Lebens-Wert

6
Mai
2007

Danke

Manchmal - und wahrscheinlich öfter als man wahrnimmt - hält das Leben ein Geschenk für uns bereit. Das kann ein Frühlingsgewitter sein, ein gutes Essen, ein köstlicher Wein, die Begegnung mit besonderen Menschen, Lachen, Liebe in all ihrer Vielfalt. Und manchmal schüttet das Leben ein ganzes Füllhorn an Geschenken über einem aus. Da hilft dann nur eines: Einfach glücklich sein und Danke sagen.
1344 mal erzählt

3
Mrz
2007

Mondfinsternis

Heut backe ich. Ich bin nämlich zu einem Fest geladen - einem Mondfinsternisfest. Und so stehe ich in der Küche und fertige sechs große Focaccias - angereichert mit getrockneten Paradeisern, mit gerösteten Körnern, mit Würzblüten. Seit 10 Uhr knete und menge ich Germteig und die ganze Wohnung riecht geborgen und wohlig. Fast scheint es mir, als wolle mich auch die Sonne beim Backen unterstützen - durch das Fenster lockt sie den Germteig und lässt ihn aufgehen. Und plötzlich erinnert er mich an die Männer, die mich beruflich so ärgern, die auch wie dieser Teig aufgegangen sind in der wohligen Wärme ihrer Selbstgefälligkeit. Und schon macht es noch mehr Spaß, den Teig zu kneten, zu schlagen, in die Luft zu werfen und auf der Küchenplatte aufknallen zu lassen. Vielleicht haben die mühsamen Männer ja auch etwas kostbar-köstliches, wenn sie letztendlich gebacken sind, denke ich mir - und räum den Gedanken schnell wieder weg, um mir meine schöne Wut nicht zu verderben. Immerhin könnte aus der auch noch ein Schlüsselroman werden – zumindest tröste ich mich damit, wenn ich nächtens aufwache und mich sorge und ärgere. Dann schreibe ich immer im Kopf den Anfang des Romans und schnell schlafe ich wieder ein. Das spricht vielleicht nicht für den Roman, ist aber zumindest eine recht gute Methode mit meinen Nachtgespenstern fertig zu werden.
Mondkekse habe ich auch gebacken – schlimme Kekse. Dabei liegt mir Kekserlbacken gar nicht, schlimm sein dafür mehr. Und bei all dem war ich nicht allein, bei all dem hatte ich hervorragende Begleitung: Von Herzen und von Seelen – Danke Barbara möge dich das über deine "Niederlage" trösten .
610 mal erzählt

26
Dez
2006

Weihnachten war schön:

Essen und trinken und feiern bis zum Abwinken mit Wahlverwandten – und doch fühle ich mich traurig heute Morgen. Vielleicht ist es auch nur eine Art verlängerter Kater. Vielleicht auch die stillste Zeit im Jahr im Allgemeinen. Das kleine Mädchen in mir vermisst etwas, weiß aber nicht genau was. Vielleicht Weihnachten, wie sie in Wirklichkeit nie waren. Wie sie uns nur in Filmen und Büchern vorgegaukelt werden. Ganz ohne Stress und Hektik, mit Glöckchen im Hintergrund und Frieden im Herzen. Und weißen Flocken und Baum natürlich.
Solche Weihnachten wünsch ich Euch .....und mir.
514 mal erzählt

2
Nov
2006

Mama ist krank.

Mama ist krank. Ich war sie besuchen, vier Tage in der alten Heimat. Ganz schwach liegt sie im Krankenbett. Draußen vor dem Fenster der Bettelwurf im "Goldenen Herbst", wie es während dieser Tage ununterbrochen aus dem Radio tönt. Sogar ihr Zorn scheint schwächer als sonst.

Der mächtige Zorn der kleinen, energiegeladenen Frau war nur mehr in unserem vorauseilendem Gehorsam zu erahnen. Acht Garnituren Gewand habe ich eingepackt, hektisch am Donnerstag früh um Sechs, nach nur drei Stunden Schlaf. Bereit, mich zwei Mal täglich umzuziehen, wenn ihr was missfallen sollte. Bedacht darauf, gemeinsam erworbene Glanzstücke mit Eigenständigem zu verbinden. Die neuen Stiefel mussten mit, eben erst in Grado erworben und wie sie meinte "in allen Magazinen". Sie, die latente Antisemitin hatte sich immer wie das Paradeexemplar der "jüdischen Muttter" in Paul Watzlawicks "anleitung zum Unglücklichsein" benommen: "Und das andere gefällt dir nicht?"

Magazine will sie keine im Krankenhaus. Zu schwach um bunte Seiten umzublättern und über Fiona zu lästern. Zu schwach um KHG zu verteidigen. "Schön sind die Stiefel, und der Rock?""Hasi&Mausi, 29,90.""Super", stolzer Blick zur Nachbarin. "Und der Body?" "Uralt, 10 Jahre." "Und wieder ganz modern." Die Augen fallen fast zu.

Der Vater, einst mit 1,92 Metern ein Riese im Vergleich zur 1,56 m großen Mutter versucht in seinem Sessel zu verschwinden. Beruhigt ist er, dass die Aufmerksamkeit von ihm abgelenkt ist. Ständig ist er, der ihre geheimen Gesetze nie ganz verstanden hat, besorgt, dass ich irgendein Vergehen an Kleidung und Haaren begehen könnte. Mit seinen Vergehen hat er sich abgefunden. Er der Gesetzestreue hat resigniert gegenüber ihrer Gesetzestafeln. Längst weiß er, dass er fast nichts richtig machen kann.

Sie macht kleine, vorsichtige Schritte am Krankenhausgang. Als ich ein Teenager war – und damals hat das noch so geheißen – ist sie sich ihren Zorn aus dem Leib gegangen, in langen Spaziergängen. Dann kam der Schlaganfall, sie konnte plötzlich nicht mehr allein irgendwo hin rennen. Sie konnte mich nicht mehr in meiner Wohnung im vierten Stock ohne Lift besuchen. Sie war eingesperrt und auf die Hilfe anderer angewiesen. Die steile alte Holzstiege zu Hause hat sie immer noch geschafft. Im Krankenhaus möchte sie keine Stigen steigen.

Papa genießt es mit mir essen zu gehen, Gesprächsthema ist fast ausschließlich die Mutter. Wo auch immer wir sind, ist sie dabei. "Was hätte sie dazu gesagt?", "Was hat sie damit gemeint?", seltener "Wie geht es weiter?" Zu Hause benutzt er kaum Geschirr, den Geschirrspüler schon gar nicht, vor der Dusche legt er Handtücher aus, das Sofa wird zum Fernsehen abgedeckt. Wir trinken ein Bier und einen Grappa und gehen früh schlafen. In meinem alten Kinderzimmer, in dem jetzt eine Pflegerin wohnt, finde ich kaum Schlaf. Die Stiege macht mir Sorgen. Meinen Vorschlag, für ihn zu kochen, lehnt Papa verzweifelt ab. Ich könnte ihre Ordnung stören.

Am Sonntag weint sie weniger als sonst, wenn ich fahre. Draußen vor dem Fenster wartet der Bettelwurf auf meinen ostösterreichischen Mann, der ihn in einer Art archaischem Familienritual nächstes Jahr besteigen soll. Der Vater bringt mich zum Bahnsteig. Ich habe beiden versprochen bald wieder zu kommen. Ich habe ein bisschen Angst vor all dem, was da noch kommt.

Seit Dienstag ist sie zu Hause. Es ist schwierig. "Kommst du bald wieder?"

Goldener Herbst oder schon die ersten Wintertage?
480 mal erzählt

25
Sep
2006

Und was noch geschah

Bei der fröhlichsten meiner Cousinen wurde vor einigen Wochen Brustkrebs diagnostiziert – weit fortgeschritten und sehr aggressiv. Sie, die Kindergärtnerin, die immer von eigenen Kindern geträumt hat und jetzt endlich einen Partner hatte, mit dem sie diesen Traum umsetzen wollte, muss wohl umdenken. Vor der Operation ist die Familie noch einmal gemeinsam auf den Berg gegangen eine Vorbereitung auf den Berg, den sie gerade gemeinsam bewältigen. Aus dem fernen Wien, habe ich versucht, Trost zu sprechen und Rat zu geben – selbst hilflos.

Letzte Woche bin ich dann zur Frauenärztin gegangen – das erste Mal seit fünf Jahren, voll schlechten Gewissens, weil ich – die bewusste Frau – das eigentlich einmal im Jahr tun sollte. Die Frauenärztin hat dann prompt etwas in der Brust ertastet – "Werden Sie nicht panisch, es fühlt sich wie eine Cyste an." Sie hat mir für Freitag einen Mammographietermin beschafft und so musste ich mich nur eine Nacht lang fürchten.

So oft hatte ich in letzter Zeit gesagt und gedacht: "Und wenn ich morgen sterben würde, hätte ich bis heute ein wunderbares Leben gehabt…"Und plötzlich hatte dieser Satz eine ganz andere Dimension. Schon allein deswegen, weil ich ja – würden meine Ängste wahr werden – nicht morgen sterben müsste, sondern wohl überleben würde. Aber vielleicht meinen Busen, auf den ich so stolz bin, verlieren würde. Den Busen habe ich von meiner Mutter geerbt, ihrer ist, auch wenn sie schon 76 ist noch immer so schön und stramm. Meiner war mir lange zu klein, jetzt hat er genau die richtige Größe. Ich dachte an das Telefonat mit meiner Cousine, an das, was sie von der Chemo erzählte. An die vielen Begegnungen mit Frauen, die Brustkrebs hatten, an unzählige Artikel und meine Internetrecherchen. Als ich zur Mammographie ging, war ich gefasst, bereit zu nehmen was kommt, als Weg und Aufgabe.
"Es sind zwei Cysten", erklärte mir die Radiologin und lächelte: "Nichts schlimmes, schönes Wochenende." Und weil der Liebste keine Zeit hatte und auch der Erstgeborene verschollen war , habe ich mit mir, köstlichen Sushi und später einem Schilcher-Sturm ein wenig gefeiert.

Am Samstag dann Tag der offenen Türe im Naikido-Zentrum. Die Osho hatte mich gebeten, da zu sein und über Naikan Auskunft zu geben. Gerne habe ich zugesagt und noch lieber habe ich nach dem Geschehen der letzten Tage dieses Versprechen gehalten, denn es waren unter anderem die Naikan und Zen-Erfahrungen, die mir letztendlich Angst nahmen und Frieden schenkten.

Die Worte der Osho waren sehr schön und kamen gut an – und wurden dann noch um sehr persönliche Erfahrungen der Anwesenden Naikan-Geübten ergänzt. Tiefen Eindruck hinterließ auch ein Talmud Gedicht, mit dem die Osho ihren Vortrag beschloss:

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.
539 mal erzählt

30
Aug
2006

Heirathen! Das heißt einen Ziehbrunnen leer trinken.

"Ich werde niemals heiraten", versicherte die Mock Turtel trotzig in dem kleinen Park in Paris.Ihre Freunde nahmen sie in den Arm. Alle weinten und es regnete. "Il pleut sur la ville comme il pleut dans mon coeur", zitierte sie Verlaine – wahrscheinlich laut, wie immer in diesen Tagen. Es war in den frühen 80ern. Mit dem Nachtzug waren sie nach Paris gefahren, die Schulfreundin, Bürgertochter wie die Mock Turtle selbst, ihr Freund, der Jusstudent aus der altösterreichischen Künstlerfamilie und die Turtle, mitgenommen als eine Art Gouvernante. Es waren die wilden Jahre der Mock Turtle und eben erst hatte sie am Grab von Jim Morrison das erste Mal an einem Joint gezogen. Seit drei Tagen waren sie also in Paris, fasziniert beobachtete die Turtle die Paarsamkeit der beiden. Sie wusste, dass sie viele Liebhaber haben wird, aber sie glaubte, dass ihr diese Art von Liebe verwehrt bleiben würde. Sie war unglücklich verliebt und Begierde Sex und Liebe mischten sich in Kopf und Bauch. Die beiden waren so sauber.
"Was wäre, wenn wir einfach hier in Paris heiraten würden?"
"Du hättest Erklärungsbedarf."

Ich, der Anstandswauwau, der mit dem Jusstudenten noch nachts in Bistros Pastis trank, wenn sie schon schlief. So sauber die beiden. So dreckig ich und mein Chaos.

The days are bright and filled with pain
Enclose me in your gentle rain
The time you ran was too insane
We'll meet again, we'll meet again

Oh tell me where your freedom lies
The streets are fields that never die
Deliver me from reasons why
Youd rather cry, Id rather fly

The crystal ship is being filled
A thousand girls, a thousand thrills
A million ways to spend your time
When we get back, I'll drop a line.


Heute vor zehn Jahren war der offizielle Teil meiner Hochzeit schon vorüber. Ich war seine Frau. Ich bin seine Frau. Ich habe eben meine alten Tagebücher gesucht aus dieser Zeit und sie nicht gefunden. Also reise ich in Gedanken, Bildern und Worten zurück. Das erste, was ich sehe, sind all die strahlenden Gesichter. Ich gehe durch den Garten und umarme die Menschen aus, seiner, meiner, unserer (Wahl-)Familie. Im Hintergrund die Volksmusikgruppe, die mein Schwiegervater als Überraschung engagiert hat mit dem Geiger, der immer schon auf Teufel komm raus mit mir geflirtet hat. Braustrauß werfen und Strumpfband. Sekt und Gras im Wald. Die Doppelconference der Väter und eine Hochzeit mit Soul-DJ. Meine beiden Kollegen und die Backgroundsängerinnen der bayrischen Band.
"This ist a perfect day, I'm glad I spent it with you."
Der Cousin, den ich hätte zum Trauzeugen machen wollen und der in dieser Nacht seine Liebe verlor. Die Cousine, die heute Brustkrebs hat und damals, wie so oft sehr oft bezaubernd lachte. Meine Mutter, glücklich, glänzend, klatschend, weinend. Der Vater, groß und gerührt. Die Sister, fern wie stets. Die Schwiegermutter gurrend, der Schwiegervater brummend. WegbegleiterInnen. FreundInnen.
Und er. "Ja, ich will Geliebter, Brudertier, Gefährte, Freund, Spielkamerad, Lover, Drug-Buddy, Heiler, Helfer, Mann, Gatte." Und ein Feuerwerk und Musik und Tanz und Glückseligkeit. Später im Orient – tausend und eine Nacht. Tausende Nächte mittlerweile.
"Heirathen! Das heißt einen Ziehbrunnen leer trinken", seufzt die Mock Turtle. Ich hab Durst.
710 mal erzählt

12
Aug
2006

Aui muass i

In die Berge soll es gehen, Klettern im Hochseilgarten mit einem alten Freund. Ein Geschenk seiner jungen Freundin. Einmal schon abgesagt, aus wettertechnischen Gründen – nicht aus Feigheit. Aber heute muss es sein. Da hilft kein vorsichtiger Anruf, auch kein Verweis auf die Weblifecam und Tageshöchstwerte von 16 Grad. Da müssen wir durch, oder besser gesagt rauf oder noch besser gesagt zuerst runter. 300 km. Draußen regnet es. Kuscheln wäre heute fein. Oder gemeinsam kochen, habe ich dem Liebsten vorgeschlagen, aber die Initiatorin hat gesagt, noch mal stornieren ginge nicht. Also müssen wir – ihm zuliebe und weil wir nicht feig sein wollen, nicht einmal faul.

Wir räumen das Schigewand her und suchen Expeditionskleidung heraus. Superpraktische Anoraks mit herausnehmbaren Innenfutter und Luftzirkulationsreisverschlüssen. Sollten wir ins Schwitzen kommen, dort oben in den Seilen, auf den wackelnden Plattformen von denen die Initiatorin beim gemeinsamen Ersatzabendessen nach der letzten Absage so geschwärmt hat. Handschuhe, um die Seile zu greifen. T-Shirts, Ersatz-T-Shirts, mehr geteilte Hosen, Ersatzhosen. "Ich nehme auch eine Mütze mit", sagt der Liebste. Meine habe ich schon lange eingepackt.

Während des Duschens hoffe ich auf ein letztes Deja Vue. Bei der letzten Absage hatte genau zu diesem Zeitpunkt das Handy geläutete und uns von dem Abenteuer erlöst. Aber das Handy bleibt still. Eine tolle Gelegenheit mein neues Verhältnis zur Angst zu testen, betet mir die Mock Turtle vor. Ich weiß, wenn ich morgen nüchtern wäre, klar und rein, wenn ich zwischen den Seilen hänge. Wenn…

Nachtrag:
Es war eine tolle Gelgenheit, mein neues Verhältnis zur Angst zu testen - ich bin froh, dass ich es gewagt habe.
591 mal erzählt

10
Aug
2006

Karottenknacken

Gestern war bei Stern TV der Psychoakustiker Friedrich Bluntner und sprach über Sound-Design bei Nahrungsmitteln. "Das Ohr isst mit." Karottenknacken wurde eingespielt. Online gibt es ein nettes Quiz um Nahrungsmittelgeräusche zu erraten.
Ich habe dann ein wenig im Netz recherchiert: Der Mann befasst sich nicht nur mit dem klangoptimalen Design von Bierflaschen oder durch ihren knackigen Klang besonders schmackhaften Eiswaffeln, sondern auch mit den feinen Einschenkgeräuschunterschieden zwischen rotem und weißen Wein. In einem Artikel bei arte über ihn wird der Philosoph Lorenz Oken zitiert, der schrieb, dass das Auge den Menschen in die Welt führe, aber das Ohr die Welt in den Menschen. Ein Gedanke, der mir schon durch Joachim-Ernst Behrendt vertraut war, aber mir jetzt erst wirklich bewusst war.

Seit bald zwei Wochen bin ich von Bodingbach wieder hier. Eine Woche habe ich dort im Naikan-Haus in großer Stille verbracht. Zum dritten Mal schon eine Woche schweigen, kaum Interaktion mit den anderen, die so nah in den Kojen links, rechts und gegenüber sind. Eine Woche nachdenken über mein Leben, aus der Ferne Kuhgebimmel, einmal täglich die Dampfeisenbahn und nur selten ein Auto oder gar Stimmen.

Innenschau mit den drei Fragen:

• Was hat die Person (Mutter, Vater, Geschwister, PartnerIn) für mich getan?
• Was habe ich für sie getan?
• Wie habe ich ihr Schwierigkeiten bereitet?

Im Zeitraum 0 bis 6 Jahre, 6 bis 10, 10 bis 14, usw. bis in die Gegenwart. Alle eineinhalb Stunden spreche ich mit Helga Hartl, die uns begleitet.

Ordnung im Zimmer machen, hat es Josef letztes Jahr genannt: "Und wenn dein Zimmer einmal richtig aufgeräumt ist, wirst du immer wissen, wie es ist, wenn Ordnung ist."

Eine Woche nichts lesen, keine Musik. Wortlos essen – jedes Karottenknacken wirkt laut. Ohne Worte zusammen arbeiten - während der einen ersehnten Stunde Arbeitsmeditation täglich. Und dazwischen Zen sitzen, fünf, sechs Stunden im Dojo. Irgendwann fluten die Bilder. Das kleine Mädchen, das sich im Kreis gedreht hat, bis es hingefallen ist und sich dann am tanzenden Himmel erfreut hat. Der zynische Teenager, der Menschen benutzt hat um sich pathetisch selbst zu verletzen. Die ver-rückte junge Frau hinter der Bar, die fast im Alkohol ersoffen wäre.

Die liebende Mutter, die es tatsächlich gut gemeint hat und vielleicht nicht schlecht sondern nur voll getroffen hat. Der gütige Vater, der immer mein bestes wollte aber nie etwas gefordert hat. Der Liebste, der mein Leben in Ordnung hält und das Chaos immer zugelassen hat, das ich ihm ins Haus gebracht habe. Die Freundin, die immer selbstverständlich da war und nie gewürdigt war, weil ich Schmetterlingen hinterher jagte. Der Geliebte, der…
Und was habe ich für sie getan: Blumen gepflückt, Gedichte geschrieben, gekocht, zu aller Zeit das Telefon abgehoben.

Und die Schwierigkeiten. So viele. "Ich bin ein Teil von jener Kraft, die oft das Gute will und oft das Böse schafft, frei nach Faust", sagt die Mock Turtle mit einem Seufzer. Nein bin ich nicht – ich bin einfach eine riesengroße Egoistin, die sich Jahre ihres Lebens mit selbstverliebter Nabelschau vertrieben hat.

Langsam gewöhne ich mich wieder an den Lärm, der wie ein dicker Wattebausch auf dem Weg nach innen wirkt. Die Medien haben mich wieder. Das Handy liegt in Reichweite, ich habe ein Blog gestartet. Kommunikation, mein Leben, mein Geschäft. So manches, was für mich getan wurde, habe ich schon wieder übersehen, nicht immer habe ich was für andere getan und ich hab meinen Mitmenschen (und damit auch mir) schon wieder jede Menge Schwierigkeiten bereitet, aber ich weiß, wie mein aufgeräumtes Zimmer aussieht.
2238 mal erzählt
logo

Mock Turtle

Sit down, both of you, and don't speak a word till I've finished

Who sits there?

Du bist nicht angemeldet.

Im Bilde

shot_1290727098945

Soundtrack

Aktuelle Beiträge

Gruß nach drüben
Der Vater - der großartige Walter Deutsch ist am 13....
katiza - 18. Feb, 16:53
Wenn ich schon geahnt...
dass ich an jenem Zuhause angekommen bin. Ich liebe...
katiza - 22. Feb, 15:42
Nach dem Text fürn Wolf...
Nach dem Text fürn Wolf musste ich schnell diesen nochmal...
viennacat - 14. Aug, 18:30
Danke für Worte die nur...
Danke für Worte die nur von Dir sein können ...
viennacat - 14. Aug, 18:27
Soooo schön und berührend....
Soooo schön und berührend. Danke!
testsiegerin - 14. Aug, 15:07

Es war einmal…

Gezählt

Meine Kommentare

Gruß nach drüben
Der Vater - der großartige Walter Deutsch ist am 13....
katiza - 18. Feb, 16:53
Wenn ich schon geahnt...
dass ich an jenem Zuhause angekommen bin. Ich liebe...
katiza - 22. Feb, 15:42
Alle Kraft für ihn!
Alle Kraft für ihn!
froggblog - 10. Sep, 11:46
.
.
datja - 18. Jul, 18:34
Lieber Yogi, ein bisschen...
Lieber Yogi, ein bisschen frivol der Geburtstagsgruß...und...
datja - 5. Jul, 14:19

Meins

Creative Commons License
Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Augenblicke

www.flickr.com
Dies ist ein Flickr Modul mit Elementen aus dem Album Ausatmen. Ihr eigenes Modul können Sie hier erstellen.

Suche

 

Status

Online seit 6853 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Feb, 16:53

Credits

kostenloser Counter




...und wartet...
*.txt
An- und Verkündigungen
Augenblicke
Aus dem Schatzkästchen der Mock Turtle
Bilanz
Cinematograph
Der Salon der Turtle
Freitagsfrüchte
Fundstücke
Homestory
In Reaktion
Journal November 2010
La Chanson
Lebens-Wert
Logbuch
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

kostenloser Counter