4
Feb
2010

Verlustanzeige

Mir
fehlen
die Worte...

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817 mal erzählt

26
Jan
2010

Friseurtermin

„Die Märkte haben wieder offen und seltsamerweise die Friseure“, antwortete die ORF-Korrespondentin Nadja Bernhard heute nach Mitternacht auf die Frage ihrer Kollegin hier in Wien, ob es knapp zwei Wochen nach dem Erdbeben in Haiti Zeichen gäbe, dass die Normalität wieder einkehre. „Es ist schon sehr seltsam, wenn sich hier mitten im Chaos die Menschen die Haare machen oder rasieren lassen.“

Der Versuch sich irgendwie wieder herzustellen. So wie man nach der großen Beziehungskrise die Frisur ändert, fällt mir ein und ich denke auch daran wie banal dieser Vergleich ist und wie banal die kleinen Erdbeben, die momentan meine Seele erschüttern, sind im Vergleich zu jener Katastrophe weit weg. Dort haben die Menschen alles verloren, ich nur ein wenig die Orientierung, die Sicherheit, die Hoffnung.

Und dann schäme ich mich.

Und überlege trotzdem, ob ich nicht meinen Friseur anrufen soll.

So oder so ist das Leben.

FriedhofHall1
1555 mal erzählt

21
Jan
2010

Flügel-Los

Manchmal spüre ich schmerzhaft deutlich die Stelle, wo meine Flügel waren. Besonders nachts vor dem Einschlafen, wenn ich wie stets das rechte Bein hoch angewinkelt halb auf dem Bauch liege. Dann tun die beiden Stumpen auf meinem Rücken besonders weh.

Und dann würde ich sie so gerne weit ausbreiten, meine Schwingen, Feder für Feder spreizen, einen kleinen Sturmwind entfachen und die Flügel dann behutsam wieder zusammen falten, aber da sind nur die Stumpen … und die Erinnerung ans Fliegen. Und der Schmerz.

Ob ich einst ein Engel war? Nein, beileibe nicht. Schönes Wort eigentlich beileibe und so passend. Ich war nie ein Engel, ein komischer Vogel vielleicht, manchmal sogar ein Phönix aus der Asche, seltener eine Art Pegasus, würd ich mir wünschen, ein wenig Harpyie, vielleicht auch nur ein Elfenwesen, nicht rosa-glitzernd, sondern rotzig, frech und schelmisch, wie es noch immer in mir flattert, eingesperrt im Käfig, meinem Körper.

Phantomschmerzen plagen mich, seit ich eines Morgens erwachte, meiner Flügel beraubt. Keine Ahnung ob sie mir nur gestutzt wurden oder gar gebrochen, ob man mir Feder für Feder einzeln ausgerupft hat – Alouette, gentille Aloutte – ob sie wie bei Hunden coupiert wurden oder gar in einer Schönheitsoperation amputiert.

Vielleicht war es aber auch ganz anders, vielleicht sind sie verkümmert, weil immer seltener genutzt, abgefallen, und ich habe Feder für Feder verloren, bis sie einfach weg waren und nur die Schmerzen blieben und die Erinnerung.


Fluegerl
1368 mal erzählt

18
Jan
2010

45

Die Zahl 45 ist weder fröhlich noch glücklich und schon gar keine Antwort - und wenn dann höchsten auf die Frage: „Wie alt ist wohl eine Frau mittleren Alters?“

Denn als solche hat mich der philharmonische Freund vor gar nicht allzulanger Zeit bezeichnet. Er versteht es zwar in den Konzertsälen der Welt den richtigen Ton zu treffen, privat vergeigt er sich gerne. Zumindest habe ich ihm das und noch einiges andere an den …(oh nein, keine billigen Retourkutschen) Kopf geworfen. Gegipfelt hat mein Sermon zwische Klagelied und Strafgericht in dem Satz: „Eine Frau mittleren Alters steht höchstens im Polizeibericht.“

Nein, leider hattest du recht, mein allzu ehrlicher Freund, da sitzt eine FmA vor ihrem Computer. Jede andere Formulierung wäre kokett – und die ist es ja irgendwie auch.Die meisten meiner Idole waren in meinem Alter bereits tot. Oder angelangt im Mittelmaß.

Dann doch noch Geburtstag. Der Erstgeborene, ich und ein Fläschchen Cremant, Deep Soul, 1950er. Weihnachtsgeschenke, Florence Foster Jenkins; Bulgakow, Träume und Liebe.

Schallplatte

Und doch: Geburtstage sind Scheiße - wann begreif ich das endlich?
2933 mal erzählt

14
Jan
2010

Andere Prinzessinnen…

…mochte ich beim ersten Mal NIE!

Prinzessinen

Zwischendrin - im neuen Großraumbüro - hängen Glasperlenvorhänge, Postkarten und Betriebsausflugsfotos.
Draußen fließt das Wasser in die falsche Richtung – drinnen auch.
Von der Decke.
1345 mal erzählt

12
Jan
2010

Lieblingsfrau

Von meinem Schreibtischplatz im neuen Großraumbüro kann ich den Schiffen beim Schlafen zusehen. Sie ruhen unter weißen Daunendecken. Drüber fahren Laster.

Lieblingsfrau

Wir sind ein Reisezirkus.
751 mal erzählt

11
Jan
2010

Gott

Der Weg zum neuen Arbeitsplatz. Dann plötzlich Gott:

Gott

Und so schreibe ich nicht über mein Rendezvous mit dem Teufel.
794 mal erzählt

5
Jan
2010

Miss A. und ihr Chauffeur

Auch in Berlin verlässt man sonntags gerne die Stadt. Schon gar, wenn man von Miss A. und ihrem Chauffeur dazu ver- und entführt wird, das Umland des Hauptstadt zu entdecken, Brandenburg, das alte Preußen, um noch präziser zu werden Werder an der Havel. Und der Chauffeur kann nicht nur fahren, man kann auch einiges von ihm erfahren. Bestens werden wir von ihm und Miss A. liebevoll versorgt mit glühend heißen Kaffee und viel Information. Geschichte und Geschichten.

Was geblieben ist: Das Haus des Rundfunks, innen sternförmig angelegt. Ein Radiohaus. O-Töne klingen in meinem Kopf aus dem Jahrhundertprojekt des Erstgeborenen. Oft gehört, nun gesehen. Weiter an der AVUS-Tribüne vorbei, seit 10 Jahren wartet sie auf Publikum.Das literarische Colloquium am Wannsee, Geschichte und Geschichten unserer Gastgeber. Einsteins Segelboot in Caputh hieß Tümmler, das in Amerika Tinnef. Immer wieder Schinkel, Preußens Baumeister stand im Reiseführer. Später lese ich nach, blättere im Netz und entdecke beglückt, dass sich uns der Zaubernachmittag in Schinkel‘schem Licht präsentiert hat.

Schinkel

Karl Friedrich Schinkel: Blick auf Potsdam

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Der Liebste: Anfahrt auf Werder

SchinkelMorgen

Karl Friedrich Schinkel: Der Morgen

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Katiza: Traktort


Später dann wärmen wir uns im Galerie-Cafe mit der freundlichen Wirtin und der guten Küche. Wir füllen den Raum mit Heldensagen von hüben und drüben. Eine Art friedliche Lösung des zweiten Einigungskriegs. Geschichte und Geschichten.

Werder

Und dann Potsdam – unter den Eichen ergänzt mein Kopf selbstverständlich, wann immer mir der Name der Stadt begegnet. Straßenlaternen spiegeln sich im Schnee. Die Straßen menschenleer. Magische Bilder. Aneinander geduckte Institute im goldenen Licht. Golden wie der mächtige Atlas am Alten Rathaus am Alten Markt bei der mächtigen Nikaolaikirche. In der Universitätsstadt erzählt die Studentin Universitätsgeschichten. Von Dozenten und Podiumsdiskussionen und Liebe und Geist. Und meine Geister zwinkern mir zu. So viel Information. Geschichte und Geschichten.

Der Chauffeur fährt uns wieder ins nächtliche Berlin, zeigt uns, was wir verabsäumt haben zu sehen, weil es so gut war mit den Menschen hier in den Nächten und so wenig von den Tagen blieb. Ich freue mich, sauge die Information auf, und genieße die Einwürfe und Ergänzungen von Miss A.. Kontrapunkt, denke ich die musikalisch kaum Gebildete und Kunst der Fuge. Jetzt nach Recherche fühle ich mich bestätigt. Eine Zeit voll seltsamer Koinzidenzen. Geschichte und Geschichten.

Und dann noch ein Kreuzberg spezial mit dem Chauffeur. Das fand ich sehr schön, mit richtigem Einblick in sein Leben, seine Laufstrecke, sein Döner, sein Kiosk, sein CL-Lokal, verwoben mit den Lebensgeschichten der Menschen, die dort sind. Er schaut genau hin, der Chauffeur, und er hört gut zu. Beruf und Berufung. Geschichte und Geschichten. Beim Vietnamesen scherzt er mit der Kellnerin mit den schönene Lippen und den üppigen Hüften: „Letztlich sind wir alle Preußen.“
Miss A. lächelt leise. Irgendwo liegt immer ein Joker.

Schön!
2338 mal erzählt
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

Du bist nicht angemeldet.

Im Bilde

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Soundtrack

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