In Reaktion

28
Sep
2009

17
Sep
2009

In Memorian the Sepp

Wir waren die letzten Gäste gestern abend im Kokoro - wie immer, wenn wir dort waren.
The Sepp setzte sich nach getaner Arbeit zu uns - wie immer wenn wir dort waren.
Seine Frau Sook machte irgendwo im Hintergrund die Abrechnung - wie immer wenn wir dort waren.
Das Essen war fantastisch - wie immer, wenn wir dort waren. Irgendwie lag noch ein wenig Sommer in der Luft und doch auch schon Herbst in den Gesprächen.

Heute morgen ein Anruf: The Sepp – Joseph Hausberger – ist nicht mehr. Nie wieder wird es wie immer sein.

Das erste Mal war ich mit meinem Papa in Hausbergers Global Bistro "Kokoro" im November 2005. Irgendwo hatte ich gelesen, dass ein Alpbacher mit internationaler Erfahrung ein Restaurant in Wien aufgemacht hat. Beides zog Vater und Tochter magisch an. Es war ein Erlebnis der besonderen Art. Das Kokoro - japanisch für Herz – liegt in einem hässlichen Gebäudekomplex in der Innenstadt, angesiedelt wohl in einer ehemaligen Pizzeria, wie ein obskures Venediggemälde vermuten ließ, die Möblage mehr Bistro als global. Der Koch, ein kantiger Bär mit ebenso kantiger Sprache und Spruch - the Sepp, geboren in Alpbach, gelernt in der Welt – hatte schon für die internationale Prominenz gekocht – Anna Freud, John Lennon, Yoko Ono, Sirikit von Thailand, Stars, Könige und Diktatoren etc. pp..Zuletzt im Hilton in Korea. Dort hatte er auch seine Frau, die Koreanerin Sook kennen gelernt. Heimgekehrt war er wegen der beiden Kinder und so.

Mit einem blauen Stirnband werkte er in einer winzigen offenen Küche unter einer gigantischen kupfernen Dunstabzugshaube mit der Aufschrift "Ora et labora - A History of tremendous Pride in Workmanship and Quality". Sook, betreute uns liebevoll.

Wenn Sepp kochte war das Zen – er konzentrierte sich voll Achtsamkeit auf jeden Handgriff. Eine Speisekarte war überflüssig – es gab weder Lager noch Tiefkühltruhe, nur das, was der Chef morgens am Markt erstanden hatte. Wer sich damit abfinden konnte, wurde mit wundervollen kulinarischen Erfahrungen belohnt. Wer nicht, kam einfach nicht wieder. Alle, die ich kannte, kamen immer wieder.

Ein klassischer Dialog:
Gast: Ich mag keinen Lachs.
Sepp: Falsch, du hasch no kann Lachs gessen, der da gschmeckt hat.
Und er hatte recht.

Spezialität des Hauses war die Piratensuppe – eine Symphonie aus Fischen, Meeresfrüchten und Lotus. Wir blieben Stammgäste und feierten Geburts-, Hochzeits- und Alltage dort. Und als sich irgendwann eine ganz spezielle Tafelrunde – das Sechseck – zusammenfand, wurde und blieb das Kokoro eine Art Heimat für diese Tischgesellschaft. Auch wenn wir nur einmal als komplettes Hexagon dort feierten – den Geburtstag jener Freundin, die durch eine Kette von Zufällen den letzten Abend im Kokoro mit uns verbrachte. Wann immer wir uns zu zweit, dritt oder viert dort trafen, waren die anderen, fehlenden mit am Tisch Und the Sepp auf ein Glas oder mehr. Und Sooks Lächeln.

Ich habe es stets geliebt, Menschen, die mir am Herzen lagen, ins Kokoro zu entführen und zu beobachten, wie sich ihr Verwunderung langsam in satte Glückseligkeit verwandelte. Alpbach und die Welt und Heimat. Und the Sepp.

Mein Freund, der Moser, war Sepps Cousin. Irgendwann ist auch er endlich im Kokoro angekommen. Ich weiß nicht mehr, wer von beiden mir die Geschichte ihres Wiedersehens nach mehr als 20 Jahren erzählt hat.
Der Moser kam ins Lokal.
Der Sepp, in seiner Küche, schaute auf: Griass di.
Der Moser erwiderte den Gruß.
Hasch an Hunger? fragte Sepp.
Ja.
Dann setz di hin und iss.
Und der Moser kam immer wieder.
Der Sepp hat sein Grab besucht: Eh schian.

Und damals, als wir mit dem anderen querköpfigen Koch dort Mittagessen waren und ich fast ein wenig Angst hatte, dass die Sturschädeln aneinander geraten und die beiden nach ganz kurzer Zeit erkannt haben, dass sie zusammen auf der Berufsschule waren und sich immer wieder begegnet sind - am Schiff und so - und so begeistert über ihr Handwerk ihre Kunst philosophierten – tremendous Workmanship and Pride.

Ich habe wunderbar gegessen im Kokoro, ein paar Mal ziemlich gesoffen, viel gelacht und auch um meinen Vater geweint. Herz, eben. Gestern gab es Piratensuppe, heute haben mir Tränen den Tag versalzen. Wenn ein Koch stirbt, gibt er den Löffel ab, hat dieJüngste gesagt, die gestern dabei war, es war ihr ein bisschen peinlich, the Sepp hätte wohl gelacht – ich werde ihn vermissen. Kochen, so wie Joseph Hausberger gekocht hat, ist sowohl Zen als auch eine wunderbare Form tätiger Liebe.

Er hinterlässt eine wunderbare Frau und zwei Kinder und eine Lücke im Leben einiger Menschen.

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Memento!

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben…
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr
- und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der andren muss man leben!

Mascha Kaléko
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17
Jul
2009

God bless the child..

17. Juli 1959: Billie Holiday stirbt völlig verarmt in einem New Yorker Krankenbett an Leberzirrhose. Polizisten stehen vor der Türe ihres Zimmers. Sie gilt als verhaftet.
Sie ist ihnen entkommen. Sie war so alt, wie ich es jetzt bin.

Und auch wenn nicht mehr am Leben, lebt sie weiter. Billie Holiday, von ihrem Soulmate Lester Young „Lady Day“ genannt hat gelebt. Als Elinor Harris wurde sie am 7. April 1915 in Philadelphia geboren. Sie ist in ihrem Leben wohl durch tausend Höllen gegangen, in die ersten wurde sie geschleudert, die anderen betrat sie selbst. Misshandelt und missbraucht als Kind, mit 13 Prostituierte, schlechte Männer, schlechte Angewohnheiten, Alkohol, Drogen, Gewalt.

Und diese Stimme, die all das und noch so viel mehr vermittelt, die von der unendlichen Fähigkeit zu lieben erzählt, egal wie weh es tut, vom immer wieder aufstehen, vom Glück, vom Schmerz, von der Sehnsucht, von der Hoffnung, von der Seele.

Die Jazzsängerin mit der weißen Gardenie
im Haar, hatte die Clubs, in denen sie in den 1930ern auftrat, meist durch einen Hintereingang betreten müssen. Nachgedunkelt haben sie die schöne Frau, damit sie dem weißen Publikum schwarz genug war. Als Billy Holiday es schließlich nach Hollywood schaffte, wurde sie dem Klischee entsprechend als Dienstmädchen besetzt.

Vielleicht war dieses Leben einfach nur leichter im Rausch zu ertragen, der diesem Leben dann das Ende gesetzt hat.

17. Juli 2009:
Vor drei Wochen starb Michael Jackson. Am Rausch und an den tausend Höllen. Auch er schwarz, auch er eine sonderbare Frucht.

Strange Fruit:
Here is a fruit for the crows to pluck,
For the rain to gather, for the wind to suck,
For the sun to rot, for a tree to drop,
Here is a strange and bitter crop.

God bless the child.



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4
Jul
2009

Sommerbuch: Fliegen ohne Flügel/Tiziano Terzani

Genoussemousse habe ich nicht nur einige herausragende Rezepte (auch) heimatlicher Genüsse zu verdanken sondern auch eine kleine Reise im Kopf - eine Empfehlungsrallye auf der Suche nach dem Sommerbuch.

Wir waren eine erlesene Reisegesellschaft: Die Lofties on Tour, böse Menschen würden sagen zwischen eso- und hysterisch, aber wir glaubten nicht an böse Menschen. Auf verschlungenen Wegen hatte uns das Schicksal in diesen Tagen zusammen gewürfelt und wir mögen uns noch immer, auch wenn wir uns seltener sehen. Damals teilten wir Tage und Nächte, Brot und Wein, Informationen und Drogen an ungezählten Wochenenden in den Räumen einer alten Kammgarnspinnerei. Aber das tut nichts zur Sache.

Und dann flogen wir gemeinsam auf Urlaub: Acht Personen, darunter zwei Pärchen, darunter der Liebste und ich. Aber auch das tut nichts zur Sache. Eine Woche Malediven, drei Wochen Sri Lanka. Gitarre am Strand. Dieses besondere Licht. Lächeln. Und warmer weicher Regen. Tausend Gerüche. Ein Walhai. Bunte Stoffe. Tempel, Tempel, Tempel. Orange Mönche, junge, alte. Lächeln. Früchte. Elefanten, Buddhas, ein Abend am Klavier, eine bunte Torte, „Mach‘s guat, Teegärten, scharfe Curries, ein Huhn am Fahrradträger, Kinder am Straßenrand, Trommeln am Strand, Freundschaften über alle Grenzen hinweg, Götter und Menschen.

Und immer wieder sehe ich dazwischen ein gelbes Buchcover. „Tiziano Terzani: Fliegen ohne Flügel. Wenn ich das Buch öffne, rieselt noch immer Sand zwischen den Seiten hervor. Das gelbe Cover ist am Rücken verletzt. Erstaunlich wenig Schaden nach der langen Reise. „Eine Reise zu Asiens Mysterien“, lautet der Untertitel des Buches. Gerne würde ich jetzt berichten, wie es mir zugeflogen ist, wie es mich erreicht hat. Eine Geschichte, wie Liebe beginnt, denn es ist ein Lieblingsbuch. Aber daran, kann ich mich nicht mehr erinnern. Es war einfach zu seiner Zeit da. In meinem Rucksack.

Der 473-Seiten Wälzer ist mittelweile längst als Taschenbuch erschienen. Ich hatte damals im roten Bus der uns durch Sri Lanka karrte immer das Hardcover in Griffweite, auch wenn auf den holprigen Straßen vor lauter Staunen über das bunte Treiben auf den Straßen an lesen nicht zu denken war. Manchmal war mir danach abrupt zwischen den Reisen zu wechseln. Jener, die der italienische Spiegel-Journalist Terziani, der vor fünf Jahren an Krebs gestorben ist, ein Jahr lang ohne Benutzung eines Flugzeuges unternimmt und unserer Reise durch die Insel. Buddha, nicht nur am Buchcover, sondern hier wie dort allgegenwärtig. Nachdem ich es ausgelesen hatte, machte es die Runde. Immer dabei im Bus, wie die Wasserflaschen und der CD-Walkman mit Govinda Jaya Jaya. Fanta unser Fahrer, 19 Jahre alt, wenn er’s war, kicherte vor sich hin. Und dann zeigte er uns doch sein Zuhause, die Lehmhütte. Aber ich schweife ab.

Die Prophezeiung eines alten Chinesen nimmt der Journalist Tiziano Terziani zum Vorwand im Jahr 1993 kein Flugzeug zu benützen. Sein Arbeitgeber – der Spiegel - ermöglicht ihm das, er verspricht im Gegenzug auch seinem Job als Südostasienkorrespondent gerecht zu werden. Unterwegs besucht er auch mit Propheten und WahrsagerInnen, Tempel und Hütten, mit dem Zug fährt er 20.000 Kilometer nach Florenz zur alten Mama, mit dem Schiff zurück nach Singapur.

“Jeder Ort ist eine Fundgrube. Man muss sich nur treiben lassen. Sich Zeit nehmen, im Teehaus sitzend die Leute beobachten, sich in einen Winkel des Marktes stellen, zum Friseur gehen und dann dem Faden des Knäuels folgen, der mit einem Wort oder einer Begegnung anfangen kann - und schon wird der unscheinbarste Ort der Erde zu einem Spiegel der Welt, zu einem Fenster, das sich auf das Leben öffnet. Diese Fundgrube befindet sich immer genau da, wo man gerade ist: Man muss nur graben.”

Für mich war das Buch – auch in Verbindung mit der Reise – eine erste Begegnung mit dem Ausatmen. Es entschleunigt, es lehrt viel über das Reisen, das Sehen, den AugenBlick, die Zeit und Südostasien. Und es bietet darüber hinaus eine hervorragende Lektion in Sachen Zeitgeschichte.

Mittlerweile habe ich alles von Tiziano Terzani gelesen und kann nur empfehlen, sich mit Leben und Werk dieses besonderen Menschen zu befassen.

„Ihr müsst ihn eurem letzten Leben sehr gute Menschen gewesen sein“, sagte der Mönch vor dem Felsentempel von Dambulla: „Weil ihr in diesem Leben hierher reisen konntet.“

Ausatmen.

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3385 mal erzählt

26
Jun
2009

Augenblick für Augenblick

Das Leben mit offenem Herzen: Ein Anruf voll Lob und Anerkennung, ein Festmahl – selbst gekocht – Meeresfrüchte auf Rucola mit Ribisel Chili Sauce, ein letzter Schluck von Timotheus, im Fernsehen gleich zwei Mal gutes Programm, erst „Tapetenwechsel“, so französisch wie ein Glas Pernod, dann Almodovars „Volver“, ein fast reiner Frauenfilm, die Männer am präsentesten als tote Täter, Mütter, Töchter, Schwestern, Missbrauch, Tod und Irrsinn, und doch ganz Almodovar, immer ein Lachen und Leben und Farben, was für ein Rot. Penelope Cruz. Ihre wunderschönen Brüste.

Der Liebste kommt heim und erzählt vom silbernen Freund. „Wenn er mit einer Frau reden möchte, richtig reden, du wärst die Beste, die Einzige, hat er gemeint, versteh mi net falsch Oida, reden, hat er gesagt.“ Ich bin gerührt, glücklich und stolz.

Der Nachspann läuft. Farben, Muster und Musik -noch einmal nachfühlen, den Film, nachklingen lassen, die Geschichten, das Rot.

Und dann sagt ein Nachrichtenmensch etwas von Michael Jackson und tot und wir zappen uns durch die Kanäle auf der Suche nach mehr Information. Auf Okto bleiben wir hängen. Ein seltsames Video – „Michael Jackson ist noch länger tot,“ sagen wir uns. „First Fatal Kiss“ heißt die Band, die verzerrt über den Bildschirm punkt. „One day I wanted to be a boy“ – ein Lebensthema, schon seit ich Kind bin. Wenn ich ein Junge wär. „One day I wanted to be a girl“ – Frau sein, wie die Frauen in Volver, eine Frau für den Liebsten, für den Silbernen, zum Reden, eine Frau mit all der Frauenkraft.

Später dann doch noch CNN, der Untote (Michael Jackson dies, CNN has not confirmed), der in Wirklichkeit weder Mann noch Frau war, weder schwarz noch weiß, weder gut noch böse, eine kaputte kranke Kinderseele, die andere Kinder kaputt und krank machte. Erinnerungen an ein Wien-Konzert, der Liebste, damals noch im Dienst der Plattenfirma, VIP-Karten und Einblick in den Livestream, acht Kinder sind aus dem Flugzeug gestiegen, gut versteckt, acht Kinder zum Spielen, er will doch nur spielen, von ihren Eltern verkauft an Macht und Ruhm, an die zerstörte Seele.

Und CNN spielt Thriller. Wie passend, denk ich mir beim Einschlafen. War Jackson doch irgendwie ein Zombie – ein seiner Seele beraubter Seelenräuber.

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896 mal erzählt

29
Mai
2009

19
Feb
2009

Schwarzer Donnerstag

"Wer hat Angst vor'm schwarzen Mann?
NIEMAND!
aber wen er kommt?
Dann laufen wir davon!"

Zitiert Herr Yono im Zirkus des Herrn Direktor Alberti ein altes, selbst oft gespieltes Kinderspiel. Klingt mit Abstand betrachtet lustig in Bezug auf das traditionell "schwarz" regierte "Heil'ge Land", in dem ich aufgewachsen bin. Aber das fällt mir erst jetzt auf. Viel früher stellte ich mir den schwarzen Mann als einen aus der Schwarzmanderkirche vor. Ein ehernes Monster, das sich schwerfällig doch zielsicher auf mich zubewegt. Dass der Spielspruch etwas mit Schwarzen zu tun haben könnte, wurde mir erst später bewusst.

Als ich klein war, gab es Mohrenköpfe und Negerbrot. Nur die Negerküsse hießen Schwedenbomben. Ich las begeistert Onkel Toms Hütte und Huckleberry Finn. Im Fernsehen lief Roots und in meinem Kopf war ich ein wehrhaftes, dunkelschwarzes Sklavenmädchen.

Dort, wo ich herkomme, haben die kleinen Mädchen noch immer ganz selbstverständlich eine Negerpuppe. Ich hatte auch eine und meine Mutter vor mir.

Und während ich mich an meine kaum erinnere, habe ich die meiner Mama – wiewohl nie gesehen – ganz lebhaft vor dem inneren Auge. Negus hieß sie – "Wie der afrikanische König", erklärte Mama – und Gogus, das Gegenstück, das ihrer Cousine gehörte. Ganz ohne historischen Bezug.

Der Lieblingscousin möchte ein afrikanisches Kind adoptieren. In der Familie wird man da und dort unruhig. Ob es nicht arm wäre, das kleine Negerle, ah des darf ma ja nimma sagen, des schwarze Poppele in Tirol, fragen jene, die mit den Negerpuppen aufgewachsen sind, damals in den 1930ern. "Mohr im Hemd darf ma ja a nimmer sagen", sind sie gedanklich schon weiter: "Aber der Obama, der gfallt ma."

Und dann gibt es da noch die schwarzen Männer und Frauen, mit deren Liedern und Leben mich der Erstgeborene vertraut gemacht hat, der ja eine schwarze Seele in einem weißen Körper hat.

"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
NIEMAND!"


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Da da noch P., seinen Geruch, seine dunkle Haut werde ich nie vergessen.
769 mal erzählt

17
Feb
2009

Cosa Rosa: Nachsorgetermin

Heute war ich wieder dort, noch einmal nachsehen, ganz sicher gehen, auch wenn in den letzten beiden Wochen nichts zu spüren und schon gar nichts zu sehen war. Drei Stunden muss ich warten, eingezwängt zwischen alten Frauen und Kopftuchpaaren. Manchmal kann man die Angst fast wittern, die sie teilen: Sie, die kaum versteht und neugierig uns andere Frauen mustert, er, der die fremde Sprache ein wenig spricht, der die Situation aber nicht fassen kann. Zwei, drei mal springt er auf und beschwert sich wegen der langen Wartezeit. Aber wir anderen hiesigen Frauen, unbegleitet, müssen auch warten, das beruhigt ihn. Schließlich überlässt ihm seine Frau ihren Sitzplatz. Als sie endlich aufgerufen wird, ist er nicht da. Sie wartet in der Türe der Umkleidekabine vor dem Behandlungsraum. Sie lächelt, als er mit ihr eintritt.

Fünf Tage nach der Regel soll die Frau zur Mammographie kommen, teilt der dickliche, heitere Stationsgehilfe dem bärtigen, kleinen, dunklen Mann mit, und wiederholt diese Erklärung noch einmal lauter, als er den verwunderten Gesichtsausdruck sieht. Jetzt scheint der Mann zu begreifen, was gesagt wurde, verstehen kann er es nicht, verzweifelt blickt er sich um. Dann spricht er wieder flüsternd mit seiner Frau. Auch sie schaut verwirrt, schämt sich vielleicht ein bisschen, dass über diese Dinge gesprochen wird.

Als ich später wieder vor der Ärztin liege, nach minutenlangem neuerlichen Warten in einer dieser Kabinen, die man nur mit entblößtem Oberkörper verlassen darf, frage ich mich, wo die Männer stehen, während die Fremde mit dem seltsamen Gerät über die Brüste ihrer Frauen fährt, wo sie hinsehen? Auf den Busen, die Ärztin, den Bildschirm?

"Das sieht viel besser aus", sagt die Ärztin, als sie schließlich nach einiger Suche in Inner Space die Problemzyste wieder findet: "Da kommen Sie am besten in drei Monaten wieder, wenn Sie keine besonderen Beschwerden haben." "Ich mag meinen Busen", erklär ich ihr: "Sogar die Zysten." Das sei gut, meint sie, die beste Vorsorge den eigenen Körper zu mögen, sogar wenn er einem nicht gefällt: "Das ist, wie wenn ich ein hässliches Kind habe, das lieb ich doch auch." Mein Busen ist kein hässliches Kind, nicht einmal meine Zysten sehe ich als hässliche Kinder. Aber das sage ich nicht. Nur "Danke" und dass ich wieder komme.

Schnell verlasse ich das Krankenhaus, beim Hinausgehen seh ich keine Paare, keine Wartenden, nur Hinweisschilder.
Draußen schneit es und ich bin froh.

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996 mal erzählt

15
Nov
2008

Jenseits von gut und böse?

Da liegt sie nun auf meinem Schreibtisch. Seite 277 aus "Die Wohlgesinnten". Das Buch liegt neben dem Bett. Die Toccata habe ich gelesen. Und immer noch beschäftigt sie mich: die gut und böse Frage. Wer ist böse? Der Ackermann? Wer gut? Gutmenschen? Wie böse und wie gut? Und habe ich es tatsächlich geschafft, jenseits von gut und böse zu sein? Aus Liebe zu handeln? Und diese beiden Faktoren weitgehend aus meinem Wertungssystem auszuschließen? Das Wort Böse meide ich wie den Gottseibeiuns, mehr als bösartig kommt mir nicht über die Lippen.

"Aber einst warst du stolz darauf 'böse' zu sein",
erinnert mich die Mock Turtle. "Nicht wirklich", hoffe ich und weiß, dass es dennoch so war.

Und wie steht es mit Ihnen? Sind manche Menschen böse? Eine ganze Reihe meiner Landsleute bietet sich jetzt zur Aufzählung an. Sind Sie gut oder böse? Oder eben jenseits von? Und was ist das Gute daran?

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911 mal erzählt

13
Jul
2008

Vollendetes Stöckchen

Frau Frogg wirft und ich schnapp es mir (denn irgendwie hab ich ja schon im Kopf mitgespielt, als ich es bei Herrn Direktor Alberti am Rand der Laufstrecke herum liegen sah)

Ich höre gerade...
drei CDs zusammengestellt vom Erstgeborenen - Directors Cut – und unbeschriftet! Soul Soul Soul


Vielleicht sollte ich...
...wieder einmal eine Geschichte schreiben und nicht dauernd Lebens-Werte.

Ich liebe...
...mein Leben.

Meine besten Freunde sind...
...wunderbare Menschen, die meine Liebe aushalten.

Mein/e Ex...

…waren alle faszinierend, jeder auf seine Art und irgendwie ist mir der Liebste immer wie die Summe aus ihnen allen vorgekommen

Ich verstehe nicht...

...ach, ich verstehe so vieles nicht….

Ich habe keinen Respekt vor...

...Menschen, die keine Achtung vor anderen haben.

Ich hasse...

...nichts und niemanden – wozu auch?

Mein Nickname...

...wurde mir einst von einem sinkenden, verglühenden Stern und dem Teufel verliehen – ich trage ihn in respektvollem Angedenken.

Liebe ist...
...wunderbar und wundersam und manchmal auch ein wenig wunderlich.

Irgendwo ist irgendjemand...

...- ja, sicher, irgendwo ist immer irgendjemand.

Ich werde immer...
...gelassener, was die Dinge des Lebens angeht

Ewigkeit ist wie...
…einatmen und ausatmen und einatmen und ausatmen und einatmen und ausatmen und

Was ich niemals verlieren möchte, ist...

...die Hoffnung.

Nehm's wer's mag - BITTE!
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Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

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Im Bilde

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