht auf im Klang der 100 Jahre. Mehr als ein Leben gehört uns.

Und wieder Worte.

Buchstaben
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Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Gruß nach drüben
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katiza - 18. Feb, 16:53
Wenn ich schon geahnt...
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