Aus dem Schatzkästchen der Mock Turtle

30
Aug
2011

Hochzeitstag

Heute wäre unser 15. Hochzeitstag gewesen; jetzt ist es meiner und seiner.

„Immer, wenn wir uns sehen, bist du gerade geschieden oder frisch verliebt“, sagt der Betrunkene am Nachmarkt; Cafe-Latte-Strich nennt der schwule Freund diesen Teil, in dem sich Lokal an Lokal reiht. Ich habe mich verwöhnt mit Friseurbesuch und Sushi und sitze nun mit meinem „Fratellino“ bei Mojitos. Verwundert sieht der mich an, während der Blonde an ihn gewandt fortsetzt: „Wir waren ja miteinander in der Schul…“ und dann an mich: „Also?“ „Beides“, sage ich und lächle und weiß schon im nächsten Augenblick, dass wir unseren neuen, meinen angeblich alten Freund nicht mehr los werden. Ich habe Augenkontakt mit dem Wahlbruder und studiere den Fremden. „Tja, du werst nie gscheiter, wennst wieder allan bist, schreib ma a E-Mail.“ „Tja, wenn ich wüßte an wen?“ Er lallt eine E-Mail-Adresse, Artur „ohne h“, mein blonder Schulfreund, der mir noch nie zuvor begegnet ist. Mein Brüderchen grinst, als sich Blondl an unseren Tisch heran arbeitet.

„Und was ist, wenn des wieder schlecht ausgeht?“, fragt mich der „Schulfreund“ ehrlich besorgt. „Das letzte Mal hats 20 Jahre gehalten“, antworte ich. „Was is passiert?“ "Die Liebe ist entschlafen.“ Er wirkt enttäuscht, er hätte sich mehr Drama erwartet. „Und jetzt wieder verliebt?“Ja, sehr…“ „Und es kann trotzdem schlecht enden… „Wenn die Liebe frisch ist, denk ich nicht ans Ende. Alles endet.“

Er erzählt, dass er aus dem 12. Stock springen könnte und fliegen oder nicht. Er ist sehr betrunken. 17 Jahre habe seine Ehe gehalten. Aber er sei schon lange allein. Und was ich für ein Sternzeichen sei, will er wissen. Steinbock. Oh, er auch. Olivia nennt er mich, Artur Maria, mein einsamer Schulfreund, der an die große und ewige Lieb glaubt und an den Schmerz. 10.000 Jahre ist seine Seele alt und im Himmel gibt es Edelsteine und Kristalle, aber keine Natur. Fratellino und ich bedauern das. „Dafür kann man fliegen und trifft Hendrix.“ Und das bezweifeln wir und stellen uns Hendrix und Co viel lieber in einer gemütlichen Hölle vor, einer Souterrainlokal. Aber die Hölle gäbe es nicht, versichert uns Artur, der neben Ausgeburten der Hölle wohnt, wie er ihnen erst neulich versichert hat. Aber die Wohnung dort am Land, die er mit seinen sechs Katzen teilt sei günstig, deswegen wohnen auch entlassene Strafgefangene, die der Teufel ausgespuckt hat dort neben ihm, der die Jungfrau Maria im Namen trägt. Und über die Liebe reden wir, die Liebe alter Seelen. „Meld dich, wenn du allein bist“, sagt er als wir gehen und „Wie heißt du eigentlich?“ „Olivia.“

Heute war mein 15. Hochzeitstag, Kristallhochzeit, doch das Kristall zerbrochen.

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Wie die Zeit vergeht.
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29
Aug
2011

T(Raum)

Eine Frau streift nackt durch einen Raum. Es ist frühmorgens, der Geliebte ist eben gegangen. Es ist seine Wohnung und sein Bett, das nach ihnen beiden riecht. Sie liest die Titel der Bücher in den voll geräumten Regalen, betrachtet die Bilder, die einen glücklichen geliebten Menschen zeigen. Manchmal schmunzelt sie, nimmt ein Buch aus dem Regal, blättert. Manche Buchrücken berührt sie fast zärtlich, sie greift nach einem Photo im Regal, nimmt es in die Hand, studiert es, lächelt.

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Dann geht sie in die Küche und kocht sich Kaffee. Es ist eine dieser altmodischen Espressokannen, wie sie selbst eine besitzt. Sie mag diese Kannen, die alle Sinne bedienen, mag das Geräusch, wenn der Kaffe unter dem Druck des erhitzten Wassers aus der Mitte sprudelt, mag den Geruch, der sich ausbreitet, mag es, wenn aus dem spitzen Ausguss Espressotropfen herausschießen, weil sie die Kanne zu spät vom Feuer genommen hat. Und während sie den Gasherd von den Spuren der übergekochten Flüssigkeit reinigt - sie mag auch Gasherde, daheim versaut sie immer das Ceranfeld -den ersten viel zu heißen Schluck Kaffee im Mund, fällt ihr auf, dass die Wohnung Parterre liegt und sie noch immer nackt ist. Sie lacht kurz auf und legt sich wieder ins Bett, den dampfenden Kaffee neben sich.

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Eine andere Wohnung. Ganz früher, beim ersten Mal, als sie die Eltern belog, um die ganze Nacht bei ihm zu verbringen, die Freundin bot ihr das Alibi. Auch damals blieb sie allein in der Wohnung zurück, studierte voll Liebe Bücherregale und Bilder und hinterließ einen Brief, handgeschrieben wie jetzt auch. Damals hatte sie nicht bemerkt, dass zwei in dieser Wohnung lebten, zu jung, naiv oder es nicht merken wollen? Eine große Matratze am Fußboden, seine durchlöcherte Kleidung, Platten, Steve Reich „Music for 18 Musicians“, an all das erinnerte sich die nackte Frau auf der großen Matratze am Fußboden.

Wieder eine andere Wohnung, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft, Musik, überall im Raum, Schallplatten und Bücher, viele Bücher. Poster. Eine große Matratze am Fußboden. Einmal ist sie nächtens dorthin angereist, den ganzen weiten Weg in die Heimatstadt, zwei Flaschen Sturm im Gepäck, die im Zug übergingen, heimlich und sie hat zwei Tage fast nur in dieser Wohnung verbracht, in diesem Zimmer, damit sie niemand sehen und erkennen könne, die Eltern nicht und auch sonst niemand, einmal hat der Vater des damals Geliebten ein Regal montiert. Die Briefe, die sie dem Geliebten schrieb, machten ihm Angst, schrieb er in den Briefen, die er ihr schrieb. Neil Young „The woman I’m thinking of, she loved me all up.“

Ein Zimmer in einer anderen WG, Bücher, Schallplatten, ein großes Bett. Und dann im Vorraum weiße Collegeschuhe mit Pömmeln. Ihr Gesicht verzog sich, fast ohne, dass sie es wollte. Und sie ging durch die morgendlichen Straßen zu einem anderen, „im Mund noch den Geschmack des anderen Mannes“, es waren ihre brechtigsten Jahre. Gedichte unter der Türschwelle durchgeschoben. Die Frage „Zu mir oder zu dir?“ beantwortete sie stets mit zu ihr.

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Die Frau schreibt, ihre große schiefe Schrift füllt Seiten, Entwürfe, die sie rasch wieder verwirft. Sie zerreißt sie nicht, faltet sie zusammen und steckt sie in ihre Tasche. Sie schreibt unsicher, sie hat lange nicht mehr mit der Hand geschrieben, mißtraut der eigenen Schrift aber auch den eigenen Worten. Da oder dort ergänzt sie, fuzzelt etwas dazu. Sie setzt Ausrufungszeichen, am Computer tut sie das fast nie. Sie schreibt mit Bleistift, gehört zu jenen vorsichtigen Menschen, die auch Kreuzworträtsel mit Bleistift lösen. Und zu den Unvorsichtigen, die Briefe hinterlassen; noch immer. Gerade jetzt. Wieder.

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Sie scheint zu schlafen, hat sich in die fliederfarbene Decke eingewickelt und hört die Stimmen draußen vor den Fenstern, die Sonne scheint herein, die Temperatur ist angenehm, wie eine wohlige Katze räkelt sie sich unter den Laken. Vor dem Fenster ist es grün. Sie hat die Augen zu und atmet ruhig. Dann öffnet sie die Augen und tastet mit ihnen den Raum ab, sie lächelt. Sie duscht sich und streut Buchstaben in den Raum. Sie ist noch immer nackt. Jetzt erst zieht sie sich an und geht. Sie hat einen Schlüssel. Und hofft, dass sie nicht erwacht.

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„Die Frage ist, wie tief will ich in das Mysterium eintauchen.“

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28
Jul
2011

Sale

Sommerschlussverkauf aus meinem Bauchladen – Sale.
Und ich verkaufe das Salz meines Lebens, gewonnen aus Schweiß und Tränen; die Würze ist geblieben. Jetzt ganz billig für Lächeln, Lachen, Liebe. Und wundern Sie sich nicht über die Schmetterlinge, die kommen aus dem Bauch...

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Ein schönes Halsband hätte ich anzubieten für den inneren Schweinehund – „Frauerls Liebling“ steht drauf und es stammt noch aus der Zeit, als der ein Schoßhündchen war, der beste Freund des Menschen und noch nicht an der Kette hing und für alles verantwortlich gemacht wurde. Damals, als man noch mit ihm am Boden tollen konnte und die kleinen Zähne noch keine sichtbaren spuren hinterließen. Da durfte er noch im Bett schlafen und wenn ihm ein kleines Mißgeschick passierte, verzieh man es großmütig, er war ja so süß.

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Und Stolz hätte ich wieder im Sortiment. Sicher, der ist übertragen und ein wenig abgenutzt, da und dort durchsichtig, aber doch von erstklassigem Material. Selbst gemacht, Hand genäht und so viel besser als der gekaufte Marken-Stolz; was getan statt just do it, aus Liebe statt I’m loving it, weil ich es mir wert bin, think different, das verleiht Flügel, alles andere kann warten, mit Sicherheit mehr Vergnügen und geht nicht, gibt’s nicht. Wir sind die Guten. Und Spaß ist, was ihr draus macht, connecting people. Dahinter steckt immer ein kluger Kopf. Entdecke die Möglichkeiten.

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Und ausgestreckte Hände, zwei zum Preis von einer. Greifen Sie zu, Sie werden sie kaum fassen können. Sie können damit Schulterklopfen und sie zur Versöhnung reichen; Sie können sie über dem Kopf zusammenschlagen oder sie sich reiben; Sie können sie verschränken, dann wird ihnen warm oder Ihren Kopf darin stützen, falls er vom Denken zu schwer wird. Vielleicht wollen Sie sie auch in Unschuld waschen oder jemandem applaudieren, wenn es sein muss, können Sie sie auch ringen. Sie können sie auch einfach nehmen und mich umarmen, das wär doch was?

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Also schlagen Sie ein, greifen Sie zu, nehmen Sie sich was aus meinem Bauchladen, manches ist alt, doch könnte es schon nächste Saison wieder modern sein, redlich erworben ist alles und vergessen Sie nicht, der Sommer ist noch nicht vorbei, vielleicht kommen ja noch ein paar sonnige Tage, wo Sie was davon ausführen könnten…

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20
Jun
2011

Gekapert

Da stand sie plötzlich die Liebe und wollte wieder an Bord gehen. Ich müsste lügen, würde ich behaupten, ich hätte sie nicht durch den Hafen streunen sehen oder würde ich gar erklären, ich hätte sie nicht gleich erkannt. Und doch versuchte ich sie zu ignorieren, wusste ich doch, wie hoch das Risiko ist, dass sie da draußen auf hoher See wieder das Kommando übernimmt. Doch sie sah gut aus in ihrem neuen Gewand und ich wusste, wie sehr ich ihre Gesellschaft stets geschätzt hatte bei Sonne, Wind und Wellen. Sie hatte mir immer wieder Mut gemacht gegen den Wind zu segeln und mich über manche Flaute hinweg getröstet, sie hatte die Segel gebläht, fast wie im Flug ließ sie mich Weltmeere überqueren.

Und nun stand sie da und wollte wieder anheuern. Und sah mir in die Augen. Und nahm mich in die Arme. Und wirbelte mich herum, bis mir schwindlig wurde. Nur so ist es zu erklären, dass ich die blinden Passagiere nicht bemerkte, die sie an Bord schmuggelte. Die Sehnsucht nahm dick und fett und selbstbewusst gleich in meiner Kajüte Platz und begann Träume zu sticken, während sich die alte Angst und die dünne Eifersucht unter Deck versteckten, zwischen den Rumfässern und dem Schießpulver.

Die Liebe hingegen setzte die Segel und nahm mir das Steuerrad aus der Hand und stach in See. Ich spürte den Wind in meinen Haaren und das Glück in meinem Herzen. Und die blinden Passagiere würde ich in einem unbeachteten Moment über die Planke gehen lassen, schwor ich mir, doch jetzt gilt es erstmal die sieben Weltmeere zu erobern…schließlich bin ich die Kapitänin.

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28
Mai
2011

Späte Antwort

Lieber David,

gestern haben mich deine Briefe erreicht, vielen Dank dafür, noch einmal. Ich weiß nicht, ob ich auf alle geantwortet habe, ich werde das jetzt nachholen. Was waren das für Nächte, in denen wir uns kennen gelernt haben, ich könnte mich nicht erinnern, dich bei Tag gesehen zu haben, doch einmal im Drechsler, glaub ich.

Denk ich zurück, sehe ich uns trinken und lachen. Und jene Samstagnacht, als ich in der großbürgerlichen Wohnung in meinem Gästebett lag und du plötzlich zu mir kamst mit dem Doppelliter. Schöne große Räume. Du kommst aus einer „guten Familie“, altösterreichisch, Zell am See, Wohnungen in Bürgerhäusern. Du hast Treff geraucht und Johnny ohne, Tom Waits haben wir dort gehört und auch Schubert. Bernhard, Bukowski und Baudelaire gelesen. Geredet endlos.

Hast du Architektur studiert oder warst du an der Angewandten? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß, dass du schön warst, groß und schön …und betrunken. Aber das war ich auch. Und traurig warst du, waren wir, wütend, verzweifelt, jung.

Du hast mir später dein Rezept verraten in deinem Brief: „Du musst dich nur so lange fertig machen lassen, solange bis du dich nicht mehr wehrst, bis du plötzlich keine Kraft mehr hast gegen die dich von allen Seiten anstarrenden Teufelsfratzen anzukämpfen.
Ist dann erst dein Widerstand gebrochen, fällt der Rest wie Schuppen von deinen Augen.
Du erkennst, daß im Großen und Ganzen alles nur halb ist.
Halblustig, halbtraurig, das verdammte – halbe – Mittelmaß und dann erkennst du, daß das Mittelmäßigste in diesem 0815-Leben du selbst bist.
So ist es mir gegangen. Ich habe alles gesehen, alles verstanden, hab es akzeptiert und lebe jetzt mein halbes Leben ganz ruhig.“

Das wusste ich doch auch, David, das mit den Teufelsfratzen und dem halben Leben und ich hatte genauso Angst davor wie du. Deswegen schöpften wir aus dem Vollen, auch aus vollen Gläsern, auch in dieser Samstagnacht. Du trinkst zu viel, haben sie mir erzählt, meine Freunde, das einzige, das uns verbindet. Du schreibst von deiner besonderen Beziehung zum Alkohol und erzählst mir, wie du mit Wein vor dem Fernseher Heinz Conrads 70er gefeiert hast. Der ist auch schon tot.

Auch über die Liebe schreibst du in diesem besonderen Brief: „Etwas, was ich ganz im Geheimen vor meiner Halbheit verstecke, ist meine Liebe, die ich geben darf, die erwidert wird, die spüre ich zumindest nicht halb, sondern diese Liebe klammere ich völlig aus aus meinen Halbheiten, ich liebe sie still und intensiv für wenige Wochen im Jahr, aber es ist gut und macht mich glücklich.“

Ach David, wie recht du hast mit der Liebe, aber auch das andere Leben besteht nicht nur aus Halbheiten, wenn man die Liebe als essentielle Zutat hinzufügt, nicht nur wenige Wochen im Jahr…

Du dankst mir dafür, dass wir nicht miteinander geschlafen haben in jener Nacht vor 28 Jahren, ich hätte dir das Leben gerettet…wir haben viel von Liebe und Freitod geredet, eng aneinander geschmiegt in dem antiken Bett, Weißweinküsse, aber ich war in jener Zeit so müde vom mich verschenken, hatte mich zu oft verschenkt und du warst mir auch zu schade dafür und ich hatte Angst vor deiner Liebe. Kurz nachdem ich dich weg geschickt habe, knallte ein Auspuff. Es klang wie ein Schuss. Dann schriebst du mir den ersten Brief. Ich bin nicht mehr oft nach Wien gekommen, haben wir uns wieder gesehen?

„Mock Turtle, gib nicht auf, kämpfe so lange du kannst, du wirst lange kämpfen, vielleicht ewig, aber du wirst in diesen Kämpfen Kraft finden, Kräfte, aus denen du dein Glück baust und es auch erhältst.“

Ja David, du hast so recht behalten und wie gerne würde ich dir das sagen. Aber du bist ein Jahr später gestorben. Lungenkrebs. Dabei hattest du, glaub, ich ein nettes Mädchen gefunden, sie zu lieben und das Trinken reduziert. Unsere Welten berührten sich kaum mehr, jeder beschäftigt für das Glück zu kämpfen. Dabei muss man gar nicht so wild kämpfen, hinsehen reicht. Und Lesen in alten Briefen.

„Paß gut auf dich auf, und mache so wie ich weiß dass du es immer kannst das Richtige“


Du hast an mich geglaubt David, Danke, dass du in meinem Leben warst – was ich damals nicht gewusst habe: Ich liebe dich ...wie all die anderen, die mein Leben geprägt haben, über deren Briefe ich gestern gestolpert bin.

Deine Mock Turtle

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In Memorian Gil Scott-Heron RIP
2125 mal erzählt

1
Mai
2011

Ein Kompliment

Verwegen nennt er mich und es gefällt mir.
War ich doch lang genug verlegen.


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1169 mal erzählt

11
Apr
2011

Vom Sex der Buchstaben

Ach, wie geht es mir gut, wenn ich mich so treiben lasse im Rhythmus meines Lebens.

Rhythmus ist so ein schönes Wort, vor allem, wenn richtig geschrieben. Und ich gebe zu, manchmal bin ich selbst unsicher. Obwohl es so einfach ist, auf die h kommt es an, die fast stummen, phallischen h, die den Rhythmus erst ausmachen. So ist das nämlich.

Und deswegen ist Orthographie sexy. Schauen Sie sich das Wort nur an: Orthographie. Das hungrige O am Anfang, ein sanft rollendes r, ein t spuckt kurz aus, fast tadelnd und wieder ein o – kleiner als das erste - und ich lege auf Groß- und Kleinschreibung wert – ein kurzes Pressen, Kehllaut g, rrrrollend erzittert die Zunge, aaaalles ist offen, noch zeigt das p nach unten, aber im h richtet es sich auf und wird zum Zischlauft ffffffffffffffffffff, ausatmen ein kleines i sprüht seinen Punkt ins Weltall. E(h klar).

ORTOGRAPHIE ist halb so schön und auch der ortografie fehlt einiges.

Orthographie hingegen ist definitiv sexy, q.e.d.

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Bemused...
1874 mal erzählt

30
Mrz
2011

Rosetta, are you better, are you well

Es war ein wundervoller Sommer im Theater. Die junge Turtle erwachte, streckte ihre Sinne aus, der Panzer noch weich, doch der Wille und der Hunger stark. Alles war möglich. Die Luft knisterte. Küsse und Liebe. Das kleine Stöcklgebäude im Hinterhof, in dem das Theater seine Büro und Probenräumlichkeiten hatte war Licht durchflutet. Eine abgenutzte Granitur und eine Küche, wegen des Patrons und ein großer Tisch und Theater heute und ein Playboyheft mit Veronika Faber und Bücher, Stücke, Skripten, Programmhefte, ein Probesaal mit Spiegelwand für die Workshops und Lektionen, eine Probebühne, ein Gästezimmer im ersten Stock, in das ich einmal von ersehnter Hand gezogen wurde. Die Erfahrenen und das Jungvolk, alle was geworden von den Kindern damals die dem Intendanten und dem Ingerl dort zu Füßen saßen. Es waren wunderbare Jahre.

Leonce und Lena - einst war ich die Rosetta auf High Heels in einem Rosenkleid in Tulpenform, großzügig zur Verfügung gestellt vom Münchner Resi und dessen schwulen Kostümbildner, dessen Co-Regieanweisung lautete: "Die Rosetta muss so geil sein, die muss kaum atmen können. Damals war ich 18.

ROSETTA. So liebst du mich aus Langeweile?

LEONCE. Nein, ich habe Langeweile, weil ich dich liebe. Aber ich liebe meine Langeweile wie dich. Ihr seid eins. O dolce far niente! Ich träume über deinen Augen wie an wunderheimlichen tiefen Quellen, das Kosen deiner Lippen schläfert mich ein wie Wellenrauschen. Er umfaßt sie. Komm, liebe Langeweile, deine Küsse sind ein wollüstiges Gähnen, und deine Schritte sind ein zierlicher Hiatus.

ROSETTA. Du liebst mich, Leonce?

LEONCE. Ei warum nicht?

ROSETTA. Und immer?

LEONCE. Das ist ein langes Wort: immer! Wenn ich dich nun noch fünftausend Jahre und sieben Monate liebe, ist's genug? Es ist zwar viel weniger als immer, ist aber doch eine erkleckliche Zeit, und wir können uns Zeit nehmen, uns zu lieben.

ROSETTA. Oder die Zeit kann uns das Lieben nehmen.

LEONCE. Oder das Lieben uns die Zeit. Tanze, Rosetta, tanze, daß die Zeit mit dem Takt deiner niedlichen Füße geht!

ROSETTA. Meine Füße gingen lieber aus der Zeit.

Danke, Frau Rosmarin, für das Auslösen der Erinnerung - wie treffend die Worte auch heute wieder klingen – doch Rosetta ist älter geworden, längst will sie nicht mehr aus der Zeit gehen, sondern in der Zeit sein.

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Ach ja, und wer Zeit und Lust hat:

blog400pxv21
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12
Mrz
2011

Fukushima

Das große Beben..
Todesstrahlen, Atom. Angst
Und Hiroshima?

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1146 mal erzählt

5
Feb
2011

Wo der Hund begraben liegt

..manchmal in der Lust, der Geilheit, der Sehnsucht nach Berührung, Verführung, nach Küssen, nach Leidenschaft, nach Kopf verlieren, Rausch und Schmetterlingen. Und tief im Innern, der Schweinehund nämlich, der kläfft und mir den Mut abbeißt oder einfach nur spielen will und mich von der Arbeit, vom Draußen oder auch von der Innenschau abhält.

Und weil mir die Worte auch jetzt nicht so aus der Tastatur fließen und ich die „oiden Hund“ noch immer mag und Wiederholung ja auch ihren Reiz hat – diesmal am Stück :.

Die Geschichte vom Huskie

Es war fast ein wenig trotzig, dass sie statt zum Abendessen in die Hotelbar ging. Sie war allein in der Stadt und es entsprach ihr eher auf ihrem Zimmer noch einen Whiskey aus der Minibar zu trinken und ein wenig fernzusehen. Als sie sich an die Bar setzte, bedauerte sie ihren überflüssigen Übermut – jetzt gehen war unmöglich. Sie wühlte in ihrer Tasche nach Zigaretten. Als sie sich nach Feuer umsah, streckte ihr der Barkeeper sein Zippo entgegen: „Feuer?“. Sie erschrak als sie aufsah und ihr Blick sich begegnete – Huskie-Augen. „Danke“, sagte sie und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. „Was darf ich bringen?“ Seine Stimme war so anziehend wie sein Äußeres und beides löste ungeheure Anspannung in ihr aus: „Einen Mojito, Bitte.“ Sie zitterte ein wenig und sah, dass auch er es bemerkt hatte. Er grinste unverschämt und machte sich an die Zubereitung des Cocktails. Sie kannte diese Augen – darum zitterte sie. Ruckartig und sein Tempo ständig steigernd kam der Film in ihrem Hirn zum Laufen.

Der erste Mann in ihrem Leben war ein Huskie – hellblaue Augen zum dunkelblond gefleckten Fell, ein sehniger Körper und die Seele eines Wolfes. Sie hatte von ihm geträumt, er war der „knight in shining armour“, gekommen zu ihrem „emotional rescue“ , wie Mick Jagger sang, während sie sich liebten. Er war ein Arschloch – und ein Lügner in jedem Wort und jedem Kuss. Er wusste mehr über Sex als jeder, den sie je persönlich gekannt hatte und er war gewillt zu teilen. Sie war eine dankbare Schülerin, ewig hungrig, immer neugierig und bereit zum Rollenspiel.

Irgendwann war es sein Spiel und er modifizierte die Spielregeln, um zu gewinnen. Sex machte ihr noch immer Spaß – solange sie Träume weben konnten. Irgendwann war er dann weg – aus ihrem Leben verschwunden. Erst Jahre später hat sie aufgehört von ihm zu träumen und selbst damals ist er nie verblasst – es hat nur aufgehört.

Der Barkeeper stellte ihr den Mojito hin. Ohne ihn anzusehen, rührte sie die Eiswürfel mit dem Strohhalm um. Gierig saugte sie den ersten minzig-sauren Schluck Rum auf, erst jetzt sah sie wieder zu ihm hin. Es schien ihr, als hätte er den Blick nicht von ihr genommen. Das Blau berührte sie schon wieder, es nahm ihr den Atem. Bilder jagten durch ihren Kopf und sie glaubte zu fühlen, wie sie die Kontrolle über ihre Mimik verlor. Das verkrampfte Lächeln, das sie auf ihre Lippen zwang, strengte sie an. Er beantwortete es mit einem Grinsen, das sie noch mehr verunsicherte. Selbst das Grinsen schien das gleiche und machte ihre Knie weich. Sie rückte am Barhocker zurecht und versuchte die Beherrschung wiederzugewinnen. Als sie wieder aufblickte, polierte er am anderen Ende der Bar ein Glas.

Sie holte ihr Smart-Phone aus der Tasche. Ablenken wollte sie sich – nur nicht in einer fremden Stadt aus nostalgischen Gründen einem Barkeeper verfallen. Sie war glücklich mit Robert, die Liebe war frisch und er ein Mann, mit dem sie sich vorstellen konnte, das Leben zu teilen. Nach der schwierigen Trennung von Michael schien ihr Robert alles zu verkörpern, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Auch im Bett. Er war zärtlich und leidenschaftlich und er ging auf sie ein. Wäre sie noch mit Michael zusammen – ja, vielleicht hätte sie sich die Sache überlegt, vielleicht wäre eine heiße Nacht mit dem Barmann mit den Huskie-Augen drinnen gewesen. Sie hätte es wohl auch gebraucht. Aber nicht bei Robert – Robert war perfekt. Und dann war er ja von seiner Ex so verletzt worden, die Schnalle war mit allen und jedem ins Bett gegangen, nie, ganz sicher nie, könnte sie ihm das antun.

Ohne sie zu lesen, blätterte sie die Notizen des Tages noch einmal durch – nur die Augen nicht heben. Und doch glaubte sie seinen Blick fast körperlich zu spüren – gerne hätte sie aufgeschaut, um das zu überprüfen. Sie kam sich lächerlich vor, Nervosität hatte von ihr Besitz ergriffen, sie stand auf, um zur Toilette zu gehen. Und wieder begegneten sich die Blicke. Sie starrte sich im Toilettespiegel an und versuchte ihre Beherrschung wieder zu finden. Niemals hätte sie gedacht, dass die Geschichte von damals noch so stark in ihr vorhanden war. Sie zog den Lippenstift nach. Er war niemals ohne seinen Hund. Und der Hund war – oh Wunder - ein Huskie. Erst jetzt war ihr die Eitelkeit und der narzisstische Kick seines ständigen Begleiters bewusst. Damals hatte sie ihn auch dafür bewundert und die blauen Augen, die sie beim Sex beobachteten in Kauf genommen. Die Macht der Erinnerung – dachte sie und lächelte über die Klischees, die ihr in den Sinn kamen. Dann trug sie Puder auf – sie wusste nicht recht, ob sie sich gefiel oder nicht. Sie dachte auch an den Barmann und ertappte sich, wie sie versuchte sich seinen Körper vorzustellen, ihn in Gedanken schon zu berühren. Er war wahrscheinlich jünger als sie, er sah zumindest jünger aus. Sie hatte beim letzten Blick in den Spiegel das Gefühl ziemlich alt auszusehen – sie kehrte an die Bar zurück.

Erst jetzt nahm sie den Pianisten war, der ein wenig gelangweilt ein Evergreen-Repertoire herunterspulte. In einer Nische saß ein Paar. Typisch Hotel: sie hübsch und jung, er Business. Vermutlich eine Geschäftsreisenaffäre. Der Barkeeper beobachtete sie, während sie sich ihrem Platz näherte. Sie atmete tief ein, um diese verfluchte Verlegenheit zu besiegen.
Sie trank den Mojito zu schnell leer. Sie hätte doch essen sollen. Dann trank noch einen zweiten und einen dritten. Beim zweiten begannen sie sich zu unterhalten. Langsam fand sie sich wieder – die Unsicherheit wich. Beim dritten Mojito wusste sie, dass er der kleine Bruder des Huskie war. Er wusste nicht, dass sie seinen Bruder kannte. Sie hatte ihm ihren Vornamen verraten und er wusste, dass sie aus derselben Kleinstadt stammte. Als sie über die Lokale sprachen, die sie gerne besucht hatten, kam die unvermeidliche Fragen: „He, du könntest meinen Bruder kennen?“ Die Unsicherheit stieg wieder auf, sie versuchte das Zittern zu unterdrücken: „Nein, leider – kann schon sein ......ich kann mich nicht erinnern.“

Es war schon nach Mitternacht, ein paar angetrunkene Geschäftsmänner kamen auf einen „Schlummertrunk“ an die Bar. Sie quatschten sie an. Sie beschloss schlafen zu gehen – eine Sicherheitsmaßnahme und außerdem – es war schon spät. Sie ließ die Drinks auf ihr Zimmer schreiben – es knisterte kurz. Die Geschäftsmänner verlangten nach neuen Getränken und so wandte er sich ab. Als sie sich noch einmal vorsichtig in der Türe umdrehte sah er ihr nach. Sie lächelten beide.

Als sie auf ihrem Zimmer war, schien alle Müdigkeit weg zu sein. Sie war betrunken und erregt, wie sie sich eingestehen musste. Sein Bruder echote es in ihrem Kopf – er war sein Bruder. Es wäre interessant gewesen, dachte sie. Sie nahm ihr Handy und rief Robert an. Er hob nicht ab. Als sich seine Mobilbox einschaltete, legte sie auf. Sie drehte den Fernseher auf. In die Bar konnte sie nicht zurück – und das war besser so. Sie zog sich aus und richtete sich zum Schlafen. Die Erinnerungen verstummten nicht. Sie hatte Hunger, nach Essen, Sex, Alk. Sie dachte an seinen Geruch. An die Löcher in seiner Kleidung, Löcher in seinen Hosen, in seinen Hemden, in allem. Sie öffnete die Minibar. Er war Musiker und nicht sehr gepflegt. Sein Bruder hingegen wirkte wie frisch gebadet. Nüsse nahm sie und Schnitten, ein Mineral und nach einem Zögern noch einen Whiskey. Sie war geil, sentimental und betrunken. Sie schrieb Robert eine sms – ich liebe dich, gute Nacht, zappte durch die Kanäle und streichelte ein wenig an sich herum.

Das Telefon weckte sie wieder. Sie wusste, dass er es war. Während sie den Hörer nahm, sah sie auf die Uhr. 03.15. Er war wahnsinnig, sie wütend. „Ja?“ „Du wusstest, dass ich es bin?“ Jetzt hätte sie toben müssen, den Hörer auflegen, irgendwas. „Ich dachte es mir.“ Seine Stimme klang am Telefon noch aufregender, sie war plötzlich munter und willenlos müde zugleich. „Ich könnte jetzt kommen...“ Sie war verblüfft über sein Selbstbewusstsein. Er klang als hätten sie sich bereits etwas ausgemacht, als würde sie auf ihn warten – was sie im Grunde wohl auch tat.

Sie sucht verschlafen nach ihrer Schminktasche und nahm frische Seidenwäsche aus ihrem Koffer – nachtblau. Sie wusste nicht warum sie das tat und überlegte ob sie die Wäsche mit oder ohne BH anziehen sollte. Es durfte nicht aussehen, als hätte sie sich für ihn schön gemacht – also ohne. Es klopfte – sie schlüpfte in den Morgenmantel – es klopfte noch einmal. Mit Herzklopfen öffnete sie die Türe. Sie fiel in seine Augen. Er grinste sie an. Er hatte Champagner mitgebracht, mit Tableau, Kübel, Gläsern und allem: „Madame haben Champagner bestellt?“ An ihr vorbei betrat er das Zimmer. Ihr fehlten die Worte und er schien amüsiert darüber. Geschickt und lautlos öffnete er die Flasche, dabei betrachtet er sie. Er wirkte plötzlich so überheblich und selbstgefällig, dass sie ihn gerne hinauskomplimentiert hätte, aber dazu war es zu spät und es war auch nicht wahr. Es war genau diese Selbstverständlichkeit, die sie beim Huskie erst geliebt und dann gehasst hatte. Und die sie geil machte.

Erst jetzt sah sie den Teller am Tableau, dass er mitgebracht hatte. Er drückte ihr ein Glas in die Hand, sie stießen an, sahen sich in die Augen, auf den Mund und küssten sich. Er küsste gut und leidenschaftlich und sie spürte, wie ihr ihr Körper nicht mehr gehorchen wollte und in seine Arme entglitt. Er unterbrach den Kuss, lächelte wieder und lies sie los. „Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger..“ Er nahm den silbernen Deckel vom Teller und sie blickte auf einen Berg gegrillter Riesengarnelen ungeschält. Es roch herrlich, sie hatte Hunger, sie wusste nur nicht, ab auf die Garnelen oder ihn. Sie stand hilflos im Zimmer herum – er platzierte den Teller mitten im Bett. Keine Sekunde wandte er den Blick von ihr ab, was die Situation nicht unbedingt erleichterte. „Du musst sie schon selbst schälen.“ „Ich...“ Sie legte sich auf eine Betthälfte und nahm sich eine Garnele. Geschickt löste sie die rote Schale, immer wieder schleckte sie sich die Finger. Endlich ausgezogen versenkte sie den zartrosa Miniphallus in ihrem Mund. Es schmeckte grandios. Woher hatte er gewusst, dass sie hungrig war? Als sich ihre Augen wieder begegneten, lächelte er zufrieden. Sie verstand nichts mehr, musste aber weiter essen. Er aß nicht, er beobachte sie. Von Zeit zu Zeit brach er ein Stück Baguette ab und fütterte sie. Manchmal reichte er ihr das Champagnerglas. Sie redeten nicht bis der Teller leer war. Er räumte ab, kehrte zum Bett zurück und küsste sie. Er leckte den Garnelengeschmack von ihren Lippen und Fingern. Er war überall und sie zerrte an seinem Hemd. Endlich fühlte sie seine Haut, seine Rippen.

Langsam glitten ihre Finger an seinem Hosenbund entlang, ihre Hände mussten immer wieder seine Pobacken berühren. Sie spürte wie sich sein Schwanz gegen ihren Venushügel presste. Sie wollte ihn, sie wollte ihn, sie wollte ihn. Ungeduldig versuchte sie ihm nach dem Hemd auch die Hose auszuziehen, öffnete seinen Gürtel, den darunter liegenden Knopf und glitt mit ihrer Hand unter den Bund. Ihre Finger tauchten nach dem, was sich ihnen bereits entgegenstreckte – nach seinem harten, glatten Glied. Ihre Muschi rieb sich an dem Oberschenkel zwischen ihren Beinen. Sie wollte so dringend. Sie löste sich und zog ihm Hose und Slip aus. Oh ja – er war sein Bruder. Bevor sie seinen Schwanz mit ihren Lippen umschloss, glaubte sie, familiäre Ähnlichkeiten in Größe und Krümmung wahrzunehmen. Sie beschloss, es in ihrem Mund zu testen. Der Huskie hatte sie blasen gelehrt und sie bildet sich heute noch ein, dass sie ihm eine sehr gute Schülerin war. Fast alle ihrer Männer hatten ihr etwas in dieser Art bestätigt. Endlich hatte sie die Oberhand, endlich gab er sich hin. Er stöhnte leise, während sie zärtlich seine Eichel leckte. Eine Hand griff nach seinen Eiern. Er war rasiert, bestätigte ein vorsichtiger Blick. Ganz weich glitten ihre Lippen den Schaft entlang. Die zweite Hand suchte seine Brust. Zärtlich reizte sie den kleinen Knopf, der sich ihr hungrig entgegenstreckte. Er löste sich aus ihrem Bann und glitt zu ihr hinab. Er streifte den Morgenmantel ab und berührte sie überall, seine Lippen suchten immer wieder ihren Mund. Dann, später glitt er an ihr herab zwischen ihre Beine. Sie trug noch immer das nachtblaue Seidenhöschen. In ihrer Lust erschien es ihr wie ein Keuschheitsgürtel – ihre Muschi sehnte sich danach direkt berührt zu werden. Er atmete durch das Höschen in ihr Geschlecht. Sie glaubte vergehen zu müssen, so heiß war sein Atem und ihre Sehnsucht nach mehr. Sie war wütend, weil er sie warten lies, weil er spielte. Dann zog er das Höschen aus – unerträglich langsam und quälend. Ihre Beine zitterten. Endlich berührte sein Mund ihr Schamlippen. Als seine Zunge auf ihre Perle traf, war es wie ein Stromstoß. Unmittelbar danach kam sie zu ersten Mal, alles in und an ihr bebte, alles raste durch den Kopf den Körper. Ihre Hände griffen nach seinen Haaren. Sie öffnete kurz die Augen. Sie sah seinen Kopf zwischen ihren Beinen. Ihr Blick traf sich. Er beobachtet sie – wie einst der Huskie - sein Bruder – der Hund. Sie spürte die alte Unsicherheit, die Scham, das Wehrlossein und die Lust daran. Sie erschrak darüber wie ähnlich sich die beiden waren, denn dieser Orgasmus war wie heimkehren – genauso schön und schrecklich zugleich. Die alten Engel und die vergessenen Dämonen ritten auf den Wellen ihrer Lust. Sie zog ihn zu sich herauf und spürte wie sein Schwanz in ihr versank. Noch immer sprachen sie nicht, beide bemühten sich leise zu sein. Atem und Stöhnen und Haut auf Haut als Rhythmusmaschine. Wie in einer Choreographie wussten immer beide, wann es Zeit zum Stellungswechsel war und was zu tun war. Manchmal suchte sie den Blick des Hundes im Raum. Das stumme Zeugnis ihrer Wiederkehr. Er ist es nicht, er ist es nur beinahe, dachte sie dann. Sein Penis war lang, eher dünn und leicht nach rechts gekrümmt und wäre er nicht so geschickt damit umgegangen, hätte er ihr wohl auch wehtun können. Das dachte sie, als er sie von hinten nahm. Sie mochte seinen Atem und die Haar, die auf sie herabhingen, wenn er auf ihr war und die Augen. Auch wenn sie ihn ritt, von ihm weich auf seinen Hüften gewiegt, die glatte magere Brust greifend, versank sie im Blau. Ihre Gedanken und Gefühle waren in tausend Fetzen zersprengt. Der Huskie, der Termin morgen früh, die Garnelen, Petersilie und Küsse, seine Zunge seine Zunge, Robert, das Ganze war verrückt, der gleiche Schwanz. Sie beobachtete sich – aber nur im Kopf. Die Körper waren schön. Nie hatte der Hund Laut gegeben, wenn sie sich liebten. Michael, sie musste aufstehen, wie spät es wohl war, Peter, was macht der hier. Es war zum Sterben schön und ihr Leben glitt an ihr vorüber. Sie dachte Geigen und Rock'n Roll.

Sie kam oft – er dreimal. Einmal trank sie ihn. Später schenkte er Champagner nach und sie rauchten und sprachen. Sie bedankte sich für das Essen, es sei gerade recht gekommen, aber warum? „Mein Bruder hat mit einmal erklärt, ob sich eine Frau lohnt, erkennt man, wenn sie isst.“ Der Huskie – er hatte oft für sie gekocht – unendliche Kreationen aus tausenden Kochbüchern, phantastisch, puristisch eitel. Wie Witzigmann führt er sich auf, wenn er in der Küche werkte, wie ein 5-Hauben-Meister. Und dann nach dem Essen war er so sanft, so gut, so sinnlich geworden. Sie hatte sich gelohnt? Sie tauchte aus seinen Augen auf. Er grinste: „Das weiß er von dir. Das hat er an dir erforscht – ich musste dich essen sehen.“ „Und mit mir schlafen?“ “Auch..“ Er grinste breiter, er streichelte ihre Brust. Jetzt nur nicht Liebe, dachte sie, nur keine großen Gefühle. Nicht das Leben umstellen, das sich gerade eben erst ordnete. „Ich betrachte uns als verwandt“, sagte er. „Ich fahre morgen.“, sagte sie. „Ich bleibe.“ Er hatte nie zu grinsen aufgehört und seine Stimme war leise und sanft und irgendwie cool. Es tat ihr ein bisschen leid, dass er sich nicht in sie verliebt hatte, aber so war alles gut. Sie tauchte in seine Augen: „Und er?“ „Er führt mit seinem Freund ein Restaurant.“ „Mit seinem Freund?“ Der Huskie war bi, dass er jetzt mit einem Mann lebte verwunderte sie. „Sein Hund?“ “Er hat einen neuen!“ „Welche Rasse?“ „Er hat sich nicht verändert. Willst du die Adresse?“ „Nein.“
Sie tauschten E-Mailadressen aus.

Sie verschlief ihren Termin.

Manchmal in anderen Städten sah sie auf der Straße einen Huskie und sie hielt inne und grinste. Manchmal stieg sie wieder in dem Hotel ab.

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